PNN 21.12.11
Kleinmachnow vergibt zum ersten Mal einen Umweltpreis und würdigt neben dem verstorbenen Vogelschützer Preiß auch die Waldorfschule und Imker
Kleinmachnow - Selbst im Urlaub hat Wilfried Preiß Nistkästen dabeigehabt und an geeigneten Orten aufgehängt. Vor allem in seinem Heimatort Kleinmachnow aber hat der Vogelschützer Spuren hinterlassen. Dafür wurde er am gestrigen Dienstag mit dem Kleinmachnower Umweltpreis ausgezeichnet. Für den 77-jährigen Preiß kam die Würdigung seines ehrenamtlichen Engagements allerdings zu spät – er ist am 16. September verstorben. Die Urkunde, verbunden mit einem Preisgeld von 250 Euro, nahm deshalb seine Frau, Edith Preiß, entgegen.
„Ich hoffe sehr, dass seine Arbeit hier im Ort fortgeführt wird“, sagte sie. Eine von Wilfried Preiß selbst konstruierte Klappleiter samt Gefährt hat sie dazu dem Kleinmachnower Bauhof übergeben. Der begeisterte Naturschützer brachte seit 1996 zahlreiche selbstgebaute Nistkästen für Mauersegler, Rotschwänzchen und Stare an – zunächst in Eigeninitiative, später zusammen mit seinen Mitstreitern von der AG Vogelschutz der Lokalen Agenda.
Die von der Gemeinde Kleinmachnow finanzierten Nistkästen hängen heute etwa am Rathaus, an der Hakeburg, der Machnower Schleuse und an der Steinweg- sowie der Eigenherdschule. Auch zwei Mobilfunkbetreiber in Kleinmachnow hatten Unterstützung angeboten. Und so wurden an deren Masten Nistkästen für Turmfalken und Eulen montiert.
Neben dem „Herrn der Nistkästen“ wurden noch die Freie Waldorfschule Kleinmachnow und der örtliche Imkerverein ausgezeichnet. „Für diese Dreiteilung des Preises haben wir uns entschieden, weil die Auszeichnung sich im Fall der Waldorfschule auf ein aktuelles Projekt bezog, der Imkerverein sowie Wilfried Preiß aber schon lange hätten gewürdigt werden müssen“, erklärte Frank Musiol (Wir) als Vorsitzender der Umweltausschusses die Entscheidung. Allerdings, fügte er hinzu, sei Wilfried Preiß zu Lebzeiten kaum je greifbar gewesen, sondern stets unterwegs und mit seinem Anliegen, dem Vogelschutz, beschäftigt.
Die Waldorfschule erhielt viel Lob von Bürgermeister Michael Grubert (SPD) für ihre Aktion „Autofreie Schule“. „Andere Schulen im Ort sollten sich das zweimonatige Modellprojekt zum Vorbild nehmen“, forderte Grubert. In Kleinmachnow sei es durchaus machbar, die Kinder ohne Auto zur Schule zu bringen. Dirk Gilhaus, Elternsprecher der Waldorfschule, will die Aktion im kommenden Frühjahr unbedingt wiederholen. „Die Idee kam gut an bei den Eltern, viele sind ohnehin genervt von der katastrophalen Straßensituation am Seeberg.“ Ein Ausbau der Schulwege dort verzögert sich durch einen Streit der Gemeinde mit der Internationalen Schule (BBIS), der große Teile des Geländes am Seeberg gehören.
Nicht zuletzt leisteten auch die zwanzig Kleinmachnower Imker einen wichtigen Beitrag zu einer intakten Umwelt, so Grubert. Die Gemeinde hat in diesem Jahr – als erste in der Region – die Ortsüblichkeit der Bienenhaltung festgestellt. Damit soll die Blütenbestäubung sichergestellt und der Erhalt der Artenvielfalt gefördert werden. Zu Lehrzwecken wollen die Imker im kommenden Jahr eine Schauwabe an der Hohen Kiefer /Ecke Förster-Funke-Allee aufstellen. Ariane Lemme