PNN 4.3.2011

 

Von Ariane Lemme

Neue Räume in historischen Mauern

Umzug des Teltower Industriemuseums an die Oderstraße geplant. Finanzierung ist noch nicht sicher (04.03.11)

Teltow/Kleinmachnow - Einhundert Jahre Industriegeschichte könnten bald in einem historischen Fabrikgebäude an der Teltower Oderstraße präsentiert werden. Von entsprechenden Plänen berichtete Norbert Gölitzer vom Museumsverein am Mittwochabend auf der Sitzung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft KAT. Schon lange wird nach einer neuen Bleibe gesucht. Bisher war das Museum in der einstigen Gemeindeverwaltung am Kleinmachnower Meiereifeld untergebracht. Ein Teil des Areals hat nun aber die Christgemeinschaft gekauft und will dort ein Gemeindezentrum mit Kapelle bauen (PNN berichteten).

Die historischen Fabrikräume wären sicher ein besserer Rahmen für die Ausstellung und das Fortbildungsangebot des Museums, sagte Gölitzer. Auch die Verkehrsanbindung ist gut, das Gelände für Besucher leicht zu erreichen. Der einziger Nachteil: Die Miete würde 86000 Euro jährlich betragen, das sei etwa dreimal so viel wie bisher, erklärte Gölitzer. Der Verein benötige deshalb Klarheit über die finanzielle Unterstützung. Mit je 25000 Euro sollen sich die drei Kommunen Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf und der Landkreis an der jährlichen Finanzierung beteiligen. Derzeit beraten noch die Ausschüsse, doch Gölitzer hofft auf einen Entscheidung Anfang April.

Das Fabrikgebäude in der Oderstraße stammt noch aus den 1930er Jahren, zu DDR-Zeiten hatte es zum Kombinat Elektronische Bauelemente „Carl von Ossietzky“ gehört. Der jetzige Besitzer, die „Thinius’ Probatus Immobiliendienstleistungen AG“ hatte das Haus 1993 von der Treuhand übernommen, derzeit befinden sich in dem mehrstöckigen Gebäude mehrere kleine Läden, eine Computerfirma sowie drei Privatwohnungen. Das Industriemuseum würde fast eine ganze Etage einnehmen.

„Ich hätte das Museum gern hier“, erklärte Eigentümer Lutz Thinius gegenüber den PNN. Sollte man sich einig werden, will er den Umbau der Räume nach den Vorstellungen des Vereins vorbereiten. Den Innenausbau würde das Industriemuseum selbst übernehmen. Rund 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche stünden dem Verein an der Oderstraße zur Verfügung. „Für Büroräume brauchen wir nicht viel Platz, wichtig ist aber ein Raum für Seminare und Veranstaltungen“, sagte Vereinsvorsitzender Lothar Starke den PNN. Der Verein organisiert Schülerpraktika und Projekttage, und ist seit 2007 an das Informationszentrum Berufsorientierung angeschlossen. Den Bildungsschwerpunkt wollen Starke und sein Team künftig noch vertiefen. So wollen sie weitere Experiementiertische anschaffen, an denen sich die Schüler die Grundlagen der Elektrotechnik erarbeiten können. Sogar ein kompletter industrieller Prozess kann an einer Digitalisierungsanlage gesteuert werden. „Diese Anlage wurde in den 1970er Jahren in Teltow entwickelt“, so Lothar Starke. Auch das Gesamtkonzept der Ausstellung soll mit dem Umzug verändert werden. Der Fokus wird dann nicht mehr auf den drei Großbetrieben der Region, sondern stärker auf den hier entwickelten Technologien liegen. Das alles aber klappt nur, wenn Kommunen und Landkreis die Finanzierung übernehmen. „Über Fördertöpfe und Sponsoren sind vor allem Mieten und Betriebskosten nicht zu stemmen“, betonte Starke.