PNN 18.2.12
Unmut über Abkopplung der Regionen Fläming und Teltow von
Direktzügen zum BER wächst
Potsdam-Mittelmark - Der Unmut über die schlechte Bahnanbindung
mittelmärkischer Kommunen an den Schönefeld-Flughafen wächst. Es sei grotesk,
dass die Anflughöhen für landende Jets bis Bad Belzig auf unter 1000 Meter
gedrückt werden, andererseits aber kaum jemand aus dem Landkreis in die
Direktzüge steigen dürfe, sagte der Landtagsabgeordnete Ludwig Burkardt (CDU) im Kreistag. Er habe kein Verständnis für
die Haltung des Landes, dass zum Beispiel der geplante Flughafenexpress vom
Berliner Hauptbahnhof zum BER nicht in Teltow halten soll – obwohl er hier
durchfahren wird. „Hier werden Berlin und Brandenburg gegeneinander
ausgespielt“, so Burkardt, der auch
Kreistagsabgeordneter ist.
Das mittelmärkische Kommunalparlament diskutierte in seiner jüngsten Sitzung
erneut über die brandenburgische Bahn-Politik. Wie berichtet, fährt die
Regionallinie 22 – bislang zentrale Verbindung des südlichen Potsdamer Umlandes
und des Flämings nach Schönefeld – seit Jahresanfang fast nonstop durch den
Landkreis. Einziger Haltepunkt in Mittelmark ist Saarmund. Pendler, die bislang
aus Richtung Bad Belzig angereist waren und am Bahnhof Michendorf in den 22er
zustiegen, müssen nun bis Berlin weiter.
Der Teltower Kreistagsabgeordnete und Nahverkehrsexperte Detlef Fanter (Fraktion FDP/BiK/BiT) hat
in einem offenen Brief noch einmal die zentralen Zugverbindungen des Berliner
Südwestens zum BER bewertet. „Akzeptabel“ sei für ihn die derzeitige
Verbindung aus Richtung Brandenburg (Havel): Reisende fahren mit dem RE1 bis
nach Golm und steigen dort in die RB 22 nach
Schönefeld, brauchen unterm Strich eine knappe Stunde. Ebenfalls gut dran seien
die Potsdamer: Die steigen an ihrem Hauptbahnhof in die RB 22 und sind sogar
binnen 42 Minuten am Flughafen.
Der Fläming sei weniger gut angebunden, so Fanter:
Reisende aus Richtung Bad Belzig müssen mit dem RE 7 bis Wansee
fahren und dann mit der S-Bahn weiter bis Südkreuz zuckeln, dort schließlich in
den RE9 vom Berliner Hauptbahnhof nach Schönefeld steigen. Gesamtfahrzeit laut Fanter: 115 Minuten. Immerhin: Wenn der RE7 nach Abschluss
der Gleisbauarbeiten in Berlin bis zum Hauptstadt-Hauptbahnhof durchfährt,
seien es noch 100 Minuten.
Am meisten wurmt Fanter jedoch, dass der Raum
Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf auf der Strecke bleiben soll, eine Region mit 67
000 Einwohnern. Für sie erkenne er derzeit keine akzeptable Lösung. Wie
berichtet, will Potsdam-Mittelmark mit seinen Nachbarlandkreisen Teltow-Fläming
und Dahme-Spreewald eine gemeinsame Buslinie nach
Schönefeld einrichten. Die sei jedoch aufgrund der
vielen Halts unattraktiv und müsse trotzdem noch mit 500 000 Euro jährlich von
den drei Kommunen finanziert werden, prognostiziert Fanter.
Deshalb rücke eine Einigung zwischen den drei Kreisen in immer weitere Ferne.
Diskutiert werden sollte stattdessen die Anbindung der Region an den RB 22 –
via Bus bis zum nächsten Bahnhof Genshagener Heide, schlägt Fanter
vor. Dennoch sei es „die Krönung“, dass der geplante
Berliner Airportexpress weder in Teltow noch in Lichterfelde oder Großbeeren
halten soll. Die Fahrzeit würde sich nur um sechs Minuten verringern – die
Fahrgastzahlen jedoch steigen.
Verkehrsexperte Fanter rechnet mit einem
Pendlerpotenzial von bis zu 20 0000 Mittelmärkern, die täglich zum künftigen
Großflughafen fahren würden. „Wie sie dort hinkommen, bleibt jedoch beliebig
unklar“, sagt er. Fanter hat die mittelmärkischen
Landtagsabgeordneten dazu aufgerufen, eine verkehrspolitische Wende auf
Landesebene durchzusetzen. Mit der Hoffnung auf Einsicht der Verantwortlichen
werde man nicht viel erreichen. Ludwig Burkardt
sprang auf diesen Zug auf: „Wir müssen miteinander auf die Barrikaden gehen“,
forderte er.