PNN 17.11.11

Streckenerhalt hat Vorrang

von Ariane Lemme

Brandenburger Fahrradkonferenz in Kleinmachnow: Künftig weniger Geld für Radwegebau

Kleinmachnow - Die Gemeinde Kleinmachnow bietet optimale Voraussetzungen für die Entwicklung des Radverkehrs: Der Ort erstreckt sich über eine große, weitgehend ebene Fläche, vor allem aus dem angrenzenden Berlin kommen viele Tagestouristen. Im Zuge eines integrierten Verkehrsentwicklungskonzeptes und eines speziellen Fahrrad-Masterplans sei die entsprechende Infrastruktur in den vergangenen Jahren weiter ausgebaut worden, wie Kleinmachnows Bauamtsleiterin Barbara Neidel betont.

So war die Gemeinde prädestiniert als Gastgeber für die 3. Brandenburger Fahrradkonferenz am gestrigen Mittwoch. Im Kleinmachnower Rathaussaal zog Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) eine positive Bilanz der vergangenen Jahre. Brandenburg liege heute auf Platz 4 in den Top Ten der beliebtesten Radreisegebiete in Deutschland, sagte er. Das touristische Radroutennetz des Landes verfügt über eine Gesamtlänge von 11600 Kilometern, mit Radtouristen macht das Land jährlich 850 Millionen Euro Umsatz – und damit 25 Prozent vom toursitischen Gesamtumsatz. Der Radwegebau in den Kommunen wurde in den vergangenen 15 Jahren vom Land mit 12,3 Millionen Euro gefördert. Doch die Mittel zum Beispiel für den Radwegebau an Landesstraßen werden sich laut Vogelsänger in den kommenden Jahren drastisch verringern. Erhalt gehe deshalb vor Neubau.

 

Die Pflege der Radwege wird auch für viele Kommunen in der Fläche des Landes zum Problem. „Der Erhalt der seit der Wende durch Bund und Land geförderten Radwegenetze macht uns hier in der Region bisher noch keine Sorgen“, erklärte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) am Rande der Konferenz. Künftig aber müsse für die Pflege der Radwege sicher mehr Geld eingeplant werden. Bis es soweit sei, hoffe er auf eine Wende in der Förderpolitik des Landes, Verkehrsminister Vogelsänger habe ihm zugesichert, daran arbeiten zu wollen. Bisher wird nur der Neubau gefördert.

Über andere Probleme berichtete Barbara Neidel in ihrem Vortrag: „Die verkehrsrechtliche Vorgaben stehen oft den kommunalen Wünschen entgegen. So lehne die Verkehrsbehörde des Landkreises aktuell ab, bestimmte Kleinmachnower Straßen wie Am Hochwald, Im Kamp, Steinweg, Schwarzer Weg und Am Weinberg zu Fahrradstraßen umzuwidmen – dafür reiche das Fahrradverkehrsaufkommen dort nicht aus, so die Begründung.

Aber auch egoistische Bürgerinteressen stünden einer langfristigen und sinnvollen Radverkehrsplanung oft entgegen. Ein Grund dafür: Auch beim Bau von Radwegen ist die Kommune verpflichtet, einen Teil der Kosten auf die Anwohner umzulegen. Nur durch langfristiges Umdenken ließe sich etwa das Verkehrschaos, das morgens vor vielen Schulen herrsche, bewältigen. Projekte wie die „Autofreie Schule“ der Kleinmachnower Waldorfschule würden deshalb besonders gewürdigt. In der Nachbarkommune Teltow habe jetzt erst einmal die Radweg-Erschließung der Ruhlsdorfer Straße Priorität, sagte Bürgermeister Thomas Schmidt. Daneben stehe der Ausbau des Rad- und Wanderweges in der Teltowkanalaue auf der Agenda.