PNN 16.4.12
Die Schleusnerbude in Kleinmachnow ist gefragt. Visionen für die Schleuse
Kleinmachnow - Es ist eine echte Kuriosität: Das größte Abfallprodukt, das im Teltowkanal zwischen Kleinmachnow und Berlin anfällt, sind Tresore. Rund 60 solcher Stahlschränke müssten Jahr für Jahr aus dem Wasser gezogen werden, um den Kanal für die Schiffe befahrbar zu halten. Allerdings seien diese immer leer, wie Jörg Augsten vom Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin berichtet. Sie stammen vermutlich aus den unzähligen Haus- und Wohnungseinbrüchen in der Region.
Solche Geschichten erzählte man sich am Samstag in der Schleusnerbude. Das vom Wasser- und Schifffahrtsamt und der Gemeinde Kleinmachnow betriebene Infobüro an der Schleuse begrüßte am Wochenende seinen 50 000sten Besucher – auch wenn der trotz strahlender Sonne eine ganze Weile auf sich warten ließ.
Seit 2008 erfreut sich die Schleusnerbude großer Beliebtheit, denn die Besichtigungen der 1906 in Betrieb genommenen Schleuse faszinieren nicht nur Technik-Fans. Wasserkraft wird hier erlebbar, wenn sich die Hubtore vom Turmgebäude in den Kanal senken und der Wasserspiegel anschließend sinkt, um bei der nächsten Schleusung wieder zu steigen. Schiffen und Booten dient die Schleuse so als „Fahrstuhl“, der den Höhenunterschied zwischen Havel und Spree ausgleicht. „Bei jeder Schleusung sind etwa 2,70 Meter Höhenunterschied zu überwinden“, erläutert Gästeführer Werner Polzin.
Der Blumenstrauß liegt bereit, die Kaffeemaschine gluckert und während des Wartens auf Besucher Nummer 50 000 kommen die Verantwortlichen ins Plaudern – über Visionen, beispielsweise für das Gelände neben der Südschleuse. Dort könne man doch Tische mit Sonnenschirmen aufstellen und Kaffee und Kuchen anbieten, regt Bürgermeister Michael Grubert (SPD) an. Doch mit Verweis auf künftige Planungen erklärt Augsten, dass die Fläche nicht verfügbar sei. Gastronomie bleibe nur dem alljährlichen Schleusenfest vorbehalten. Als Grubert nachhakt, ob es für die anstehende Sanierung der Nordkammer schon einen Termin gibt, blockt Augsten ab: „Das ist ein schwieriges Pflaster“. Zudem habe er Order, über das Thema nicht zu reden. Die Verärgerung der Schifffahrtsbehörde ist noch immer spürbar, nachdem Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) 2010 den Ausbau der Schleuse auf 190 Meter stoppte.
Freimütig berichtet er dagegen von seinen Erfahrungen als passionierter Paddler, der sich am Südufer des Oberhafens einen Wasserrastplatz vorstellen könnte. Denn auf dem Teltowkanal seien solche Möglichkeiten noch immer rar. Dabei würde die steigende Zahl der Sportboote – im vergangenen Jahr waren es 6500 – den Bedarf verdeutlichen. Und die Wassersportler würden sich beklagen, dass man auf der ganzen Strecke des Kanals nicht richtig Halt machen könne. Die Idee, die Sportbootanlage hinter der Schleuse auszubauen, wäre leider erst umsetzbar, wenn das Planverfahren für die Sanierung abgeschlossen sei, merkt Augsten an.
Plötzlich sind Schritte auf der Wendeltreppe zu hören, die zur Plattform der Schleusnerbude führt. Reinhild und Hubert Dumsch schauen zuerst verdutzt auf das feierliche Empfangskomitee. Doch dann ist die Freude groß, vor allem über die Sonderführung zum Turm hinauf, um die Mechanik der Hubtore einmal aus dieser Perspektive zu erleben. Das Ehepaar aus Wannsee ist auch von der Aussicht fasziniert. Und eine Information sickerte am Ende noch durch: Die Sanierung der Schleuse wird voraussichtlich in fünf Jahren starten können, wenn die Planungen auf dem erforderlichen technischen Stand sind, heißt es. Kirsten Graulich