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Dritte Grundschule könnte überflüssig werden

Schulbedarfsplanung für Kleinmachnow: Laut Studie deutlich weniger Kinder bis 2020 (07.04.11)

Kleinmachnow - Kleinmachnow wird künftig deutlich weniger Schul- und Betreuungsplätze brauchen als bisher. Auf weitere Kita-Neubauten könne die Gemeinde deshalb verzichten und auch die dritte Grundschule auf dem Seeberg steht ab 2015 möglicherweise zur Diskussion. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die im Auftrag der Verwaltung den Schulbedarf der nächsten zehn Jahre klären sollte.

Am Dienstagabend stellte Torsten Schön vom Potsdamer Ingenieurbüro Ernst Basler und Partner GmbH die Ergebnisse im Bildungs- und Sozialausschuss vor. Kleinmachnow wird demnach nicht in dem Tempo weiterwachsen wie bisher. Aktuell sind die Krippen in der Gemeinde voll ausgelastet, drei Einrichtungen benötigen sogar Sondergenehmigungen, weil sie mehr Kinder unterbringen als eigentlich vorgesehen. Ähnlich sieht es bei den Hortplätzen aus. Mehr Spielraum haben die Grundschulen, dort sind etwa 86 Prozent der Plätze belegt.

Nach geburtenstarken Jahrgängen um 2005 werde die Bevölkerung in den nächsten zehn Jahren deutlich weniger schnell wachsen, so Torsten Schön vom Ingenieurbüro Ernst Basler und Partner.

Zu einer Schließung der Seeberg- Grundschule aber müsse es nicht zwangsläufig kommen, so Schön. Mit den dann entstehenden Kapazitäten könnten ebenso gut die Klassenstärken reduziert, frei werdende Räume für eine verbesserte Hortbetreuung genutzt werden. Denn die sei klar verbesserungswürdig, erklärte Schön. Mit der Seeberg-Schule fiele außerdem die einzige Schule im Kleinmachnower Süden weg, viele Kinder hätten einen weiteren Schulweg.

Das sieht auch Christiane Spaltmann, Rektorin der Seeberg-Grundschule, so. „Wir werden alles tun, um eine Schließung der Schule abzuwenden, das ist für uns keine Alternative“, sagte sie den PNN. Die Hortplätze seien nach wie vor knapp, viele Eltern wünschen sich eine Ganztagsbetreuung für ihr Kind.

Ein solches Betreuungsangebot forderte auch Jens Klocksin (SPD): „Unabhängig vom Privatschul-Angebot, das auch durchaus schwankend sein kann, steht das Angebot einer Ganztagsschule durch die Gemeinde aus.“ Mit dem Ergebnis der Studie sei er nicht zufrieden, erklärte Klocksin. „Wir haben in der Vergangenheit häufig nicht gewusst oder falsch gedeutet, was auf uns zukommt.“ Die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung halte er für eine eher vorsichtige Einschätzung. In Kleinmachnow gibt es noch immer Wohngebiete, die nicht komplett besiedelt sind. Und erfahrungsgemäß sind es vor allem junge Familien mit Kindern, die an den grünen Stadtrand von Berlin ziehen, so Klocksin. Drastisch ändern würde sich das höchstens dann, wenn Kleinmachnow künftig doch in der Anflugschneise des Flughafens BBI liegen sollte.

Kritik am Prognoseverfahren kam von Kulturausschuss-Leiter Wolfgang Nieter (CDU): „Schulen in freier Trägerschaft werden in dem Bericht zu stark ausgeblendet, dabei besucht ein guter Teil der Kleinmachnower Kinder eben die Waldorf- oder die Evangelische Grundschule.“ An der Eigenherd-Schule stellt man sich derzeit schon auf weniger Schüler ein. „Im kommenden Schuljahr werden wir in drei Jahrgängen nur noch drei- statt vierzügig unterrichten“, sagte die stellvertretende Rektorin Karen Korge. An dem dritten Schulstandort langfristig festzuhalten ist Korges Ansicht nach nicht unbedingt nötig, die Seeberg-Schule sei ursprünglich als Interimslösung für die geburtenstarken Jahrgänge konzipiert worden, so Korge.

Die Ausschussmitglieder aber wollen mehrheitlich nicht auf den dritten Standort verzichten. Am Dienstagabend einigten sich die Gemeindevertreter darauf, die Studie vorerst noch nicht als Grundlage zur weiteren Planung zu verwenden. Zunächst sollen präzisere Zahlen vorgelegt werden. Dabei soll auch das Zahlenwerk der letzten Prognose über den Schulbedarf von 2002 mit berücksichtigt werden. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) erklärte abschließend: „Die Untersuchung ist als erste Anregung gedacht, bis zum Ende des Jahres wird die Gemeinde daraus eine Schulbedarfsplanung entwickeln.“