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Kleinmachnow/Stahnsdorf - Zertrampelte Gärten, verwüstete Gemüsebeete:
In Kleinmachnow und Stahnsdorf wüteteten bis vor einigen Monaten noch die
Wildschweine – oft am helllichten Tag, manchmal sogar auf dem Fußballplatz.
Jetzt aber ist es ruhiger geworden, die Wildschweine haben sich vorerst
zurückgezogen. Die beiden Jagdpächter für Kleinmachnow und Stahnsdorf, Peter
Braun und Peter Hemmerden, erlegen deshalb derzeit nur auf Bestellung mal ein
Tier. Das war zu ihrem Amtsantritt im April 2010 noch ganz anders.
„Was im vergangenen Jahr innerhalb der Ortslage stattgefunden hat, hatte mit
Jagd im eigentlichen Sinn nicht mehr viel zu tun“, sagt Peter Braun. 120
Wildschweine haben die Pächter gemeinsam mit den Jägern im Ort im Jahr 2010
geschossen, „das sind so viele wie noch nie“, sagt Braun. Allerdings wisse man
derzeit nicht, ob die Abwesenheit von Wildschweinen tatsächlich auf die
intensive Jagd innerhalb der Orte zurückgehe oder ob sich die Tiere nicht nur
witterungsbedingt in die Wälder zurückgezogen haben. Um die Plage einzudämmen,
haben die Jäger im letzten Jahr angefangen, auch Frischlinge zu erlegen. Um
überhaupt in bewohnten Gebieten auf die Schweine schießen zu dürfen, mussten
sich die Pächter eigens eine Genehmigung besorgen. Erst in zwei bis drei
Monaten werde klar sein, ob die Einwohner auch in diesem Jahr wieder unter
einer Wildschweinplage zu leiden haben, so Braun. Wenn die Jäger dann wieder
etwa fünf bis sechs Tiere pro Woche schießen, wird sich die Frage stellen:
Wohin mit dem Fleisch? Bislang konnten die Jagdpächter die Tiere in der
Kühlhalle eines ehemaligen Metzgers in Ruhlsdorf lagern. Der Mann hatte dort
eine Wildsammelstelle betrieben, seinen Job aber mittlerweile an den Nagel
gehängt - aus Altersgründen. Braun und Hemmerden wollen deshalb eine Kühlzelle
anschaffen, in der sie die Beute eine Woche zwischenlagern können, bevor sie
das Fleisch verkaufen. Rund 5000 Euro kostet die Zelle, die Gemeinden
Stahnsdorf und Kleinmachnow hatten versprochen, die Kosten dafür zu übernehmen.
Anders als die Kleinmachnower stimmten die Gemeindevertreter in Stahnsdorf
gegen eine finanzielle Beteiligung von 2500 Euro durch die Kommune. „Es gab
zwei Argumente gegen die Finanzierung der Kühlzelle“ , sagt Stahnsdorfs
Bürgermeister Bernd Albers (BfB). Neben der Jagdpacht von Braun und Hemmerden,
die für Kleinmachnow und Stahnsdorf zuständig sind, gibt es in den drei kleinen
Stahnsdorfer Ortsteilen jeweils eigene Jagdgenossenschaften. „Die hätten dann
ebenfalls Kühlzellen verlangt, und das zu Recht“, meint Albers. Ein zweites
Argument vieler Gemeindevertreter war, dass die Jagd zwar ein gern gesehenes
Hobby ist, das man sich aber auch leisten können muss. Und schließlich sei das
Gerät durch den Verkauf des Fleisches ja refinanzierbar, so Albers.
Argumente, die die Pächter nicht nachvollziehen können. Er gehe nicht des
Geldes wegen auf die Jagd, betont Braun, der hauptberuflich als Jurist
arbeitet. Die Stahnsdorfer Gemeindevertreter würden verkennen, dass es ein
starkes öffentliches Interesse an der Eindämmung der Wildschweinplage im Ort
gebe. „Darüber bin ich enttäuscht“, sagt Braun, der selbst kein großer Freund
von Wildschweinbraten ist. Für ihn liege der Reiz der Jagd vor allem darin, im
Wald einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. „Man jagt nicht um zu töten,
man tötet um zu jagen.“ Die Einsätze im Ort bereiten Braun indes wenig Freude:
„Die Tiere innerorts zu jagen ist nicht schön, sondern eine Notwendigkeit.“ Ariane
Lemme