PNN 30.11.11

40 Prozent Radverkehr möglich

von Henry Klix

Schon jetzt beliebt: Der Fahrradanteil auf der Straße beträgt 27 Prozent.

„Masterplan Fahrrad“ für Kleinmachnow vorgestellt: Benutzerzwang für Radwege häufig fraglich

Kleinmachnow - Kurze Distanzen, viele ruhige Nebenstraßen, mehrere Zentren und nur ein Berg: Kleinmachnow ist ein gutes Pflaster, um mit dem Fahrrad voranzukommen. Zu diesem Fazit kommt der „Masterplan Fahrrad“, der heute erstmals in einer gemeinsamen Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses vorgestellt wird. Am Verkehrsaufkommen haben Radler in Kleinmachnow schon jetzt einen Anteil von 27 Prozent. Die mit dem Masterplan beauftragten Planungsbüros PGV aus Hannover und Schneewolf aus Plattenburg gehen davon aus, dass sich die Zahl auf bis zu 40 Prozent erhöhen ließe.

Dafür müsste in der Verkehrsorganisation aber noch einiges passieren, wie aus ihrem 130 Seiten starken Papier hervorgeht. Denn richtig sicher ist man mit Pedalen nicht immer in Kleinmachnow unterwegs: Im ersten Halbjahr 2011 waren an 17 Unfällen Radfahrer beteiligt – im ganzen Jahr 2010 waren es 20. In Straßen wie der Hohen Kiefer (mit Karl-Marx-Straße und Stahnsdorfer Damm), der Förster-Funke-Allee und der östlichen Ernst-Thälmann-Straße kracht es besonders häufig

An diesen und anderen Stellen haben die Gutachter die Probleme analysiert: Die gemeinsamen Rad- und Gehwege seien häufig zu schmal, die Vorfahrten an Nebenstraßen nicht immer eindeutig geregelt. An vielen Knotenpunkten sei nicht genau erkennbar, wo sich Radler einzuordnen haben. Gefahrenpotenziale werden im Masterplan auch wegen schlechter Beschilderung und baulicher Mängel ausgemacht.

Beispiel Hohe Kiefer: Auf einer Straßenseite befindet sich ein Zweirichtungsradweg, der durch einen fünf Meter breiten Grünstreifen von der Straße abgesetzt ist. In den Nebenstraßen fehlen allerdings Schilder, dass Radfahrer Vorrang haben. Und am Knoten Ernst-Thälmann-Straße wandert der Radweg auf die andere Seite. Besonders an solchen Knotenpunkten muss etwas passieren, meinen die Experten. Streckenweise könnte der Radweg aus ihrer Sicht zulasten des Grünstreifens verbreitert werden. Die Vorfahrt für Radfahrer müsse an den Nebenstraßen durch Schilder, Piktogramme, Furtmarkierungen und Richtungspfeile klarer geregelt werden.

Für alle wichtigen Kleinmachnower Straßen werden solche Empfehlungen aufgelistet. Häufig wird die Frage aufgeworfen, ob am Radwegzwang festgehalten werden kann, zum Beispiel in der Förster-Funke-Allee: Rad- und Gehwege seien dort teilweise stark frequentiert – aber mit 1,50 und 1 Meter recht schmal. Andererseits sei die Kfz-Belastung mit 800 bis 900 Kraftfahrzeugen pro Stunde nicht so hoch, dass die Benutzung des Radweges zwingend sei. Die Gutachter empfehlen, den Tempo-30-Bereich zwischen Karl-Marx-Straße und Hoher Kiefer auszudehnen und die Benutzungspflicht in diesem Abschnitt aufzuheben.

Ohnehin sehen die Gutachter für die Zukunft weniger Radwege mit Benutzungspflicht, für den Zehlendorfer Damm hat der ADFC bereits Widerspruch dagegen eingelegt. Nicht ohne Grund: Das Bundesverwaltungsgericht hatte vor einem Jahr entschieden, dass der Radwegzwang nur bei besonderen Gefahrenlagen angeordnet werden darf. Im Masterplan wird deshalb schon mal vorgeschlagen, ein- oder beidseitig Fahrradschutzstreifen anzulegen, wo die Fahrbahnen dafür breit genug sind. Die Radwege sollten aber für nachgiebigere Radler trotzdem bestehen bleiben.

Das Gutachten beschränkt sich nicht nur auf die Verkehrsführung. Es empfiehlt auch bessere Wegweiser zu wichtigen Zielen für Radler. Nicht zuletzt werden die Parkmöglichkeiten für Pedalisten detailliert analysiert. Wichtigste Empfehlung hier: die wackligen und häufig zu findenden „Vorderradhalter“ durch breite Anlehnbügel zu ersetzten. Die Kleinmachnower Ortsgruppe des ADFC hat den Masterplan gestern begrüßt und auf einer 30-seitigen Stellungnahme ergänzt. Die Diskussion ist eröffnet.

Sitzung des Bau- und des Verkehrsausschusses am heutigen Mittwoch 18 Uhr im Rathaus, Adolf-Grimme-Ring 10, R. 2/3.