PNN 5.1.2012
Kreis klagt über Verzögerungen. Nur am neuen Gymnasium in Stahnsdorf läuft derzeit fast alles rund
Potsdam-Mittelmark - Streit mit den Nachbarn, schlampige Firmen und Planer, die daneben liegen: Auf den Baustellen des Landkreises läuft es derzeit gar nicht rund. „Wir haben eigentlich überall Ärger“, sagte André Hohmann, Leiter des Fachdienstes Gebäudemanagement am Dienstagabend im mittelmärkischen Bildungsausschuss. Zum Jahresanfang gab er einen Überblick über die laufenden Schulbauprojekte zwischen Fläming und Havel. In mehreren Fällen sei es bereits zu Verzögerungen gekommen, und Geld, das eigentlich schon in 2011 investiert werden sollte, kann erst in den kommenden Monaten ausgegeben werden. Das sorgt für zusätzliche Kosten – denn die Baupreise steigen von Jahr zu Jahr.
Größtes Sorgenkind sei die Baustelle des Fläming-Gymnasiums in Bad Belzig gewesen, berichtete Heike Kranz, die im Fachdienst für die Hochbauten zuständig ist. Hier soll ein neuer Zwischenbau für knapp vier Millionen Euro errichtet werden, für weitere 500 000 Euro wird die in den 1920er Jahren ursprünglich als Wohnsitz für den Landrat entstandene Villa saniert. Allerdings fanden die Bauleute beim Ausheben der Grube für das neue Haus 6 keinen festen Untergrund. Für 85 000 Euro mussten Bohrpfähle gesetzt werden. Doch damit nicht genug: Einer Baufirma musste gekündigt werden. „Wir haben uns gezankt bis zum Geht nicht mehr“, resümierte Kranz. Selbst beim Abtransport des Schuttes war es zum Streit gekommen. Demnach konnten von den für 2011 eingeplanten 1,8 Millionen Euro nur 20 Prozent ausgegeben werden. Der Baubeginn für Haus 6 ist jetzt für das Frühjahr geplant.
Eine weitere Problembaustelle ist die der neuen Ein-Feld-Sporthalle am Oberstufenstandort Groß Kreutz. Hier wollte der Landkreis neben dem Gutshof direkt an der Straße bauen, die Planung stand bereits. Doch ein Nachbar hatte sich dagegen gewehrt, es kam zum Gerichtsverfahren. Der Landkreis setzte seine Planer erneut ans Reißbrett – „obwohl wir das Verfahren gewonnen hätten“, erklärte Sozialdezernent Thomas Schulz. Doch hätte der Prozess fünf Jahre gedauert, und so lange hätte man am OSZ nicht warten können. Und dann war in Groß Kreuz auch noch die Rohbaufirma wegen Insolvenz ausgefallen, ein neuer Partner musste gesucht werden. „Die neue Firma hat sogar zwischen den Feiertagen gearbeitet und versucht, den Zeitverzug aufzuholen“, so Heike Kranz. Im August oder September soll der Bau fertig sein.
Noch etwas dauern wird es indes, bis die seit 2009 geplante neue Schulmensa am Kleinmachnower Weinberggymnasium gebaut werden kann. Erst 2015 werde man die 1,9 Millionen Euro dafür einplanen, hieß es. Das Gebäude mit Schulküche, Speiseraum und Terrasse soll auch Platz für neue Fachräume bieten. Derzeit herrscht am Standort Platznot: Die alte Schulbaracke aus DDR-Zeiten musste im vergangenen Jahr abgerissen werden, ein Container fungiert nun als vorläufiges Domizil. Knatsch gibt es in Kleinmachnow derzeit wegen eines Wasserschadens im Sozialtrakt der erst 2007 errichteten Turnhalle. „Wir sichern zurzeit die Beweise“, so Hohmann, der vermutet, dass das Gebäude nicht richtig abgedichtet wurde. Der Kreis will wegen des Pfuschs vor Gericht ziehen.
„Die Firmen sind durch das Konjunkturpaket ziemlich gesättigt“, so Hohmann in Anbetracht von immer häufiger auftretenden Mängeln. Darüber hinaus würden sie oft bewusst niedrige Angebote abgeben, um Ausschreibungen zu gewinnen. Doch am Ende kämen die Nachforderungen. „Leider müssen wir den Zuschlag immer noch an den Preiswertesten erteilen“, sagte er gestern auf PNN-Anfrage.
Eine Baustelle, auf der indes fast alles zu klappen scheint, ist die des neuen Gymnasiums in Stahnsdorf. Mit der bereits im Oktober eröffneten neuen Sporthalle habe man im Kostenrahmen gelegen, und auch beim Bau des Schulhauses liege man derzeit im Plan, so Heike Kranz. Im kommenden Jahr sollen hierfür 5,6 Millionen Euro verbaut werden, für 2013 sind noch einmal 2,9 Millionen Euro eingeplant. „Wir haben sehr viel Glück mit dem Wetter, das Kellergeschoss ist bereits fertig“, sagte sie. Im Moment sehe es so aus, dass das Gymnasium im Juli 2013 übergeben werden könnte. Doch auch wo Planer und Bauleute sorgfältig arbeiten, kann es manchmal zu Problemen kommen: Kürzlich wurde von der Baustelle in der Zille-Straße eine Rolle mit 400 Metern Kabel gestohlen.
Der Zulauf auf das neue Gymnasium, das derzeit am Interimsstandort in Teltow arbeitet, ist ungebrochen: Im kommenden Schuljahr müssten vier weitere Klassenräume angemietet werden, sagte André Hohmann. In der gesamten Region Teltow würden die Schülerzahlen an den weiterführenden Schulen weiter steigen, unterm Strich würde man in den kommenden Jahren zwölf neue Klassenräume brauchen. Doch von teuren Erweiterungsbauten habe man Abstand genommen – weil sich diese hohen Zahlen langfristig nicht halten würden. „Wir suchen jetzt nach einem sinnvollen Weg“, sagte er.