PNN  10.9.11

Ausbau in der Sackgasse

von Ariane Lemme

Zufahrt zum Seeberg-Campus wird zum Politikum

Kleinmachnow - Wie groß muss die Zufahrtstraße zum Seeberg-Campus sein? An dieser Frage wird der für Oktober geplante Ausbaustart der Schopfheimer Allee scheitern. Grund: Die Internationale Schule (BBIS) lehnt den Beschluss zum Straßenausbau vom Februar ab und droht der Gemeinde mit einer Klage. Die Schulleitung will für ihre 1200 Schüler – besonders zu Sportveranstaltungen – auch bis zu 15 Meter lange Gelenkbusse auf dem Campus einsetzen.

Straße und Kreisverkehr seien dafür zu eng, es fehlten Ausweichstellen, betonte Alexander Hellmann, bei der BBIS zuständig für die Liegenschaftsverwaltung, gegenüber den PNN. Nur wenn sich zwei Busse problemlos auf der Strecke begegnen können, sei die Erschließungsstraße verkehrssicher und damit normgerecht ausgebaut. Dabei gehe es letztlich um die Sicherheit: Im Brandfall müsse auch ein Feuerwehrfahrzeug ungehindert auf den Campus mit den drei Schulen gelangen.

Die BBIS hatte schon im Vorfeld klargemacht, dass sie einige ihrer Grundstücke, die für den Straßenausbau nötig sind, nur dann an die Gemeinde abgibt, wenn die von ihr geforderten Maßnahmen umgesetzt würden. Deshalb sollen nun die Kurven auf sechs beziehungsweise 6,5 Meter verbreitert werden, auch die Anbindung an die Karl-Marx-Straße soll größer geplant werden. Der Kreisverkehr soll 30 statt der geplanten 26 Meter Durchmesser haben.

Für Bürgermeister Michael Grubert (SPD) ist der Kompromiss durchaus vertretbar. „Der Standort wird sich weiter entwickeln, längere Busse werden dort in Zukunft öfter eingesetzt.“ Er appellierte in der Gemeindevertrersitzung am Donnerstagabend mehrmals, einem veränderten Planentwurf zuzustimmen. Nur so könne die unhaltbare Situation auf dem Seeberg endlich verändert werden.

Doch an den chaotischen Verhältnissen wird sich voraussichtlich so bald nichts ändern: Die Gemeindevertreter konnten sich auf ihrer Sitzung nicht auf den Kompromissvorschlag einigen. Stattdessen stimmten sie einem nebulösen Verhandlungsauftrag der FDP zu, mit dem sich die Gemeinde gegenüber der BBIS „rechtlich absichern“ und Klagen ausschließen solle.

Diese erneute Verzögerung ist für Bert Schadow, Elternsprecher der 3. Grundschule auf dem Seeberg, nicht nachvollziehbar: „Das bedeutet, dass wir noch mindestens ein Jahr warten müssen, bis wir sichere Schulwege auf dem Seeberg haben.“ Die Eltern wünschten sich vor allem ausgebaute Radwege und eine vernünftige Beleuchtung auf dem Seeberg. Schadow teilt außerdem zumindest die sicherheitsrelevanten Bedenken der BBIS.

Auch Christiane Spaltmann, Rektorin der Seeberg-Grundschule, betonte: „Mir ist es wichtig, dass eine Lösung gefunden wird, bei der nicht nach kurzer Zeit wegen Sicherheitsmängeln wieder alles neu gebaut werden muss.“

Den Gemeindevertretern stieß jedoch vor allem die fordernde Haltung der BBIS auf. „Immer wieder boykottiert man dort unsere Beschlüsse“, ärgerte sich Anne von Törne (Bik). Auch Jens Klocksin (SPD) wollte sich nicht vorwerfen lassen, an einer Lösung für den Seeberg nicht interessiert zu sein. Weil die Gemeinde den Löwenanteil von rund 800 000 Euro am Ausbau trägt, müsse sie aber auch die Entscheidungshoheit haben.

Dass die Verantwortlichen bei der BBIS oft einen rigiden Tonfall anschlagen, bestätigte auch Bürgermeister Grubert. Letztlich aber gehe es allein darum, im Sinne der Schüler und Eltern zu handeln.Ariane Lemme