PNN 22.11.11
Schulverwaltungsamt in Bad Belzig sieht keine Zukunft mehr für Albert-Schweitzer-Förderschule
Kleinmachnow / Werder (Havel) - Das Landratsamt sieht für die Albert-Schweitzer-Schule in Kleinmachnow keine Zukunft mehr. Im kommenden Schuljahr würde es noch 15 bis 18 Schüler dort geben, sagte André Hohmann von der Schulverwaltung in Bad Belzig. „Ein Schulstandort ist damit nicht mehr darstellbar, wir müssen vorher eine Lösung finden.“ Wie sie aussieht, sei ungewiss.
Eine Variante sieht vor, die Schule mit der Allgemeinen Förderschule in Kleinmachnow zusammenzulegen, an der derzeit 69 Schüler unterrichtet werden. Ein entsprechendes Konzept sei zur rechtlichen Prüfung beim Staatlichen Schulamt Brandenburg (Havel) eingereicht worden, so Hohmann. Größte Hürde: Die Albert-Schweitzer-Schule hat den Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“, die Allgemeine Förderschule Kleinmachnow „Lernen“. „Das Gesetz lässt derzeit nicht zu, beide Schulen zu vereinen“, so Hohmann. Zumindest Kommunen als Schulträger sei dies untersagt. Freie Träger hätten diese Möglichkeit, weshalb sich das Landratsamt bereits nach Interessenten umgeschaut habe, die die Schulen gemeinsam weiterführen würden. Eine andere Hoffnung laute, dass dem Kreis die Fusion ausnahmsweise genehmigt wird.
Selbst dann bestehen Hindernisse: Am Schulgebäude der Allgemeinen Förderschule herrscht ein riesiger Investitionsstau. In einem Strategiebeschluss des Kreistags wurden für dringende Bauarbeiten im nächsten Jahr 800 000 Euro zugesagt. Doch bekanntermaßen plant die Landesregierung im Zuge der „Inklusion“ die Abschaffung der Förderschulen im Land Brandenburg. Geistig und körperlich beeinträchtigte Kinder sollen demnach alle an Regelschulen unterrichtet werden.
„Wir wissen nicht, in welchen Schritten das geplant ist“, so Hohmann. „Wir können nicht in eine Schule investieren, die vielleicht nur noch ein paar Jahre besteht.“ Eine Anfrage an die Gemeinde Kleinmachnow, ob sie die Förderschule gebenenfalls als Grundschule weiterbetreiben würde, sei verneint worden.
Überlegt werde deshalb auch, ob man den Prozess der „Inklusion“ in Kleinmachnow beschleunige und bereits jetzt alle Förderschüler in Regelschulen integriere. „Gerade in Kleinmachnow ist das schwierig“, so Hohmann. Denn dafür gebe es in der Region keine Kapazitäten. Das Landratsamt arbeite mit Hochdruck an einer Lösung. Am Montagabend gab es ein Treffen der Verwaltung mit den Vorsitzenden der beiden Schulkonferenzen.
Der behindertenpolitische Sprecher der Linken im Landtag, Jürgen Maresch, hat seine Kritik an der geplanten Abschaffung von Förderschulen derweil verschärft. „Ich stehe da in eklatantem Widerspruch zur Landesregierung und meiner Fraktion.“ Brandenburg sei auf einem schlechten Weg, wenn es beim Thema „Teilhabe behinderter Menschen“ ausgerechnet in den Schulen beginne und dabei Eltern und Schüler verunsichere. „Kleinmachnow ist für mich ein Beispiel, wie es nicht laufen sollte.“Henry Klix