PNN 23.4.11
Von Ariane Lemme
Kleinmachnow - In die Ausschreibung der Kleinmachnower
Kammerspiele kommt nur langsam Bewegung: Der Vorschlag von Bürgermeister
Michael Grubert (SPD), ein nicht-förmliches Interessenbekundungsverfahren für
den künftigen Betrieb des Hauses einzuleiten, soll erst noch einmal durch alle
Fachausschüsse gehen. Am 16. Juni werden die Gemeindevertreter dann voraussichtlich
darüber entscheiden. Grubert rechnet derzeit aber damit, dass die
Gemeindevertreter dem nicht-förmlichen Verfahren zustimmen werden.
Indes geht die Diskussion in den Reigen der Gemeindevertreter weiter. Frank
Musiol (WIR) unterstützt zwar grundsätzlich die Entscheidung Gruberts,
kritisiert aber, dass explizit nach externen Betreibern gesucht würde. Die
Option, das Haus durch die Kommune weiter zu betreiben, soll seiner Ansicht
nach offengehalten werden. Barbara Sahlmann (Grüne) widersprach dem: Die
Vergangenheit habe gezeigt, dass eben das nicht funktioniere.
Mit dem jetzigen Eigentümer des Theater- und Lichtspielhauses Karl-Heinz
Bornemann habe er sich über eine Verlängerung des Optionsvertrags geeinigt, so
Grubert. Längstens bis zum 31. Dezember diesen Jahres behält die Gemeinde
Kleinmachnow demnach ihr Vorkaufsrecht. Bei Bedarf kann Kleinmachnow das Haus
auch schon vorher kaufen. Der Bürgermeister geht aber davon aus, dass es
frühestens im November dazu kommen könnte.
Mit dem nicht-förmlichen Interessenbekundungsverfahren soll geprüft werden, wie
viele ernstzunehmende Interessenten als künftige Betreiber in Frage kommen.
Ansprüche ergeben sich daraus für die Bewerber noch nicht, weder auf einen
Zuschlag, noch auf Schadensersatz. Melden sich tatsächlich mehrere
Interessenten mit tragfähigen Betreiberkonzepten, muss das Verfahren noch
einmal förmlich ausgeschrieben werden.
Neben den beiden bisherigen Kandidaten – Michael Martens von der
Kulturgenossenschaft „Freunde der Kammerspiele“ und der Berliner Künstlerin
Annette Spitzlay (PNN berichteten) – gebe es inzwischen auch noch zwei weitere
Bewerber, so Grubert. Eigene Konzeptideen hätten sie aber noch nicht vorgelegt.
Mit einem Mangel an Bewerbern rechnet Grubert nicht.
Kritik kommt vom Fraktionschef der Linken, Klaus-Jürgen Warnick. „Laut
Vorschlag des Bürgermeisters stellt die Gemeinde dem künftigen Betreiber das
Haus kostenlos zur Verfügung und muss selbst Miete bezahlen, wenn sie das Haus
nutzen möchte“, bemängelte er. Das sieht Kornelia Kimpfel (FDP) ähnlich, räumt
aber ein, dass der künftige Betreiber ja auch auf seine Kosten kommen müsse.
Für sie stehe jedoch im Vordergrund, dass das Interessenbekundungsverfahren
endlich in die Gänge komme.
Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1938 waren die Kammerspiele viele Jahrzehnte das
kulturelle Zentrum Kleinmachnows. Dort fanden nicht nur Kinovorstellungen,
sondern auch Theater- und Musikveranstaltungen und nach dem Krieg sogar
Boxwettkämpfe statt. In der Zeit von 1960 bis 2003 wurde das Haus staatlich
oder kommunal betrieben. Im Januar 2004 übernahm Karl-Heinz Bornemann die
Kammerspiele wieder in private Hand.