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Von Stefan Jacobs und Klaus Kurpjuweit

Keine Lösung am Himmel

Kurs für Flugrouten soll auf Sondersitzung der Lärmkommission am 28. März festgelegt werden (15.03.11)

Schönefeld - Der Tag der Entscheidung ist verschoben worden: Erst am 28. März will sich die Fluglärmkommission auf einer Sondersitzung auf Kompromisse zu den An- und Abflugrouten am künftigen Flughafen Schönefeld einigen. Ursprünglich sollten diese Vorzugsvarianten schon in der Sitzung am gestrigen Montag vereinbart werden. Nach Auskunft von Hans Niebergall, der die Berliner Niederlassung der Deutschen Flugsicherung (DFS) leitet, sind insgesamt 32 denkbare Alternativen im Gespräch. „Bis jetzt ist nichts in Stein gemeißelt; wir sind offen für Hinweise aus der Kommission.“

Zumindest für die Anwohner südöstlich des Flughafens zeichnete sich schon am Montag eine Lösung ab. Flugzeuge, die von der neuen Südbahn in Richtung Osten starten und dann ihrem Ziel nach Westen fliegen, sollen dank einer „kurzen Kurve“ sofort nach dem Start einen Bogen um Zeuthen, Schulzendorf und Deutsch Wusterhausen machen können. Dadurch bekäme auch das für den Flughafenbau umgesiedelte Diepensee weniger Krach ab als zunächst befürchtet. Nach Auskunft von Niebergall können 112 der avisierten 114 Maschinen pro Tag diese scharfe Kurve fliegen. Diese Option sei von den wichtigsten Kunden – Lufthansa und Air Berlin – bereits akzeptiert worden. Als „vertauensbildende Maßnahme“ wolle die DFS Vertretern der Gemeinden Zeuthen und Schulzendorf Anfang April am Simulator die Entlastung vorführen.

Bei den Abflügen nach Westen dagegen „haben wir noch alle Alternativen an Bord“, sagte Niebergall. Formal sind also auch die besonders heftig kritisierten Varianten, die das südliche Berliner Stadtgebiet und Nachbarkommunen wie Stahnsdorf und Kleinmachnow verlärmen würden, noch nicht vom Tisch. Die Kommissionsvorsitzende Kathrin Schneider sieht gute Chancen für einen Kompromiss: Alle seien sich einig, „so wenig Leute mit so wenig Lärm wie möglich zu belasten“. Hier zeichnet sich ab, dass von der Nordbahn geradeaus geflogen wird, was den Bereich südlich von Berlin verschont, während die auf der Südbahn startenden Maschinen einen Knick machen, um parallele Starts zu ermöglichen. Anders als erwartet machte die DFS indes noch keine Angaben zu den Routen bei den Anflügen.

Geprüft werden sollen jetzt höhere Lärmentgelte für Maschinen, die zwischen 22 Uhr und Mitternacht sowie zwischen 5 und 6 Uhr abheben. Dafür wurde eine größere Staffelung vorgeschlagen. Das seien die einzigen konkreten Ergebnisse dieser Kommissionssitzung, bilanzierte der Sprecher der Kleinmachnower Bürgerinitiative gegen Fluglärm, Michael Lippoldt. Es verstärke sich der Eindruck, „dass die Bevölkerung lediglich hingehalten werden soll.“ (mit ldg)