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Von Ariane Lemme
Kleinmachnow – Ein Produzent, der penibel auf die Kosten achtet, eine
begabte aber komplizierte Diva, ein cholerischer Regisseur und ein
pragmatischer Kameramann: Jeder hat eigene Vorstellungen und Ideen, wie man zum
gemeinsamen Ziel, dem fertigen Film kommt. Die „Theatergruppe Weinberg“ fasste
das Dilemma der Kammerspiele am Mittwochabend gleich in ihrem ersten Auftritt
zusammen: Kultur ist abhängig vom Geld – und vom Engagement derer, die sie
betreiben. Der kurze Sketch, mit dem die Schüler des Weinberggymnasiums ihr
Programm begannen, zeigte ein Filmset mit der klassischen Besetzung. Der Film
scheitert am Ende am Eigenwillen aller Beteiligten – und nicht zuletzt am Geld.
Das soll bei den Kammerspielen verhindert werden. Der Förderverein „Freunde der
Kammerspiele“ hatte deshalb eingeladen, um für den Erwerb des Hauses durch die
Gemeinde zu werben: mit freiem Eintritt und einem Programm, das von Musik über
Tanz bis hin zum Theater reichte. Denn darum geht es dem Verein auch künftig,
um eine „Kultur für Alle“. Die politischen Argumente sind in den letzten
Monaten oft genug ausgetauscht worden. Nun galt es, vor fast vollem Haus zu
zeigen, wie der Betrieb funktionieren könnte.
Neben den Schauspielern standen auch Can-Can-Tänzerinnen der Showtanzgruppe
Kurrat, die Jazzkapelle Kleinmachnow und eine irische Folk-Band auf der Bühne.
Über die Zukunft der Kammerspiele wurde hinterher beim Bier diskutiert.
Mittlerweile liegen unterschiedliche Konzepte zum künftigen Betrieb des Hauses
vor. Eines hat die Künstlerin Annette Spitzlay in den vergangenen Wochen
entwickelt. Sie will aus den Kammerspielen eine eigene Marke machen – und dafür
sämtliche Marketinginstrumente nutzen, die zur Verfügung stehen: von Facebook
und Twitter bis hin zu einer interaktiv gestalteten Homepage. Die Einrichtung
privatwirtschaftlich zu betreiben, hält Spitzlay nicht für sinnvoll. Sie will die
Bevölkerung mit einbeziehen.
Jens Klocksin, SPD-Fraktionschef der Gemeindevertretung und
Fördervereinsmitglied, sieht das ähnlich: „Es muss ein offenes Haus bleiben,
prinzipiell müssen alle Gruppen des Ortes Zugang haben“, betonte er. Doch jedes
Konzept werde obsolet, wenn die Gemeindevertretung am 24. März gegen den Kauf
des Hauses stimmt. Die Gefahr besteht.
Den Ausschlag könnte die CDU geben. Wolfgang Nieter (CDU) hat nicht
grundsätzlich etwas gegen den Erhalt der Kammerspiele, „aber nicht um jeden Preis“.
Der wäre zu hoch, wenn dafür etwa das Freibad Kiebitzberge nicht mehr saniert
werden könnte. „Das ist die Pflicht, die Kammerspiele sind die Kür.“ Die
CDU-Fraktion hat sich bislang nicht zum Erwerb des Hauses positioniert, in
einer Fraktionssitzung will man sich nächste Woche zu dem Thema beraten.
In einer letzten Szene der „Theatergruppe Weinberg“ beerdigen zwei Cowboys
ihren Freund. Bevor sie sich aber in Trauer verlieren, brechen sie mit einer
Gruppe Hippies nach Italien auf. Eine vorausschauende Reiseplanung traut man
der planlosen Gruppe zwar nicht zu, aber immerhin, es geht weiter. Jens
Klocksin ist am Ende des Abends jedenfalls zuversichtlich: „Die große Resonanz
heute ist der beste Beweis für das Interesse der Leute.“