PNN 18.2.12

Kein feiner Zug

von Thomas Lähns

Unmut über Abkopplung der Regionen Fläming und Teltow von Direktzügen zum BER wächst

Potsdam-Mittelmark - Der Unmut über die schlechte Bahnanbindung mittelmärkischer Kommunen an den Schönefeld-Flughafen wächst. Es sei grotesk, dass die Anflughöhen für landende Jets bis Bad Belzig auf unter 1000 Meter gedrückt werden, andererseits aber kaum jemand aus dem Landkreis in die Direktzüge steigen dürfe, sagte der Landtagsabgeordnete Ludwig Burkardt (CDU) im Kreistag. Er habe kein Verständnis für die Haltung des Landes, dass zum Beispiel der geplante Flughafenexpress vom Berliner Hauptbahnhof zum BER nicht in Teltow halten soll – obwohl er hier durchfahren wird. „Hier werden Berlin und Brandenburg gegeneinander ausgespielt“, so Burkardt, der auch Kreistagsabgeordneter ist.

Das mittelmärkische Kommunalparlament diskutierte in seiner jüngsten Sitzung erneut über die brandenburgische Bahn-Politik. Wie berichtet, fährt die Regionallinie 22 – bislang zentrale Verbindung des südlichen Potsdamer Umlandes und des Flämings nach Schönefeld – seit Jahresanfang fast nonstop durch den Landkreis. Einziger Haltepunkt in Mittelmark ist Saarmund. Pendler, die bislang aus Richtung Bad Belzig angereist waren und am Bahnhof Michendorf in den 22er zustiegen, müssen nun bis Berlin weiter.

Der Teltower Kreistagsabgeordnete und Nahverkehrsexperte Detlef Fanter (Fraktion FDP/BiK/BiT) hat in einem offenen Brief noch einmal die zentralen Zugverbindungen des Berliner Südwestens zum BER bewertet. „Akzeptabel“ sei für ihn die derzeitige Verbindung aus Richtung Brandenburg (Havel): Reisende fahren mit dem RE1 bis nach Golm und steigen dort in die RB 22 nach Schönefeld, brauchen unterm Strich eine knappe Stunde. Ebenfalls gut dran seien die Potsdamer: Die steigen an ihrem Hauptbahnhof in die RB 22 und sind sogar binnen 42 Minuten am Flughafen.

Der Fläming sei weniger gut angebunden, so Fanter: Reisende aus Richtung Bad Belzig müssen mit dem RE 7 bis Wansee fahren und dann mit der S-Bahn weiter bis Südkreuz zuckeln, dort schließlich in den RE9 vom Berliner Hauptbahnhof nach Schönefeld steigen. Gesamtfahrzeit laut Fanter: 115 Minuten. Immerhin: Wenn der RE7 nach Abschluss der Gleisbauarbeiten in Berlin bis zum Hauptstadt-Hauptbahnhof durchfährt, seien es noch 100 Minuten.

Am meisten wurmt Fanter jedoch, dass der Raum Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf auf der Strecke bleiben soll, eine Region mit 67 000 Einwohnern. Für sie erkenne er derzeit keine akzeptable Lösung. Wie berichtet, will Potsdam-Mittelmark mit seinen Nachbarlandkreisen Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald eine gemeinsame Buslinie nach Schönefeld einrichten. Die sei jedoch aufgrund der vielen Halts unattraktiv und müsse trotzdem noch mit 500 000 Euro jährlich von den drei Kommunen finanziert werden, prognostiziert Fanter. Deshalb rücke eine Einigung zwischen den drei Kreisen in immer weitere Ferne.

Diskutiert werden sollte stattdessen die Anbindung der Region an den RB 22 – via Bus bis zum nächsten Bahnhof Genshagener Heide, schlägt Fanter vor. Dennoch sei es „die Krönung“, dass der geplante Berliner Airportexpress weder in Teltow noch in Lichterfelde oder Großbeeren halten soll. Die Fahrzeit würde sich nur um sechs Minuten verringern – die Fahrgastzahlen jedoch steigen.

Verkehrsexperte Fanter rechnet mit einem Pendlerpotenzial von bis zu 20 0000 Mittelmärkern, die täglich zum künftigen Großflughafen fahren würden. „Wie sie dort hinkommen, bleibt jedoch beliebig unklar“, sagt er. Fanter hat die mittelmärkischen Landtagsabgeordneten dazu aufgerufen, eine verkehrspolitische Wende auf Landesebene durchzusetzen. Mit der Hoffnung auf Einsicht der Verantwortlichen werde man nicht viel erreichen. Ludwig Burkardt sprang auf diesen Zug auf: „Wir müssen miteinander auf die Barrikaden gehen“, forderte er.