PNN
Von Tobias Reichelt
Region Teltow - Die Einbrecher und Diebe in Kleinmachnow lassen
Potsdams Polizeichef Ralf Marschall keine Ruhe. „Das ist für mich das
brennendste Thema“, sagte Marschall gestern bei der Präsentation der
Polizeistatistik für das Jahr 2010 in Potsdam. Demnach ist die Zahl der im
Wachenbereich Teltow zur Anzeige gebrachten Straftaten mit 4172 zwar leicht
gesunken, die Probleme bleiben aber gleich: Im Visier der Verbrecher in der
Speckgürtel-Region sind weiterhin Wohnungen und Autos. Neu ist, dass die
Autodiebe dabei immer öfter statt des kompletten Wagens, nur einzelne Teile
stehlen – wie Airbags oder Navigationsgeräte.
„Das ruft viel Ärger hervor“, so Marschall. Das Auto ist noch da, fahren kann
man aber nicht mehr. Der Anstieg solcher Fälle ist enorm: Schraubten Diebe in
der Region im Jahr 2009 an 418 Autos herum, waren es 2010 schon 535. Auch die
Zahl der gestohlenen Fahrzeuge blieb mit 132 konstant hoch. 2009 registrierte
die Polizei 128 Fälle. Selbst Besitzer älterer Modelle werden nicht verschont,
geklaut werden selbst 15 Jahre alte Kleinwagen. Anders als bei den hochwertigen
Modellen werden sie meist im Stück verscherbelt. Auf der Beliebtheitsskala der
Diebe ganz oben stünden die Marken VW und Audi, gefolgt von Mercedes und BMW.
Außer bei Autos schlagen die Einbrecher in der Region auch in Wohnungen und
Häusern zu. Zwar hat es im vergangenen Jahr mit 193 Einbrüchen einen Rückgang
gegeben – 2009 waren es 237 – besonders betroffen blieb auch hier Kleinmachnow.
Dort sprechen sich Einbrüche schnell rum, weiß Marschall. Die Anwohner seien
verunsichert „Das subjektive Sicherheitsgefühl wird enorm beeinträchtigt“ –
nicht nur in Kleinmachnow, sondern in der gesamten Speckgürtel-Region. „Die
Bedingungen für Diebe sind hier gut.“ Die Täter sind schnell in Berlin, die
Orte sind mit ihren verwinkelten Siedlungsstraßen meist unübersichtlich, die
Menschen gut situiert. „Da weiß der Täter, hier ist was zu holen.“
„Wir sind aber da“, sagte Polizeipräsident Marschall. Um den Verbrechern auf
die Spur zu kommen, setze man in der Region auf verdeckte Ermittler. Auch wenn
sie nicht im Streifenwagen durch den Ort rollten, müsse sich niemand Sorgen um
fehlende Polizisten machen. Die Polizei sei präsent.
Das gelte auch für den Bereich vor Schulen und Kindergärten. Nach der
Entführung eines Kindes im Februar in Kleinmachnow (PNN berichteten) ist
die Unsicherheit vieler Eltern groß. Zudem hatten im Jahr 2010 Fälle von
sexueller Belästigung vor Schulen in Kleinmachnow für Unruhe gesorgt – beides
hat miteinander nichts zu tun, stellte Kriminaloberrat Lars Brückner klar. Die
Entführung sei ein absoluter Einzelfall, das Kind wurde nicht belästigt.
Insgesamt zählte die Polizei im Bereich Teltow im vergangenen Jahr 31 Anzeigen
wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, dazu zählen Belästigungen
als auch Vergewaltigungen. Wie viele Kinder betroffen waren, schlüsselt die
Statistik nicht auf. Gar nicht mitgezählt wurden die Anzeigen wegen
verdächtigen Ansprechens von Kindern, sagte Brückner. „Hier zeigt sich immer
wieder, deutlich über 90 Prozent der Fälle stellen sich als normale
Alltagssituation heraus.“ So fragten Arbeiter beispielsweise nach dem Weg,
trotzdem kam es zur Anzeige. Zwar werde solchen Hinweisen nachgegangen, meist
verliefen sie aber im Sande. So hätte sich auch die Meldung der versuchten
Entführung einer 13-Jährigen in Kleinmachnow vom November 2009 nicht bestätigt.
Die Zahl der Körperverletzungen im Wachenbereich Teltow sank um 29 auf 186
Fälle. In Sachen Betrug registrierte die Polizei 647 Fälle. Auch 604 Fälle von
Sachbeschädigungen wurden gezählt, wozu Graffiti-Schmierereien gehören. Zu
allem Übel haben die Straftäter im vergangen Jahr in weniger als der Hälfte
aller Fälle damit rechnen müssen, erwischt zu werden. Die Aufklärungsquote ist
insgesamt um knapp sieben auf 46,6 Prozent gesunken.