PNN 14.1.2012

 

S-Bahn bis Kleinmachnow?

von Henry Klix

Berlin und Brandenburg wollen Wirtschaftlichkeit des Anschlusses prüfen

Kleinmachnow / Berlin - Der S-Bahnanschluss von Kleinmachnow an Zehlendorf wird wieder aktuell: Die Regierungen von Berlin und Brandenburg wollen in diesem Jahr eine gemeinsame Nutzen-Kosten-Untersuchung für das Teilstück der alten Stammbahntrasse in Auftrag geben, bestätigte der Sprecher des brandenburgischen Infrastrukturministeriums, Lothar Wiegand, gegenüber den PNN. „Zurzeit wird die Aufgabenstellung dafür abgestimmt.“

Seit Langem war von dem Projekt nichts mehr zu hören. Womöglich hatte das S-Bahnchaos das Thema von der politischen Agenda verdrängt, meint Jens Klocksin, Sprecher der „Bürgerinitiative Stammbahn“ und SPD-Fraktionschef in Kleinmachnow. „Es wäre früher oder später aber wieder hochgekocht“, ist er sich sicher. Klocksin begrüßte gestern die Aktivitäten der Länder für eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. „Die Kommunen sollten in das Verfahren unbedingt einbezogen werden, damit klar und transparent wird, welche Parameter dafür herangezogen werden.“

In Zehlendorf und Kleinmachnow wurde seit der Wende vergeblich um die Wiederinbetriebnahme der Stammbahnstrecke gerungen, nach dem Mauerbau war sie stillgelegt worden. Die Skepsis, dass es das Land jetzt ernst meint mit der Untersuchung, ist nach mehreren Nackenschlägen groß. Ein Wirtschaftlichkeitsgutachten der Länder aus dem Jahr 2008 hatte ergeben, dass eine Wiederbelebung der kompletten Potsdamer Stammbahn zwischen Griebnitzsee, Kleinmachnow und Zehlendorf „nicht als Regionalbahn“ erfolgen kann. Befürworter wie der Berliner Fahrgastverband hatten bezweifelt, dass mit den richtigen Ausgangszahlen gearbeitet wurde.

Ministeriumssprecher Wiegand sagte gestern, dass eine solche Verbindung mit einem Kosten-Nutzen-Faktor von unter 0,7 „volkswirtschaftlich nicht sinnvoll“ gewesen wäre. Der Faktor muss mindestens bei 1 liegen. „Fraglich blieben damals aber die Alternativen, besonders die Verlängerung der S-Bahn vom S-Bahnhof Zehlendorf über Düppel bis zum Europarc Dreilinden in Kleinmachnow.“ Die sollen nun nochmal auf den Tisch.

An eine Neubauplanung sei nur zu denken, wenn der Anschluss wirtschaftlich betrieben werden kann, so Wiegand. Einen „zeitlichen Umsetzungshorizont“ gebe es nicht, betonte der Ministeriumssprecher. Die Kosten für den Wiederaufbau der Bahntrasse wurden in der Vergangenheit auf knapp 36 Millionen Euro beziffert. Maßgeblich für die Wirtschaftlichkeit sind aber vor allem die Nutzerzahlen und die Betriebskosten.

Jens Klocksin erinnerte an eine Voruntersuchung, die die Gemeinde Kleinmachnow, der Bezirk Steglitz-Zehlendorf und der Europarc in Dreilinden vor zweieinhalb Jahren für einen S-Bahnanschluss Kleinmachnows vorgestellt hatten. Laut den Bahngutachtern der „DB International GmbH“ würden täglich wenigstens 4000 Passagiere auf dem Streckenabschnitt einsteigen. Das würde reichen, um die Strecke wirtschaftlich zu betreiben.

Drei Haltepunkte – in Zehlendorf-Süd, Düppel und Dreilinden – müssten demnach auf der Trasse gebaut werden. Hinzu kämen eine Bahnbrücke über die Autobahn 115 und drei Bahnübergänge. Eine Fahrt auf der eingleisigen Strecke von Zehlendorf zum Gewerbepark würde sechseinhalb Minuten dauern. Die Bahn würde im 20-Minuten-Takt verkehren, indem die in Zehlendorf ankommenden Verstärkerzüge nach Kleinmachnow weitergeleitet werden – täglich von vier Uhr morgens bis ein Uhr nachts.