PNN 11.2.12

 

Weiter Streit um Rettung der Alteichen

von Ariane Lemme

Gutachter schlägt vor, Kronen zu beschneiden, das aber lehnen viele Anwohner ab

Kleinmachnow - So alt, wie bisher von Kleinmachnower Naturschützern behauptet, sind die Alteichen auf dem Weinberg wohl nicht. Das erklärte der von der Gemeinde bestellte Baumgutachter Marko Wäldchen bei der Vorstellung seiner Ergebnisse am Freitag. Zwischen 400 und 450 Jahre hätten die beiden Bäume auf dem Buckel, so Wäldchen. Aber auch das sei ja schon Grund genug, sie solange wie möglich zu erhalten. „Dazu aber müssen sie beschnitten werden“, so Wäldchen. Ansonsten hielten die mittlerweile nahezu hohlen Stämme der Last der Kronen nicht mehr ewig stand.

Doch genau darum gibt es seit einigen Monaten Streit. Die Verwaltung will zwei Eichen am Fontanewanderweg beschneiden lassen, um dort Verkehrssicherheit herzustellen. Nicht nur Wanderer, auch Schüler des Weinberggymnasiums nutzten den Weg, im Unglücksfall müsste die Gemeinde haften. Naturschützer sähen jedoch lieber den Weg verlegt und die Bäume unangetastet. Seit zwei Wochen ist der Wald deshalb umzäunt – und soll es bleiben, bis über das weitere Vorgehen entschieden wird. Das Gespräch mit dem Baumgutachter am gestrigen Freitag sollte die Wogen eigentlich glätten, doch nach wie vor gibt es keine Einigung. In den kommenden Wochen werde man deshalb eine Entscheidung auf politischer Ebene herbeiführen müssen, stellte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) fest.

Der Beschnitt wäre eine lebensverlängernde Maßnahme, plädierte Wäldchen für seinen Vorschlag, 20 bis 40 Jahre könnten die Eichen so noch stehen. Ohne die Maßnahme ließe sich hingegen nicht absehen, wann die Bäume zusammenstürzten. Damit reagierte er auf die Sorge der Baumschützer, die Vitalität der Bäume werde durch den Beschnitt eher geschwächt. Auch, dass sich das Aussehen der Eichen dadurch ändern würde, ist ihnen ein Dorn im Auge: Bei einem der beiden Bäume sollen 40 bis 50 Prozent der Krone entfernt werden, bei dem anderen 20 Prozent. Das käme einer „Verstümmelung“ gleich, meint aber etwa Axel Mueller von den Bündnisgrünen.

Gemeinsam mit Frank Musiol (Wir) und Gerhard Casperson vom Landschaftsschutzverein Bäketal fordert er, die Eichen unangetastet zu lassen, und den Wanderweg zu verlegen (PNN berichteten). Dann aber würde der Weg, der bisher nur an das Schutzgebiet grenzt, direkt hindurch führen, bemerkte der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, Günter Kehl. „Das würde unsere Behörde nur schwerlich genehmigen“, so Kehl. Auch der Vorschlag von Landrat Wolfgang Blasig (SPD), der die Diskussion in seinem Heimatort mit einiger Verwunderung verfolgt, ist wohl nicht umsetzbar. Er hatte jüngst gefordert, den Weg zu entwidmen und ein Schild aufzustellen, nach dem das Betreten des Waldes auf eigene Gefahr erfolgt. „Vor Gericht wäre das, sollte tatsächlich etwas passieren, lediglich strafmildernd“, so Kehl. Denn ein Schild impliziere ja, dass der Eigentümer um das Risiko gewusst habe.

So selten sind tödliche Unfälle mit morschen Bäumen indes nicht, mit drei Fällen hatte Wäldchen in seiner Laufbahn bisher zu tun. Erst im vergangenen November war eine Frau bei Saarbrücken von einem herabfallendem Ast getroffen worden, sie liegt seitdem im Koma. Ariane Lemme