PNN
Von Stefan Jacobs und Klaus Kurpjuweit
Schönefeld - Der Tag der Entscheidung ist verschoben worden: Erst am
28. März will sich die Fluglärmkommission auf einer Sondersitzung auf
Kompromisse zu den An- und Abflugrouten am künftigen Flughafen Schönefeld
einigen. Ursprünglich sollten diese Vorzugsvarianten schon in der Sitzung am
gestrigen Montag vereinbart werden. Nach Auskunft von Hans Niebergall, der die
Berliner Niederlassung der Deutschen Flugsicherung (DFS) leitet, sind insgesamt
32 denkbare Alternativen im Gespräch. „Bis jetzt ist nichts in Stein gemeißelt;
wir sind offen für Hinweise aus der Kommission.“
Zumindest für die Anwohner südöstlich des Flughafens zeichnete sich schon am
Montag eine Lösung ab. Flugzeuge, die von der neuen Südbahn in Richtung Osten
starten und dann ihrem Ziel nach Westen fliegen, sollen dank einer „kurzen
Kurve“ sofort nach dem Start einen Bogen um Zeuthen, Schulzendorf und Deutsch
Wusterhausen machen können. Dadurch bekäme auch das für den Flughafenbau
umgesiedelte Diepensee weniger Krach ab als zunächst befürchtet. Nach Auskunft
von Niebergall können 112 der avisierten 114 Maschinen pro Tag diese scharfe
Kurve fliegen. Diese Option sei von den wichtigsten Kunden – Lufthansa und Air
Berlin – bereits akzeptiert worden. Als „vertauensbildende Maßnahme“ wolle die
DFS Vertretern der Gemeinden Zeuthen und Schulzendorf Anfang April am Simulator
die Entlastung vorführen.
Bei den Abflügen nach Westen dagegen „haben wir noch alle Alternativen an
Bord“, sagte Niebergall. Formal sind also auch die besonders heftig
kritisierten Varianten, die das südliche Berliner Stadtgebiet und
Nachbarkommunen wie Stahnsdorf und Kleinmachnow verlärmen würden, noch nicht
vom Tisch. Die Kommissionsvorsitzende Kathrin Schneider sieht gute Chancen für
einen Kompromiss: Alle seien sich einig, „so wenig Leute mit so wenig Lärm wie
möglich zu belasten“. Hier zeichnet sich ab, dass von der Nordbahn geradeaus
geflogen wird, was den Bereich südlich von Berlin verschont, während die auf
der Südbahn startenden Maschinen einen Knick machen, um parallele Starts zu
ermöglichen. Anders als erwartet machte die DFS indes noch keine Angaben zu den
Routen bei den Anflügen.
Geprüft werden sollen jetzt höhere Lärmentgelte für Maschinen, die zwischen 22
Uhr und Mitternacht sowie zwischen 5 und 6 Uhr abheben. Dafür wurde eine
größere Staffelung vorgeschlagen. Das seien die einzigen konkreten Ergebnisse
dieser Kommissionssitzung, bilanzierte der Sprecher der Kleinmachnower
Bürgerinitiative gegen Fluglärm, Michael Lippoldt. Es verstärke sich der
Eindruck, „dass die Bevölkerung lediglich hingehalten werden soll.“ (mit ldg)