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Countdown im Freibadstreit

von Tobias Reichelt

Der 30. Juni könnte für die Zukunft des sanierungsbedürftigen Kleinmachnower Bades entscheidend sein

Region Teltow - Der Countdown zur Rettung des sanierungsbedürftigen Freibads Kiebitzberge in Kleinmachnow läuft. Nach jahrelangem Streit um die Übernahme der millionenschweren Baukosten durch die drei Nachbarkommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf könnten jetzt die Weichen neu gestellt werden: Am 30. Juni wollen Teltows Stadtverordnete über die Gründung einer „Freibad Kiebitzberge GmbH“ entscheiden. Gleichzeitig werden die bislang skeptischen Stahnsdorfer Gemeindevertreter zur Beteiligung befragt. Stimmen beide Kommunen zu, könnte die Sanierung in greifbare Nähe rücken.

Gegenüber den PNN kündigte Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB) an, ein Meinungsbild von den Gemeindevertretern abfragen zu wollen. Eine Informationsvorlage mit dem Vertrag zur Gründung der Freibad-Gesellschaft soll in den nächsten Tagen verteilt werden.

Teltow geht einen Schritt weiter, auf der Tagesordnung der Stadtverordneten ist bereits der Gründungsbeschluss der Gesellschaft vorgesehen. Am Donnerstag wird im Finanzausschuss vorab darüber diskutiert. Stimmen die Teltower zu, könnte das Stahnsdorf unter Druck setzen.

Mit Verweis auf die finanziell angespannte Situation der Kommune hatten die Stahnsdorfer es bislang abgelehnt, sich an einer Betreibergesellschaft zu beteiligen. „Es wird eine Diskussion geben“, sagte Albers. „Das Freibad ist eine sinnvolle Sache, die Sanierung konnten wir uns bislang aber nicht leisten.“ Ob die Gemeindevertreter ihre Meinung ändern, werde sich zeigen.

Die Gründung der GmbH gilt als Grundvoraussetzung, um das Bad zu retten. Mit der Gesellschaft sollen klare Strukturen umgesetzt werden. Noch befindet sich das Bad im Eigentum Kleinmachnows, seit zehn Jahren wird es von der gemeindeeigenen Wohnungsgesellschaft Gewog betrieben. Das jährliche Bewirtschaftungsdefizit wird zur Hälfte von Kleinmachnow ausgeglichen, die andere Hälfte teilt sich Kleinmachnow mit Teltow und Stahnsdorf. Auf den Zuschuss muss die Gewog eine Umsatzsteuer von jährlich 40 000 Euro entrichten. Das Geld der Kommunen verschwindet teilweise also wieder beim Staat. Deshalb hat Kleinmachnow schon Ende 2008 der Gesellschaftsgründung zugestimmt, die Kommune würde das Erbbaurecht für das Bad an die GmbH übertragen.

Dass alle drei Kommunen ihr Geld im Freibad gut angelegt hätten, zeigen die aktuellen Besucherzahlen: Am heißen Herrentagswochenende tummelten sich über 8000 Menschen im Freibad – je Saison kommen von Mai bis September etwa 75 000 Besucher. „Das Bad ist einsatzbereit“, sagt Schwimmbadmeister Rainer Prager. Der Rasen rund um die Schwimmbecken ist frisch gemäht, einige Gehwege sind neu gepflastert, die Sprungbretter neu. Die neue Wassertemperaturanzeige täuscht jedoch nicht über die Probleme in dem sanierungsbedürftigen Bad hinweg: 18 Grad stehen auf der Anzeige. „Das ist vielen Besuchern zu kalt“, sagt Prager. Doch die Solaranlage ist kaputt, sonst waren die Becken 24 Grad warm – und an kühleren Tagen voller.

Etwa 3,5 Millionen Euro müsste die neue Betreibergesellschaft für die Sanierung aufbringen. Die Becken müssen neu verfliest, Umkleiden und Sanitärräume erneuert werden. Allerdings könnte man auch Geld sparen, schlägt Schwimmbadmeister Prager vor. Statt das Bad in einem Ruck zu sanieren, könnte man Stück für Stück vorgehen. So wurde im Nichtschwimmerbecken eine Beckenwand neu verfließt, 2012 folgt die nächste. Genauso könnte man unter anderem am Schwimmerbecken vorgehen, sagt Prager. „Dann wären wir in fünf Jahren fertig.“