PNN 5.5.11
Adolf Sommerfeld prägte den Ort maßgeblich, 1933 musste er emigrieren
Kleinmachnow - Sie prägen Kleinmachnow: Die mit einem Spitzdach versehenen, meist erdig braunen Einfamilienhäuser des Bauherrn Adolf Sommerfeld. An der Grenze zu Zehlendorf bilden sie die Sommerfeld-Siedlung. Die Fertigstellung des Wohngebiets konnte Sommerfeld nicht mitverfolgen: 1933 musste der von den Nazis verfolgte Jude aus Deutschland fliehen. Gestern, am 4. Mai 2011, wäre der gelernte Zimmermann 125 Jahre als geworden. Aus diesem Anlass legte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) gemeinsam mit dem Heimatvereins-Vorsitzenden Rudolf Mach einen Kranz am Sommerfeld-Gedenkstein an der Stammbahn nieder. Grubert erklärt seine Bedeutung für den Ort so: „Die Sommerfeld-Bauten waren Häuser für den Mittelstand, der nach dem 1. Weltkrieg aus Berlin herauszog. Das hat das Wachstum Kleinmachnows erheblich gefördert.“
Tatsächlich entwickelte Sommerfeld gemeinsam mit dem Architekten Alfred Schild ein Serienmodell für ein „Bürgerwohnhaus“. Es setzte sich durch Elemente der klassischen Moderne von den Stadtrand-Villen der Jahrhundertwende ab. Zugleich aber bieten die Häuser typische Merkmale des repräsentativen Wohnens: Zum Beispiel ein großes Wohnzimmer, oft durch eine Flügeltür mit dem „Herrenzimmer“ verbunden. Durch unterschiedliche Module – kleine Erker etwa – ließen sich die Häuser immer wieder auch individuell gestalten. „Nach der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre war diese rationale, serielle Bauweise nötig, es herrschte Wohnungsnot“, erklärt die Architektin Celina Kress, die jüngst ein Buch über Adolf Sommerfeld geschrieben hat.
Für Kress war es eben diese Diskrepanz zwischen Bauhaus-Moderne und bürgerlicher Wohnkultur, die sie irritierte und schließlich zu der Forschungsarbeit über Sommerfeld motivierte. Nach dem Krieg kehrte Sommerfeld zwar nach Berlin, nie aber nach Kleinmachnow zurück. Seine Beteiligung an der Siedlungsgesellschaft hatte er durch die Herrschaft der Nationalsozialisten verloren. Eine Rückübertragung an Nachkommen Sommerfelds wurde 2007 durch das Bundesverwaltungsgericht abgelehnt. Der Grund: Die späteren Besitzer hatten die Häuser nicht von der Privatperson Sommerfeld, sondern vom Siedlungsunternehmen zu einem üblichen Preis erworben. Geklagt hatte damals Christian Meyer – legitimiert durch die Jewish Claims Conference Bei der gestrigen Kranzniederlegung kritisierte der Berliner Immobilienunternehmer, der selbst nicht mit Sommerfeld verwandt ist, dass die Aufmerksamkeit für Sommerfeld erst jetzt auflebe. „Solange die Frage der Restitutionsansprüche nicht geklärt war, gab es von offizieller Seite kein Interesse an solchen Jubiläen“, sagte Meyer. Ariane Lemme