PNN 22.2.12
Im Bauausschuss wurde der Verkauf eines kommunalen Grundstücks abgelehnt
Kleinmachnow - Die Chancen für die Bio-Company, an die Kleinmachnower Förster-Funke-Allee 109 ziehen zu können, sind gesunken. Im Bauausschuss am Montagabend fand das Vorhaben von Bürgermeister Michael Grubert (SPD), mit der Supermarktkette in Verkaufsverhandlungen über das kommunale Grundstück zu treten, keine Zustimmung. Der Grund: Viele Gemeindevertreter aber auch Anwohner fürchten Lärm und zusätzliches Verkehrsaufkommen.
Eine vom Rathaus in Auftrag gegebene schalltechnische Untersuchung hat zwar ergeben, dass durch den geplanten Markt die Emissionsrichtwerte nicht überschritten werden. Weder die Anlieferung der Waren noch der Kundenverkehr werde den Lärmpegel auf der Förster-Funke-Allee relevant erhöhen, so der Gutachter. Doch einige Anwohner sind skeptisch: Der Supermarkt-Parkplatz könnte nachts zum Treffpunkt für Jugendliche werden, die dort herumlungern und Bier trinken. Tagsüber rechnen die Bewohner der angrenzenden Straße Hohe Kiefer nicht nur mit Lärm durch den Wärmerücktauscher, sondern vor allem durch den Kundenverkehr. Bio-Company rechnet nach eigenen Angaben mit rund 600 Besuchern am Tag, geht allerdings davon aus, dass lediglich 23 Prozent davon mit dem Auto kommen. SPD-Fraktionschef Jens Klocksin glaubt daran jedoch nicht. „Und selbst wenn die Zahl stimmt, wären das noch immer 150 Autos mehr als jetzt“, erklärte er. Die Förster-Funke-Allee sei aber schon jetzt an ihre Leistungsgrenze angelangt, auch das Angebot an Einkaufsmöglichkeiten rund um den Rathausmarkt bereits ausgeschöpft. Das Argument Gruberts, dass sich viele Anwohner dringend einen Biomarkt wünschen, ließ Klocksin nicht gelten: „Bioprodukte gibt es mittlerweile in fast jedem Supermarkt, Bio-Company-Filialen zudem in Potsdam und Zehlendorf. Nach Angaben von Bio-Company stellen die Kleinmachnower dort jeweils zehn Prozent der Kunden.
Für Klocksin ist das Vorhaben aber auch aus städtebaulicher Sicht nicht sinnvoll. Die Bio-Company plant dort einen eingeschossigen Flachbau, rundum stünden mehrgeschossige Einfamilienhäuser und mit der Maxim-Gorki-Gesamtschule und dem großen Pflegeheim auch größere Gebäude. Andererseits: Noch im November hatten einige Gemeindevertreter vor einer allzu wuchtigen Bebauung in dem Wohngebiet gewarnt. „Der Pflege-Riegel ist aber bereits Bausünde genug“, so Klocksin. Was im Ort aber fehle, seien altersgerechte Wohnungen. Auch Anne von Törne (Bik) schlug vor, andere Nutzungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. So könne etwa der Gemeindesaal der evangelischen Kirche dort Platz finden.
Auch dann würde sich vermutlich der Verkehr rund um den Rathausmarkt erhöhen. „Das Gelände liegt nun einmal an einer der Hauptachsen von Kleinmachnow“, sagte Bio-Company-Sprecher Lucas Trenciansky am Dienstag den PNN. Mit dem Bio-Markt in das Gewerbegebiet Europarc zu ziehen, wie es einige Gemeindevertreter vorschlagen, kann er sich schlecht vorstellen: „Das würde nicht funktionieren, bei uns macht man keinen Großeinkauf, sondern ergänzt das bestehende Angebot“, sagte er. Auch Teltow sei keine optimale Ausweichmöglichkeit: „Die meisten Zuschriften von Anwohnern, die einen Bio-Markt wollen, kommen aus Kleinmachnow.“ Ariane Lemme