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Schwarzkittel haben sich zurückgezogen

Wildschweinplage vorerst eingedämmt / Erfolgreiche Jagdpächter enttäuscht von Gemeindevertretern (08.03.11)

Kleinmachnow/Stahnsdorf - Zertrampelte Gärten, verwüstete Gemüsebeete: In Kleinmachnow und Stahnsdorf wüteteten bis vor einigen Monaten noch die Wildschweine – oft am helllichten Tag, manchmal sogar auf dem Fußballplatz. Jetzt aber ist es ruhiger geworden, die Wildschweine haben sich vorerst zurückgezogen. Die beiden Jagdpächter für Kleinmachnow und Stahnsdorf, Peter Braun und Peter Hemmerden, erlegen deshalb derzeit nur auf Bestellung mal ein Tier. Das war zu ihrem Amtsantritt im April 2010 noch ganz anders.

„Was im vergangenen Jahr innerhalb der Ortslage stattgefunden hat, hatte mit Jagd im eigentlichen Sinn nicht mehr viel zu tun“, sagt Peter Braun. 120 Wildschweine haben die Pächter gemeinsam mit den Jägern im Ort im Jahr 2010 geschossen, „das sind so viele wie noch nie“, sagt Braun. Allerdings wisse man derzeit nicht, ob die Abwesenheit von Wildschweinen tatsächlich auf die intensive Jagd innerhalb der Orte zurückgehe oder ob sich die Tiere nicht nur witterungsbedingt in die Wälder zurückgezogen haben. Um die Plage einzudämmen, haben die Jäger im letzten Jahr angefangen, auch Frischlinge zu erlegen. Um überhaupt in bewohnten Gebieten auf die Schweine schießen zu dürfen, mussten sich die Pächter eigens eine Genehmigung besorgen. Erst in zwei bis drei Monaten werde klar sein, ob die Einwohner auch in diesem Jahr wieder unter einer Wildschweinplage zu leiden haben, so Braun. Wenn die Jäger dann wieder etwa fünf bis sechs Tiere pro Woche schießen, wird sich die Frage stellen: Wohin mit dem Fleisch? Bislang konnten die Jagdpächter die Tiere in der Kühlhalle eines ehemaligen Metzgers in Ruhlsdorf lagern. Der Mann hatte dort eine Wildsammelstelle betrieben, seinen Job aber mittlerweile an den Nagel gehängt - aus Altersgründen. Braun und Hemmerden wollen deshalb eine Kühlzelle anschaffen, in der sie die Beute eine Woche zwischenlagern können, bevor sie das Fleisch verkaufen. Rund 5000 Euro kostet die Zelle, die Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow hatten versprochen, die Kosten dafür zu übernehmen.

Anders als die Kleinmachnower stimmten die Gemeindevertreter in Stahnsdorf gegen eine finanzielle Beteiligung von 2500 Euro durch die Kommune. „Es gab zwei Argumente gegen die Finanzierung der Kühlzelle“ , sagt Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB). Neben der Jagdpacht von Braun und Hemmerden, die für Kleinmachnow und Stahnsdorf zuständig sind, gibt es in den drei kleinen Stahnsdorfer Ortsteilen jeweils eigene Jagdgenossenschaften. „Die hätten dann ebenfalls Kühlzellen verlangt, und das zu Recht“, meint Albers. Ein zweites Argument vieler Gemeindevertreter war, dass die Jagd zwar ein gern gesehenes Hobby ist, das man sich aber auch leisten können muss. Und schließlich sei das Gerät durch den Verkauf des Fleisches ja refinanzierbar, so Albers.

Argumente, die die Pächter nicht nachvollziehen können. Er gehe nicht des Geldes wegen auf die Jagd, betont Braun, der hauptberuflich als Jurist arbeitet. Die Stahnsdorfer Gemeindevertreter würden verkennen, dass es ein starkes öffentliches Interesse an der Eindämmung der Wildschweinplage im Ort gebe. „Darüber bin ich enttäuscht“, sagt Braun, der selbst kein großer Freund von Wildschweinbraten ist. Für ihn liege der Reiz der Jagd vor allem darin, im Wald einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. „Man jagt nicht um zu töten, man tötet um zu jagen.“ Die Einsätze im Ort bereiten Braun indes wenig Freude: „Die Tiere innerorts zu jagen ist nicht schön, sondern eine Notwendigkeit.“ Ariane Lemme