PNN 4.5.11

 

Fahrrad-Demo zum Flughafen

von Ariane Lemme

Auf Kleinmachnower Bürgerforum zum Fluglärm wurde vor Nachlassen des Widerstands gewarnt

Kleinmachnow - Kleinmachnow gibt nicht klein bei. Zur nächsten Großdemonstration am Flughafen Schönefeld am kommenden Samstag, dem 7. Mai, wollen die Fluglärm-Gegner den Protest sogar noch ausweiten. Nicht erst am Flughafen soll die Demonstration beginnen. Die Bürgerinitiativen aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf wollen schon auf dem Weg dorthin als geschlossene Gruppe auftreten und gemeinsam nach Schönefeld fahren – mit dem Fahrrad. Dort ist zudem erstmals eine zehn-minütige Sitzblockade auf der B 96 geplant. (PNN berichteten)

Doch mittlerweile habe der anfangs von einem großen Teil der Bürger getragene Widerstand nachgelassen, bedauerten Teilnehmer eines Bürgerforums in Kleinmachnow am Montagabend. Und tatsächlich hatten sich im Rathaus nur etwa 50 Zuhörer eingefunden. Der Blankenfelder Bürgermeister Ortwin Baier (SPD) war als Gast geladen. Die Kleinmachnower wollten von ihm vor allem wissen, wie man eine breite Masse an Protestlern über einen langen Zeitraum bei der Stange hält. Im Gegensatz zur Region Teltow, die erst seit dem vergangenen September gegen den zu erwartenden Fluglärm kämpft, ist Baier bereits seit Jahren aktiv. Denn Blankenfelde liegt in unmittelbarer Nähe zu Schönefeld und wird nach dem Ausbau zum Großflughafen in jedem Fall stark belastet sein. „Am Anfang waren es 10 000 Aktive in Blankenfelde, mittlerweile sind es nur noch 2 000, die Menschen werden mit der Zeit einfach müde“, so Baier. Andererseits, fügte er hinzu, sei der „harte Kern“ der Demonstranten gegen Stuttgart 21 nicht größer gewesen.

Baiers Gemeinde hatte schon im Jahr 2000 eine Umsiedlung des gesamten Ortes gefordert, der Vorschlag war aber im Planfeststellungsverfahren als zu teuer abgelehnt worden. Baier will deshalb vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen. Das rät er auch den Kleinmachnowern, wenn sie mit ihrer Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht scheitern. Dort hieß es Anfang April, die beiden Privatklagen gegen die Planfeststellung zum Ausbau des BBI seien möglicherweise zu spät eingereicht worden. Kleinmachnow hat sich den Klagen angeschlossen. (PNN berichteten). Baier warnte die Kleinmachnower außerdem davor, sich zu früh in Sicherheit zu wiegen. Eine dritte Landebahn liege bereits in der Schublade der Flughafengesellschaft, behauptete er.

Auch darüber hinaus überlegen die Initiativen, wie sie weiter vorgehen. „Kleinmachnow ist noch nicht aus dem Schneider“, so Schubert. Im Februar hatte die Deutsche Flugsicherung ein differenziertes Routenmodell vorgeschlagen, das Orte wie Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf weitgehend verschonen könnte. Eine verbindliche Festlegung der Routen bestehe derzeit aber nur bis Großbeeren, so Schubert. Bis dahin hätten die startenden Flugzeuge eine Höhe von 1500 Metern erreicht, der Lärmpegel liege bei etwa bei 72 Dezibel. Bislang können die Flugzeuge ab diesem Punkt abdrehen, wohin sie wollen. „Und für die Anflugrouten gibt es noch gar keine Regelung“, so Schubert. Eine Zuhörerin wollte zuletzt von Baier wissen, ob Schönefeld überhaupt der geeignete Ort zum demonstrieren sei, oder ob man besser vor die Regierungshäuser nach Berlin ziehe. „Auf jeden Fall werden wir Wowereit den Wahlkampf schwer machen“, sagte Baier. Dennoch halte er den Flughafen für den geeigneten Ort. Die Idee, zusätzlich Mahnwachen vor dem Berliner Rathaus abzuhalten, gefalle ihm sehr, so Baier.