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Kleinmachnow - Von der rosa Lackierung der Schneefräse ist kaum
noch etwas zu erkennen. Das Kleinmachnower Panzerdenkmal ist mit Graffiti
beschmiert. „Die freche Form des Erinnerns ist fast verschwunden“, bedauert
Eckhardt Haisch, der sein Kunstwerk kaum mehr wiedererkennt. Der Berliner
Künstler hatte die Schneefräse 1992 an der Autobahnabfahrt Babelsberg gefunden,
abtransportiert, im Sinne des pazifistischen Mottos „Schwerter zu Pflugscharen“
rosa lackiert und auf den leeren Panzersockel gehoben. Seitdem erinnert die
Fräse an die friedliche Revolution von 1989 – aber sie steht auf wackligen
Füßen: Der Denkmalsockel bröckelt, muss dringend saniert werden. Doch das war
lange umstritten.
Am Donnerstagabend aber haben die Kleinmachnower Gemeindevertreter jetzt
mehrheitlich beschlossen, das lädierte Kunstwerk zu sanieren. Es soll vom Bund
in den Besitz der Kommune übergehen. Rund 71 000 Euro wird die Instandsetzung
kosten, 15 000 Euro davon übernimmt die Gemeinde. Der bisherige Eigentümer, die
BVVG Bodenverwertungs- und Bodenverwaltungs GmbH, will sich mit 23 000 Euro
beteiligen, ebenso viel gibt das Land Brandenburg. Am 13. August, zum 50.
Jahrestag des Mauerbaus, sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Zu DDR-Zeiten hatte auf dem Sockel noch ein sowjetischer T 34-Panzer gestanden,
die Kanone als stumme Drohung auf West-Berlin gerichtet. Künstler Haisch
passierte die Grenzstation am Checkpoint Bravo jahrelang. Jedesmal fiel sein
Blick dabei auf das martialische Symbol, ertzählte Haisch den Kleinmachnower
Gemeindevertretern am Donnerstagabend. „Ich habe es damals als unheimlich
wichtig empfunden, etwas zu tun“, sagte er.
„Es gibt in Kleinmachnow und der Region zu wenig Erinnerungsstätten“, sagte
Grünen-Gemeindevertreterin Barbara Sahlmann. Das Panzerdenkmal, das durch
politische Umbrüche seine Bedeutung im Laufe der Zeit immer wieder verändert
hat, sei bestens dazu geeignet, Geschichte für nachfolgende Generationen
erlebbar zu machen.
Für CDU-Politiker Bernd Krüger gibt es hingegen keinen Grund, die Gedenkstätte
zu erhalten. Der Panzer stehe für die Unterdrückung der DDR-Bürger, das
Denkmal, auch wenn es mittlerweile gar kein Kriegsgerät mehr zeigt, würde den
Opfern des DDR-Grenzregimes nicht gerecht. „Ich habe kein Verständnis dafür,
einen Haufen Schrott im Wald zu sanieren“, sagte Krüger. Damit stieß er jedoch
auf wenig Verständnis bei der Mehrzahl der Gemeindevertreter.
„Offenbar haben wir ein sehr unterschiedliches Erinnerungsempfinden“, sagte
Jens Klocksin (SPD). So sieht auch Roland Templin (BiK) in der Schneefräse
einen Ausdruck demokratischer Entwicklung. „Sie steht für die Möglichkeit,
Unterdrückung zu überwinden.“ Vorbehalte anderer Art kamen von seiner
Fraktionskollegin Anne von Törne: „Es ist nicht einzusehen, warum die Gemeinde
Kleinmachnow mit der Sanierung und Pflege des Denkmals eine Aufgabe des Bundes
übernehmen soll.“ Sitzungsleiter Klaus-Jürgen Warnick (Linke) warnte davor,
dass der Erhalt des Denkmals finanzielle Auswirkungen für die nächsten 50 bis
100 Jahre haben werde.
Künstler Haisch bot indes seine Unterstützung an: „Die Gemeinde kann mich gerne
ansprechen.“ Er wolle sich um die Instandsetzung der Fräse kümmern.
Voraussetzung sei allerdings, dass die von Unbekannten angebrachten
Klettermöglichkeiten an dem Sockel entfernt würden. Auch um die Neugestaltung
des Umfelds müsse sich die Gemeinde kümmern, um einen geschützten Rahmen für
das Denkmal zu schaffen.Ariane Lemme