PNN
Kleinmachnow - Die Leidensgeschichte rund um die Kleinmachnower
Kammerspiele hat kein Ende. Künstler und Kunstinteressierte müssen weiter auf
die Rettung des von der Schließung bedrohten Kino- und Theaterhauses warten.
Die für Donnerstagabend in der Gemeindevertretersitzung angesetzte Entscheidung
über den Kauf des sanierungsbedürftigen Hauses durch die Gemeinde ist nach
heftiger Debatte vertagt worden. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zog seinen
Kaufvorschlag zurück, will aber daran festhalten und kommende Woche einen
Neustart wagen.
„Ich werde für Donnerstag eine Sondersitzung der Gemeindevertreter einberufen“,
sagte Grubert den PNN. Dort soll der Startschuss für ein neues Übernahmekonzept
fallen. Bis das erarbeitet sei, würde Kammerspiele-Eigentümer KarlHeinz
Bornemann weiter einen monatlichen Zuschuss der Gemeinde über 1500 Euro
erhalten, um den Betrieb zu gewährleisten. Grubert zeigte sich optimistisch,
die Kammerspiele retten zu können.
Die Gemeindevertreter sind indes gespalten: Zu groß scheinen einigen die
Unwägbarkeiten des Millionenprojekts. „Wir wollen keine Schulden machen“, sagte
Linkspolitikerin Gisela Eiternick am Donnerstag. „Wir haben wichtigere Aufgaben“,
sagte Parteikollege Wolfgang Kreemke. Dazu gehören laut Kulturausschusschef
Wolfgang Nieter (CDU) ein Anbau für die Steinweg-Schule und die Sanierung des
Freibads Kiebitzberge. „Es ist jammerschade, dass wir in eine knappe, knirsche
Entscheidung gedrängt werden, mit der keiner zufrieden sein kann“, sagte
Nieter. BIK-Vertreter Roland Templin warnte: „Der Beschluss wird Opfer fordern
und das erste Opfer ist die Kultur.“ Betriebskosten und Sanierung könnten
andere Kulturprojekte gefährden. Auch John Christall (SPD) erklärte: „Mit dem
Kauf der Kammerspiele werden die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde auf
lange Zeit gebunden.“
Kammerspiele-Befürworter Frank Musiol (WIR) warnte hingegen davor, das
„Horrorgespenst Schuldenberg“ überzubewerten. Grünen-Chefin Barbara Sahlmann
pflichtete ihm bei: „Wir sind nicht verarmt“ – zumindest nicht in finanzieller
Hinsicht, ergänzte Christian Grützmann (WIR). Kleinmachnow sei nur noch auf dem
Papier ein Künstlerort, sagte er. „Wir haben aber die Verpflichtung, es wieder
zu werden.“
Auf diesem Weg gelte es, möglichst viele Gemeindevertreter mitzunehmen, sagte
CDU-Politikerin Angelika Scheib. Sie fand Gehör bei Bürgermeister Grubert. Er
will bis Donnerstag einen ersten Konzept-Entwurf erarbeiten. Einige Grundpfeiler
stünden bereits fest: Das Haus soll nach Kauf und Sanierung in private
Trägerschaft übergehen, die Betriebszuschüsse so gering wie möglich gehalten
werden, sagte Grubert. Die Gemeindevertreter seien eingeladen, das Konzept
weiterzuentwickeln. Es gehe darum, Kultur nicht nur zu konsumieren, sondern sie
auch zu erarbeiten. Tobias Reichelt