PNN 15.7.11
Stahnsdorf/Kleinmachnow - Gibt es auch in Stahnsdorf einen Notfallplan für einen Störfall im Forschungsreaktor in Berlin-Wannsee? Die Frage haben sich die Stahnsdorfer Bündnisgrünen auf ihrer jüngsten Mitgliederversammlung gestellt. „Diskussionen in Potsdam haben gezeigt, dass in Nachbarschaft zu Wannsee ein Notfallplan für Störfälle existiert“, so Ortsverbandschef Thomas Michel. Die Grünen in Stahnsdorf wollen deshalb in der Gemeindeverwaltung anfragen, „ob ein solcher Plan auch für unsere an Wannsee angrenzende Gemeinde vorliegt und wie dieser aussieht“.
Vom Rathaus wurde das gestern auf PNN-Anfrage bestätigt: „Es gibt für alle Katastrophenfälle Maßnahmepläne“, so Bürgermeister Bernd Albers (BfB). Auch für eine Nuklearkatastrophe sei geregelt, „welche Maßnahmen zu treffen sind und wer was zu tun hat“. So werde dort auch die Frage der Evakuierung in Notunterkünfte und der Verteilung von Jodtabletten beantwortet. Einen speziellen Handlungsfaden für einen Störfall im Reaktor des Berliner Hemholtz-Zentrums, wie er für Babelsberg existiert, gebe es für Stahnsdorf allerdings nicht.
Stahnsdorf und Kleinmachnow liegen überwiegend in der „Außenzone“ des Forschungsreaktors, der einen Radius von acht Kilometer umfasst. Einzelne Bereiche von Kleinmachnow, vor allem Dreilinden, liegen allerdings wie Babelsberg im 4-Kilometer-Radius der „Mittelzone“. In den Zonen gelten schärfere oder weniger scharfe Schutzmaßnahmen im Störfall. So sei laut Helmholtz-Zentrum geregelt, dass in der Mittelzone vor jeder Haustür Jodtabletten abgelegt werden. Dass dies in Babelsberg durch Taxifahrer passieren soll, hat dort unlängst für Kopfschütteln gesorgt. Jetzt wird in Potsdam über eine Änderung der Verteilpraxis nachgedacht.
Der Forschungsreaktor ist seit Herbst vergangenen Jahres wegen planmäßiger Umbauarbeiten abgeschaltet. Nach dem Willen des Abgeordnetenhauses soll er nicht wieder hochgefahren werden, bevor ein Stresstest zur Sicherheit abgeschlossen ist. Atomkraftgegner haben vor zwei Wochen vor Ort friedlich für die Stilllegung des Reaktors protestiert. hkx