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Von Klaus Kurpjuweit
Schönefeld - Wenn am neuen Flughafen in Schönefeld in der
Hauptverkehrszeit besonders viele Flugzeuge landen wollen, soll es über Berlin
und Potsdam leise bleiben. Die Flugsicherung hat für solche Anflüge der
Fluglärmkommission am Montag nach Redaktionsschluss der gestrigen Ausgabe
„Korridore“ vorgestellt, bei denen beide Städte umflogen werden. Anders kann es
allerdings in verkehrsärmeren Zeiten aussehen, wenn die Piloten ohne Umwege in
der Luft die Landebahnen erreichen können. Dann könnten die Routen, wie zum
Teil bereits heute, auch über Berlin und Potsdam führen. Hierzu hat die
Flugsicherung noch nichts mitgeteilt.
Klar ist nur, dass die Piloten zehn Meilen (16,1 Kilometer) von der Landebahn
entfernt auf Geradeauskurs sein müssen. Nur dann können sie von Instrumenten
unterstützt landen, weil die Messgeräte dann die Maschinen erfassen können. Bei
großem Andrang in der Luft müssen die Flugzeuge, die bereits von den für die
Landung zuständigen Lotsen geleitet werden, Schleifen fliegen, um Zeit zu
gewinnen. Durch die dadurch mögliche Staffelung der Flugzeuge in der Luft sind
Landungen fast im Minutentakt möglich. Diese Korridore führen nach dem Konzept
der Flugsicherung großräumig an Berlin und Potsdam vorbei. So soll in den
Spitzenzeiten morgens und abends geflogen werden.
Ist der Verkehr geringer, kann auf das Staffeln der Flugzeuge – und damit auf
die Schleifen – verzichtet werden. Um den zehn Meilen entfernten Anflugspunkt
zu erreichen, können die Lotsen die Piloten so führen, dass sie in kürzester
Zeit ihr Ziel erreichen. Das könnte ein Überfliegen von Berlin und Potsdam
bringen.
Während die Piloten nach dem Start versuchen, möglichst schnell an Höhe zu
gewinnen, was auch den Krach am Boden mindert, werden sie beim Landen zum Teil
auch über längere Strecken in geringerer Höhe geführt. Dabei sind die Flugzeuge
aber leiser als beim Starten.
Detailliertere Angaben zu den Anflugverfahren will die Flugsicherung auf der
nächsten Sitzung der Fluglärmkommission machen. Eine Sondersitzung ist für den
28. März terminiert, auf der, wie berichtet, vor allem eine Basis für die
Routen nach dem Start gefunden werden soll. Die Fluglärmkommission hat
allerdings nur eine beratende Funktion. Die Flugsicherung wägt die Vorschläge
ab und legt dann ihr Konzept dem Bundesamt vor, das die Routen genehmigen muss
und dem Bundesverkehrsministerium untersteht.
Während es beim Landen zum 10-Meilen-Geradeausflug vor dem Erreichen der Bahn
bisher keine Alternative gibt, sind beim Start viele Varianten möglich. 32
Möglichkeiten hat die Flugsicherung geprüft. Wahrscheinlich ist, dass beim
Start Richtung Westen von der Nordbahn geradeaus oder nur in einem kleinen
Winkel Richtung Norden abgebogen wird. Anders als beim ersten Vorschlag der
Flugsicherung würden dann Lichtenrade, Lichterfelde, Kleinmachnow, Teltow und
Stahnsdorf sowie Wannsee weitgehend vom Fluglärm verschont. Beim Abheben von
der neuen Südbahn werden die Piloten wahrscheinlich um 15 Grad nach Süden
abknicken und damit nicht direkt über Blankenfelde-Mahlow donnern, wo die
Anwohner auf jeden Fall die Anflüge aushalten müssen. Beim Start nach Osten
bleibt es wohl auf der Nordbahn bei den im Planfeststellungsbeschluss
vorgesehenen Geradeausflügen, bei denen die Maschinen in noch geringer Höhe
Bohnsdorf und Eichwalde überqueren. Um Zeuthen vor dem Lärm am Himmel zu
schonen, sollen die Piloten nach dem Start auf der Südbahn eine ungewöhnlich große
Kurve fast mit einem 90-Grad-Winkel fliegen.