PNN 20.7.11
Noch bis Ende August haben Interessenten Zeit, Ideen für den Betrieb der Kammerspiele zu entwickeln
Kleinmachnow - Drei Interessenten gibt es mittlerweile für die Kleinmachnower Kammerspiele. „Ein konkretes Konzept hat zwar bislang noch keiner vorgelegt, aber schließlich sollen sich die potentiellen künftigen Betreiber des Hauses ja auch Mühe geben“, sagte Rathaussprecherin Martina Bellack am Dienstag den PNN.
Die Gemeinde will das marode Haus kaufen und sanieren, jedoch nicht selbst betreiben. Noch bis zum 25. August dieses Jahres läuft deshalb ein nichtförmliches Interessenbekundungsverfahren, das die Gemeinde Kleinmachnow Ende Juni ausgeschrieben hatte. Alle Interessenten sind damit aufgefordert, Nutzungs- sowie Wirtschaftlichkeitskonzepte vorzulegen, mit denen sie den Kulturstandort dauerhaft sichern wollen. Vertragliche Verpflichtungen ergeben sich daraus zunächst weder für die Gemeinde noch für die Bewerber. Es gehe darum zu prüfen, ob es qualifizierte Bewerber gibt, die die kulturelle Nutzung und den langfristigen Erhalt des Hauses mit einem tragbaren wirtschaftlichen Konzept garantieren können, so Bellack.
Bislang gab es zwei Bewerber, deren namen die Gemeinde jedoch nicht nennen will. Am Dienstagmorgen hat sich die Berliner Künstlerin Annette Spitzlay als bislang dritte Bewerberin die Räumlichkeiten zusammen mit dem derzeitigen Besitzer Karl-Heinz Bornemann angesehen. „Kleinmachnow hat so viel Potential, das noch besser präsentiert werden müsste“, schwärmt Spitzlay. Von den Leistungen der Theatergruppe des Weinberg-Gymnasiums etwa ist sie begeistert. Zugleich räumt sie aber ein, dass viel von ihrem Engagement mit sentimentalen Gefühlen zu tun hat: „Meine beiden Söhne sind mittlerweile erwachsen, früher aber haben wir in den Kammerspielen unzählige Theater- und Ballett-Aufführungen besucht.“
Das 1930 erbaute Haus steht heute unter Denkmalschutz. Vor einem Weiterbetrieb müssen die Brandschutzeinrichtungen auf den neuesten Stand gebracht werden – für insgesamt rund 150 000 Euro. Zudem sollen Elektrik, Wasser - und Abwasserleitungen erneuert, die Sanitäranlagen saniert und eine moderne Bühnentechnik zur Verfügung gestellt werden. Kaufen will die Gemeinde das Haus erst dann, wenn ein geeigneter Betreiber gefunden ist. Im März war ein der Vorschlag von Bürgermeister Michael Grubert (SPD) gescheitert, das Haus zu kaufen und ein Jahr lang zu betreiben. Heute sind die Kriterien, die der künftige Betreiber erfüllen muss, genau festgelegt: Das Konzept muss sich selbst tragen, Zuschüsse wird es nicht geben. Auch die Betriebskosten wird die Gemeinde nicht übernehmen. Dafür überlässt sie das Haus dem Betreiber, ohne eine Pacht zu verlangen.
Annette Spitzlay arbeitet derzeit noch an einem nachhaltigen Konzept. „Ohne Utopien kommt man nicht weiter, man muss aber immer im Auge behalten, was davon umsetzbar ist“, sagt sie. Das Kino etwa für 3D-Vorführungen nachzurüsten, sei schlicht unmöglich. Blockbuster-Filme passen aber ohnehin nicht so gut in in ihre Vorstellung von einem gelungenen Kulturbetrieb. Sie setzt eher auf künstlerische Gesamtpakete, die möglichst viele Sinne ansprechen. „Ich glaube, ich kann einen Kompromiss zwischen Wünschen und Sachzwängen finden“, so Spitzlay.
Die Gemeinde wünscht sich „ein niedrigschwelliges aber qualitativ hochwertiges Angebot“, das zudem Kino, Theater- und Musikaufführungen umfasst. Die Eintrittspreise dürfen nicht so hoch sein, dass Jugendlichen, Senioren oder Menschen mit geringem Einkommen benachteiligt werden. Zugleich aber soll das Haus sich finanziell selbst tragen. „Eine Gratwanderung“, gibt Spitzlay zu. Ariane Lemme