PNN
Von Tobias Reichelt
Kleinmachnow - Das Kleinmachnower Rathaus bereitet den Einstieg in den
Energiemarkt vor. Noch im März will die Gemeinde mit der Suche nach einem
Partner zur Gründung einer Netzgesellschaft beginnen. Das sagte Jürgen
Piekarski, im Rathaus zuständig für Klimaschutz und regionale Zusammenarbeit,
den PNN. Die Netzgesellschaft soll die örtlichen Gas- und Stromnetze
übernehmen. Langfristig könnte die Gründung von Stadtwerken folgen. In der
Sache hatte man in Kleinmachnow dabei auf die Zusammenarbeit mit Teltow
gesetzt. Nach dem Ausstieg des Nachbarn soll es nun allein weitergehen.
„Ich bin zuversichtlich, dass hier einiges machbar ist“, sagte Piekarski.
Bereits im Herbst sollten den Kleinmachnower Gemeindevertretern die Ergebnisse
des Interessenbekundungsverfahrens vorliegen. Sie können dann über die Gründung
der Netzgesellschaft entscheiden. Die Gesellschaft würde den bisherigen
Netzinhabern Eon.edis und EMB die Strom- und Gasleitungen abkaufen, um später
von den Energielieferanten Netzleitungsgebühren zu kassieren. Wie stark die
Kommune an der neuen Gesellschaft beteiligt ist, hänge von den Partnern ab, sagte
Piekarski. Auch die genauen Preise für die Netze sind noch unklar. Allein für
das Stromnetz wären in Kleinmachnow rund 11 bis 14 Millionen Euro fällig, so
Piekarski. Trotzdem könnte sich das Geschäft lohnen: „Es wird einen spürbaren
Effekt geben.“
Auch der Kleinmachnower SPD-Fraktionschef Jens Klocksin sieht gute Chancen für
die Kommune. „Ich würde das in jedem Fall probieren“, sagte er. Dass sich die
Teltower Stadtverordneten im Januar gegen das Interessenbekundungsverfahren
ausgesprochen haben, könne er nicht nachvollziehen. Das langfristige Ziel – die
Gründung regionaler Stadtwerke – sei damit aber in weite Ferne gerückt.
Vielleicht ließen sich die Teltower bei einem Kleinmachnower Erfolg ermutigen,
dem Beispiel doch zu folgen, hofft Klocksin. Statt von einem anonymen
Großversorger könnten die Kleinmachnower eines Tages von ihrem Stadtwerk
versorgt werden, welches auf die klimafreundliche Erzeugung des Stroms achte.
„Als Kommune auf dem Energiemarkt tätig zu werden, gibt uns ein höheres Maß an
Verantwortung“, so Klocksin. Das sei „realer Klimaschutz.“
Auch Kleinmachnows Linken-Fraktionschef Klaus-Jürgen Warnick will sich von der
Teltower Entscheidung nicht entmutigen lassen. „Wir sollten trotzdem
weitermachen, wir können doch Vorbild für andere Kommunen sein, die nicht so
viel Mut zeigen“, sagte er gegenüber den PNN. Skeptisch zeigte sich
CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt: „Wir halten das für ein gewagtes Vorhaben.“
Lieber früher als später sollte Kleinmachnow dem Teltower Beispiel folgen und
das Interessenbekundungsverfahren gar nicht erst starten. Wirtschaftlich und
ökologisch sei der Nutzen einer Netzgesellschaft fragwürdig. Zudem hätten sich
die Rahmenbedingungen nach der Teltower Entscheidung verschoben. „Macht es
jetzt überhaupt noch Sinn, das für so einen kleinen Markt wie Kleinmachnow
anzustreben?“, fragt er.
Genau das zu klären, sei Aufgabe des Interessenbekundungsverfahrens,
argumentiert Jürgen Piekarski. „Die Ergebnisse werden zeigen, ob sich das
rechnet.“ Die Kommune könne durchaus mit Gewinnen rechnen. „Wir gehen davon
aus, dass es eine Vielzahl von Bietern für das Verfahren geben wird.“ So
könnten sich neben den bekannten Energieunternehmen der Region auch Investoren
bewerben, die sich auf die Gründung von Netzgesellschaften spezialisiert hätten.