PNN 7.3.12
Fluglärmdebatte hat Grundstücksmarkt im Teltower Raum nicht wehgetan: Die Preise klettern weiter
Potsdam-Mittelmark - Vögel trällern aus dem 20 Meter breiten Waldschal, der die Ginsterheide in zwei Einbahnstraßen teilt. Die Sonne flimmert auf geputzte Vorgärten, Architektenhäuser, Villen – nichts aus dem Katalog. An den Gartenzäunen baumeln hier und da Protestplakate gegen den Fluglärm. Den Grundstückspreisen hat es nicht geschadet: Die Ginsterheide – eine Straße direkt an der Ortsgrenze zu Berlin-Zehlendorf – ist im vorigen Jahr zu den teuersten Wohngegenden Kleinmachnows aufgestiegen. 290 Euro pro Quadratmeter haben Häuslebauer für rund 800 Quadratmeter große Baugrundstücke in dieser Lage hingeblättert.
Trotz der Fluglärmdiskussion ist der Preis um satte 50 Euro pro Quadratmeter gestiegen. „Allein diese Steigerung ist höher als der Baulandpreis in anderen Gegenden“, sagt Wilk Mroß vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Potsdam-Mittelmark. Einmal jährlich ermittelt der Ausschuss die Bodenrichtwerte im Landkreis, die Grundstückskäufern Orientierung geben sollen. Notare müssen dem Ausschuss dazu alle Grundstückskaufverträge vorlegen – 3472 waren es im vorigen Jahr.
Das Kleinmachnow sich langsam an gute Potsdamer Lagen herantastet, im gesamten Teltower Raum die teuersten Wohngegenden im Landkreis zu finden sind, daran habe auch die Fluglärmdebatte nichts geändert, stellte Mroß gestern auf einer Pressekonferenz fest. „Die Rechnung ,je lauter desto günstiger’ geht nicht auf, dann müsste es im Umkehrschluss ja in Wiesenburg besonders teuer sein.“ Grundstückspreise würden sich aus vielen Komponenten zusammensetzen, wobei die Infrastruktur und auch Faktoren wie die Verkehrsanbindung die Hauptrolle spielen. „Die Lagegunst überstrahlt die negativen Effekte des Fluglärms bei Weitem“, so Mroß. „Und dann ist zu beachten, dass im Umfeld des neuen Großflughafens 10 000 neue Arbeitsplätze entstehen – alles Wohnungssuchende“.
Unter 200 Euro ist in Kleinmachnow inzwischen kaum noch ein Baugrundstück zu haben, gute Stahnsdorfer Wohnstandorte bewegen sich jetzt auf die 200 Euro zu. In Teltow ist man für 150 Euro dabei, wenn es nicht gerade der Heinersdorfer Weg oder das Mühlendorf sein muss. Sparfüchse ziehen statt in die Abflug- in die Anflugschneise nach Werder (Havel): In den Havelauen sind die Preise im vergangenen Jahr zwar in Erwartung der neuen Blütentherme um 15 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Mit 95 Euro sind sie immer noch weit unter den Teltower Verhältnissen.
Das Werderaner Strengfeld gehört zu den wenigen Wohngegenden im Speckgürtel, die sogar günstiger geworden sind: 65 statt 80 Euro wurden dort im vorigen Jahr noch für Baugrundstücke bezahlt. Auffällig: Werders Ortsteil Glindow ist der einzige Wohnstandort im Berliner Ring, an dem im vorigen Jahr die Preise durchweg purzelten: um 10 bis 15 Euro. Das Glindower Baugrundstück ist inzwischen für 35 (Elisabethhöhe) bis 95 Euro (Wohnpark Plötziner Straße) pro Quadratmeter zu haben. „Es ist offenbar attraktiver, gleich nach Werder mit seiner guten Bus- und Bahnanbindung zu ziehen“, so Mroß.
Schnäppchenjäger können in der Peripherie des Landkreises derweil auch schon ein Baugrundstück zum Quadratmeterpreis von 5 Euro kaufen: in Orten wie Borne, Oberjünne oder Meßdunk zum Beispiel. Das Risiko dürfte sich in Grenzen halten, dass die Preise weiter sinken, fürchtet Mroß jedenfalls nicht. „Verschenken will sein Grundstück auch keiner.“ Ordentliche Grundstücksgeschäfte werden immerhin noch mit Acker- und Grünland gemacht: Dessen Preis ist im Landkreis im vergangenen Jahr um 22 und 35 Prozent gestiegen.
Alle Bodenrichtwerte im Internet:
www.geobasis-bb.de/bb-viewer.htm