PNN 17.12.11

Abgesang für die Kammerspiele

von Kirsten Graulich

Hohe Sanierungskosten für das traditionsreiche Haus schreckten viele Gemeindevertreter vom Kauf ab

Kleinmachnow – Die Gemeinde Kleinmachnow kauft die Kammerspiele nicht. Mit 12 Ja-Stimmen gegen 15 Nein-Stimmen lehnten die Gemeindevertreter auf ihrer Donnerstags-Sitzung den Beschluss ab, der einen Erwerb der Kammerspiele vorsah. Etwa 4,5 Millionen Euro nannte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) als Summe für Kauf und Sanierung des traditionsreichen Kulturhauses, das sich derzeit in Privateigentum von Karl-Heinz Bornemann befindet. Er hat bereits angekündigt, dass er das Haus mit Kino nur noch begrenzte Zeit offenhalten will. Größte Sanierungsposten seien Dacherneuerung und Schäden im Keller, auch Asbest müsste beseitigt werden, sagte Grubert. Die Gutachter hätten dem Gebäude einen erheblichen Instandhaltungsstau attestiert. Schon eine Teilsanierung würde 4,1 Millionen Euro kosten. „Da möchte ich nichts schönreden, darunter ist es nicht zu machen“, erklärte der Bürgermeister vor der Abstimmung.

Da der Betrag über Grundstücksverkäufe und Kredite aufgebracht werden soll, hatte Roland Templin (BIK) errechnet, dass sich der Finanzbedarf für das Projekt bis zum Jahr 2015 auf rund 5,9 Millionen belaufen würde. Dafür müsste ein Kredit von drei Millionen Euro aufgenommen werden. „Für diesen Bedarf werden alle anderen Förderungen für Vereine und andere Kulturvorhaben geopfert, denn alles wird in den Bau investiert“, sah Templin die Gemeinde schon finanziell in den Abgrund rutschen. Zudem würde der Etat für Kulturveranstaltungen nur 20 000 Euro ausweisen, was ein krasses Missverhältnis darstelle und deutlich mache, dass dann für Kultur eigentlich kein Geld mehr da sei. Seine Fraktion werde daher dieser Vorlage nicht zustimmen, so Templin.

Überrascht von der hohen Summe war auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Barbara Sahlmann, die daran erinnerte, dass der Bürgermeister beauftragt worden sei, die Folgekosten für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes von 4,5 Millionen auf 2,5 Millionen Euro zu begrenzen. Ihre Fraktion warb dennoch leidenschaftlich für das Projekt, das auch die umliegenden Geschäfte am Standort Uhlenhorst beleben würde. Als Alternative bliebe nur eine denkmalgeschützte Ruine, sagte Sahlmann. So wie sie vermutete auch Frank Musiol von der WIR-Fraktion, dass mit den Zahlen in der Vorlage jongliert werde. Nicht stimmig erschienen ebenso SPD-Fraktionschef Jens Klocksin die Summen, die drei verschiedene Gutachterbüros zum Sanierungsbedarf ermittelt hatten. Bei einzelnen Gewerken würden die Preise um bis zu 100 000 Euro differieren. Hinter den großen Zahlen würden sich viele Gemeindevertreter verschanzen, um das Projekt abzulehnen, bedauerte Klocksin, dass die intensive Diskussion der letzten Monate zum Thema Kammerspiele nun auf einmal spurlos vorübergegangen sei. Er stellte klar, dass mit dem Abgesang an die Kammerspiele nicht nur eine Chance vergeben werde, sondern nach wie vor die Frage offen bleibe nach einer Stätte der Begegnung im Ort. Ihm stimmte auch Axel Mueller (Grüne) zu, weil die langgehegte Idee von einer Kneipe mit Kultur nicht im Rathaussaal zu realisieren sei.

Dagegen war die Fraktion der Linken angesichts der Risiken eines Schuldenberges zur Erkenntnis gelangt, dass in den Schulen des Ortes noch etliche Raumreserven für kulturelle Zwecke brach liegen würden. Die Fraktion stimmte ebenso wie die CDU, aus deren Sicht das Projekt nicht „rund“ genug war, geschlossen gegen die Vorlage. Auch die unbefriedigende Parksituation an den Kammerspielen wurde ins Feld geführt. Ablehnung kam gleichfalls von einigen SPD-Vertretern. Sie argumentierten damit, dass der Verkauf weiterer Grundstücke, deren Erlöse das Projekt mitfinanzieren sollten, zu einer höheren Besiedlungsdichte und damit zu einer Minderung der Lebensqualität im Ort führen würde.