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Brandenburg-Berlin


Von Alexander Fröhlich

Entschieden ist nichts

Fluglärmkommission findet keinen Kompromiss zum Hauptstadtflughafen BBI, die Flugrouten sind weiterhin unklar (12.04.11)

Schönefeld - Während sich die Proteste Tausender Menschen aus Berlin und Brandenburg immer stärker gegen die Ausbaupläne für den neuen Hauptstadtflughafen BBI richten, suchte die Fluglärmkommission am Montag erneut nach Kompromissen. Am Nachmittag wurde klar: Die Kommissionsmitglieder konnten sich gar nicht erst damit befassen, diskutierten stattdessen über Details. So bleibt unklar, ob die nach Westen startenden Maschinen früh abbiegen und dann Wannsee überfliegen oder den Knick erst später machen, wenn sie auch Potsdam im Süden passiert haben, oder sogar erst bei Werder.

Ende März hatte sich das Gremium auf einen Vorschlag für die Abflugrouten vom BBI einigen können. Demnach würden die in Richtung Osten startenden Maschinen von der Nordbahn geradeaus fliegen, von der Südbahn kurz nach dem Start scharf nach Süden abknicken. In Richtung Westen ginge es von der Nordbahn für die Flieger zunächst geradeaus, die Routen der von der Südbahn startenden Flugzeuge würden um mindestens 15 Grad nach Süden abknicken.

Allerdings hatte auch der Kompromiss nur kurzen Bestand. Mehrere Bürgerinitiativen schlugen Alarm und kündigten neue Klagen gegen den Flughafen und den Lärm an. Die Kommissionsmitglieder aus Blankenfelde-Mahlow legten wegen eines Formfehlers Protest gegen das Votum zu den Routen ein. Blankenfelde-Mahlow, ohnehin schon vom Fluglärm startender und landender Maschinen am stärksten betroffen, wäre auch mit der neuen Lösung der Verlierer.

Nach den ursprünglichen Vorschlägen der Deutschen Flugsicherung sollte der Ort am westlichen Rand des Flughafens entlastet werden. Allerdings hatten im September 2010 genau jene Pläne für einen unabhängigen Parallelbetrieb der Startbahnen die Proteste in zahlreichen anderen Gemeinden und in den südlichen Bezirken Berlins ausgelöst.

Mit den neuen Empfehlungen der Fluglärmkommission würde Lichtenrade durch die Geradeausstarts von der Nordbahn nicht überflogen. Auch Lichterfelde, Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf würden verschont. Wie sich die Flugrouten in weiterer Entfernung weiter auffächern, wurde am Montag in Schönefeld gar nicht erst diskutiert. So ist noch unklar, ob die nach Westen startenden Maschinen früh abbiegen und dann Wannsee überfliegen oder den Knick erst später machen, wenn sie auch Potsdam im Süden passiert haben.

Allerdings gibt es gegen das Abknicken von der Südbahn Widerstand in Rangsdorf, weil die Maschinen dicht am Vogelschutzgebiet Rangsdorfer See vorbeifliegen würden. Die Initiative will Beschwerde bei der EU-Kommission einreichen und warnt vor erhöhter Gefahr eines Vogelschlags. Bei Starts in Richtung Osten hatte die Kommission das scharfe Abknicken Richtung Süden nach dem Start empfohlen, damit das Zentrum von Zeuthen nicht überflogen wird. Piloten und Bürger bezweifeln, dass das bei der Mehrzahl der Maschinen möglich ist. Die Zeuthener Bürgerinitiative fordert daher Geradeaus-Starts von der Südbahn.

Die Fluglärmkommission hat beratende Funktion, die Flugsicherung entwirft die Routen, die vom Bund genehmigt werden. Die aus 38 Mitgliedern bestehende Kommission steht unter Druck. Immer mehr Gemeinden wollen aufgenommen werden. Zuletzt bekamen Hoppegarten, Schöneiche und Woltersdorf Zutritt. Den verlangen auch die Gemeinden Nuthetal, Schwielowsee, Werder (Havel) und Michendorf in der Havelsee-Region rund um Potsdam. Dort stoßen die DFS-Vorschläge für die Anflugrouten auf Kritik.

Einer der Korridore verläuft genau über Werder, Teile von Potsdam und die Havelseen. „Komprimiert würden landende Flugzeuge in 1000 Meter Höhe über unsere anerkannten Erholungsorte hinwegdonnern. Das wäre eine Katastrophe“, sagte Werders Bürgermeister Werner Große (CDU). Bürgerinitiativen und Kommunen der Region laufen Sturm und fordern, stattdessen die Westgrenze für die Anflüge außerhalb der A10 zu ziehen und einen festen Überflugpunkt westlich des Autobahndreiecks Werder, also am Schnittpunkt von A 2 und A10, festzulegen.

Nun wird sich die Kommission erst auf der nächsten Sitzung am 9. Mai damit befassen.