PNN

Von Ariane Lemme

Über alten Müll zu den Sternen

Auf der Deponie am Stahnsdorfer Damm soll ein Erholungsgebiet samt Himmelsscheibe entstehen (05.04.11)

Kleinmachnow – Kleinmachnow könnte bald noch ein bisschen grüner werden: Die ehemalige Mülldeponie am Stahnsdorfer Damm soll ein Erholungsgebiet mit Aussichtspunkt werden. Den Gemeindevertretern wird demnächst ein entsprechendes Konzept zur künftigen Nutzung des Geländes am Stolper Berg vorgelegt. Zuständig für den Ausbau des Areals ist die Planungs- und Entwicklungsgesellschaft Kleinmachnow (P & E). Insgesamt werden die Kosten für Planung, Bau und Entwicklung des Gebietes rund 1,2 Millionen Euro betragen. Das Geld dafür ist im Budget der im Auftrag der Gemeinde handelnden P & E eingeplant. Der Kleinmachnower Haushalt selbst werde dafür nicht belastet, sagte Bauamtschefin Barbara Neidel den PNN.

Besucher sollen vom höchsten Punkt des Hügels einen Blick auf Kleinmachnow und die Umgebung werfen können: Auf den Gipfel will die Planungs- und Entwicklungsgesellschaft eine schiefe Ebene aufsetzen. Laut Konzept entsteht dort ein halbkreisförmiger Platz, der von einer niedrigen Sitzmauer umschlossen wird. Und in der Mitte des Plateaus soll der Blick der Besucher noch einmal weiter nach oben gelenkt werden. Dort wird eine Himmelsscheibe das Sternbild der nördlichen Hemisphäre abbilden. Der Aussichtspunkt, der etwa 60 Meter über den Kleinmachnower Straßen liegt, soll über mehrere Wege erreichbar sein. Auf dem nordöstlichen Hang könnten sich im Winter Kinder zum Rodeln treffen.

Die frühere Müllhalde gilt nach einer inzwischen elfjährigen Beobachtungsphase als stabil, das heißt, dass weder das Grundwasser belastet wird noch Deponiegase austreten. „Wir hätten uns das schon viel früher gewünscht“, sagte Neidel. Nachdem die zuständige Untere Bodenschutzbehörde vor einem Jahr grünes Licht für die weitere Rekultivierung des Geländes gegeben hatte, habe man nun aber Planungssicherheit.


Die Deponie war nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Sprengung der Dreilinden-Maschinenbau GmbH entstanden. Dort hatten von 1944 bis 1945 Gefangene des Konzentrations-Außenlagers Kleinmachnow an der Produktion von Flugzeugmotoren gearbeitet. Bis 1989 gehörte das Gelände zum Grenzgebiet, wurde aber weiterhin als Müllhalde genutzt. Als 1981 der Teltowkanal ausgebaut wurde, lagerte man den Aushub auf dem Gelände ab. Zehn Jahre später wurde die Deponie im Zuge der Umstrukturierung des Geländes geschlossen. Die P & E begann als Treuhänderin die Deponie zu rekultivieren. Seit 1997 gilt der Stolper Berg laut Bebauungsplan als Grünfläche.

Um das Gelände wieder zugänglich zu machen, wurde in den 1990er Jahren die Oberfläche profiliert und anschließend mit einer Abdichtung aus Kunststoff überzogen. Diese Folie ist auch der Grund dafür, dass größere bauliche Eingriffe auf dem Gelände nicht möglich sind. Tiefere Grabungen würden die unter einer dünnen Erdschicht liegende Schutzfolie verletzen. Das gilt auch für Sonderbauwerke wie Solarpanels oder Kunstwerke, die ein Fundament benötigen. Ebenso dürfen keine Bäume gepflanzt werden, stattdessen sollen bodennahe Hecken den Hügel begrünen.

Der Kleinmachnower Künstler Rainer Ehrt hatte 2005 einen anderen Vorschlag für die Gestaltung des Gipfels vorgestellt. Er wollte die kahle Fläche mit einem „Turm der Winde“ krönen. Mit einer durchbrochenen Holz – oder Leichtmetall-Konstruktion, auf deren Spitze eine Fahne die Windrichtung anzeigt, wollte er „ein Zeichen setzen gegen diesen toten Ort.“ Das Vorhaben aber scheiterte an den Vorgaben der Abfallwirtschaftsbehörde. Dort hatte man Bedenken, der Turm könne die Schutzfolie verletzen. Ehrt bedauert das: „Ich hätte gerne über alternative Möglichkeiten zur Befestigung nachgedacht.“