PNN
Kleinmachnow - Kleinmachnow wird künftig deutlich weniger Schul- und
Betreuungsplätze brauchen als bisher. Auf weitere Kita-Neubauten könne die
Gemeinde deshalb verzichten und auch die dritte Grundschule auf dem Seeberg
steht ab 2015 möglicherweise zur Diskussion. Das geht aus einer Untersuchung
hervor, die im Auftrag der Verwaltung den Schulbedarf der nächsten zehn Jahre
klären sollte.
Am Dienstagabend stellte Torsten Schön vom Potsdamer Ingenieurbüro Ernst Basler
und Partner GmbH die Ergebnisse im Bildungs- und Sozialausschuss vor.
Kleinmachnow wird demnach nicht in dem Tempo weiterwachsen wie bisher. Aktuell
sind die Krippen in der Gemeinde voll ausgelastet, drei Einrichtungen benötigen
sogar Sondergenehmigungen, weil sie mehr Kinder unterbringen als eigentlich
vorgesehen. Ähnlich sieht es bei den Hortplätzen aus. Mehr Spielraum haben die
Grundschulen, dort sind etwa 86 Prozent der Plätze belegt.
Nach geburtenstarken Jahrgängen um 2005 werde die Bevölkerung in den nächsten
zehn Jahren deutlich weniger schnell wachsen, so Torsten Schön vom
Ingenieurbüro Ernst Basler und Partner.
Zu einer Schließung der Seeberg- Grundschule aber müsse es nicht zwangsläufig
kommen, so Schön. Mit den dann entstehenden Kapazitäten könnten ebenso gut die
Klassenstärken reduziert, frei werdende Räume für eine verbesserte
Hortbetreuung genutzt werden. Denn die sei klar verbesserungswürdig, erklärte
Schön. Mit der Seeberg-Schule fiele außerdem die einzige Schule im
Kleinmachnower Süden weg, viele Kinder hätten einen weiteren Schulweg.
Das sieht auch Christiane Spaltmann, Rektorin der Seeberg-Grundschule, so. „Wir
werden alles tun, um eine Schließung der Schule abzuwenden, das ist für uns
keine Alternative“, sagte sie den PNN. Die Hortplätze seien nach wie vor knapp,
viele Eltern wünschen sich eine Ganztagsbetreuung für ihr Kind.
Ein solches Betreuungsangebot forderte auch Jens Klocksin (SPD): „Unabhängig
vom Privatschul-Angebot, das auch durchaus schwankend sein kann, steht das
Angebot einer Ganztagsschule durch die Gemeinde aus.“ Mit dem Ergebnis der
Studie sei er nicht zufrieden, erklärte Klocksin. „Wir haben in der
Vergangenheit häufig nicht gewusst oder falsch gedeutet, was auf uns zukommt.“
Die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung halte er für eine eher vorsichtige
Einschätzung. In Kleinmachnow gibt es noch immer Wohngebiete, die nicht
komplett besiedelt sind. Und erfahrungsgemäß sind es vor allem junge Familien
mit Kindern, die an den grünen Stadtrand von Berlin ziehen, so Klocksin.
Drastisch ändern würde sich das höchstens dann, wenn Kleinmachnow künftig doch
in der Anflugschneise des Flughafens BBI liegen sollte.
Kritik am Prognoseverfahren kam von Kulturausschuss-Leiter Wolfgang Nieter
(CDU): „Schulen in freier Trägerschaft werden in dem Bericht zu stark
ausgeblendet, dabei besucht ein guter Teil der Kleinmachnower Kinder eben die
Waldorf- oder die Evangelische Grundschule.“ An der Eigenherd-Schule stellt man
sich derzeit schon auf weniger Schüler ein. „Im kommenden Schuljahr werden wir
in drei Jahrgängen nur noch drei- statt vierzügig unterrichten“, sagte die
stellvertretende Rektorin Karen Korge. An dem dritten Schulstandort langfristig
festzuhalten ist Korges Ansicht nach nicht unbedingt nötig, die Seeberg-Schule
sei ursprünglich als Interimslösung für die geburtenstarken Jahrgänge
konzipiert worden, so Korge.
Die Ausschussmitglieder aber wollen mehrheitlich nicht auf den dritten Standort
verzichten. Am Dienstagabend einigten sich die Gemeindevertreter darauf, die
Studie vorerst noch nicht als Grundlage zur weiteren Planung zu verwenden.
Zunächst sollen präzisere Zahlen vorgelegt werden. Dabei soll auch das
Zahlenwerk der letzten Prognose über den Schulbedarf von 2002 mit
berücksichtigt werden. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) erklärte
abschließend: „Die Untersuchung ist als erste Anregung gedacht, bis zum Ende
des Jahres wird die Gemeinde daraus eine Schulbedarfsplanung entwickeln.“