PNN 8.11.11

 

Die rosa Fräse auf dem Panzersockel

von Peter Könnicke

Erinnerung an den friedlichen Wandel: Das Denkmal am Grenzübergang Dreilinden wurde saniert

Kleinmachnow - Als die sowjetischen Streitkräfte nach dem Fall der Mauer ihren historischen Panzer vom Grenzübergang Drewitz-Dreilinden entfernten, wollte Eckhart Haisch das nicht einfach so hinnehmen. „Es muss etwas bleiben, was auf die Geschichte hinweist“, habe er sich gedacht, erinnert sich der Berliner Aktionskünstler. Kurzerhand schuf er aus einer alten Schneefräse einen Ersatz, der seit nunmehr 19 Jahren auf dem einstigen Panzersockel steht. Jetzt wurde sie saniert und soll am heutigen Dienstag um 15 Uhr wieder der Öffentlichkeit übergeben werden.

An der Autobahnauffahrt Potsdam-Babelsberg habe er die verlassene Schneefräse entdeckt, erzählt Haisch. Er habe sie künstlerisch „auffrisiert“ und auf den Platz gestellt, wo jahrelang das Panzermodell T 34 stand. Dieser erinnerte an die Vereinigung der 1. Belorussischen mit der 1. Ukrainischen Front beim Kampf um Berlin im April 1945. Am Morgen des 28. März 1993 strahlte den Autofahrern stattdessen eine rosafarbene Schneefräse entgegen. In den vergangenen Jahren verkam das Denkmal zunehmend. Es wurde bis zur Unkenntlichkeit beschmiert, der Standort verwilderte und letztlich verschwand es gänzlich hinter einer Lärmschutzwand aus dem Blickfeld. In der Gemeinde Kleinmachnow, auf deren Gebiet der damalige Grenzübergang Checkpoint Bravo heute liegt, führte dies immer wieder zu Diskussionen. Ein Ende fanden diese im vergangenen März, als die Gemeindevertreter beschlossen, das Denkmal zu sanieren.

Zwar gab es auch Ablehnung. So verstand etwa der CDU-Gemeindevertreter Bernd Krüger eigenen Worten zufolge nicht, „warum ein Haufen Schrott im Wald saniert werden soll“. Aber die Mehrheit der Kleinmachnower Volksvertreter war sich einig, dass die Schneefräse ihre Berechtigung hat. „Sie steht für die Möglichkeit, Unterdrückung zu überwinden“, meint Gemeindevertreter Roland Templin von der Initiative „Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow“.

71 000 Euro hat die Restaurierung der Schneefräse gekostet. Das Land Brandenburg und die Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH (BVVG) als bisherige Eigentümerin des Denkmals beteiligten sich mit je 23 000 Euro, der Landkreis mit 14 000 Euro. Den Rest finanzierte die Gemeinde, die zudem von der BVVG das Denkmal zur künftigen Pflege übertragen bekommt.

Eckhart Haisch wird bei dem feierlichen Akt dabei sein. Bei der Sanierung hat der 71-Jährige mit seiner Expertise geholfen, schließlich kennt keiner besser als er den originalen Zustand der Schneefräse und ihre Umwandlung in ein Denkmal. Die märkischen Denkmalpfleger sahen, so zitiert Haisch aus der damaligen Begründung zum Denkmalstatus, in der rosa Schneefräse eine Anknüpfung an „international bedeutende Aktionen ähnlicher Art“ wie die rosa Bemalung eines sowjetischen Panzers auf dem Prager Wenzelsplatz. Haisch sagt, er hätte rosa gewählt, weil es „knallig, frech, etwas Lustiges und Freudiges ist“. Daran habe sich nichts geändert. Als Pendant gegenüber dem alten Grenzturm, der direkt auf der anderen Seite der A 115 im Europark steht, sei das Denkmal doch „ein schöner Ausdruck wechselvoller Geschichte