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Dem Verkehrs-Chaos zu Fuß entgehen

Waldorfschule testet autofreien Transfer mit Lotsen (02.03.11)

Kleinmachnow - So ein kleiner Fußweg, sagt Katrin Falbe, der tue doch gut. „Einfach mal durchatmen“, erklärt die Leiterin der Kleinmachnower Waldorfschule auf ihrem Weg den Seeberg hinauf, das könne den Kindern vor der ersten Stunde nicht schaden. Sogar Lehrer und Eltern hätten etwas davon, nämlich Bewegung.

Gestern startete die Kleinmachnower Waldorfschule auf dem Seeberg ihr Projekt „autofreie Schule“. Sie will einen Kreislauf durchbrechen, der das allmorgendliche Chaos auf dem Seeberg zusehends verschlimmert hat: Seit Jahren wird in Kleinmachnow um sichere Schulwege hinauf zum Bildungscampus gerungen. Die Straßen sind schmal und holprig. Jeden Morgen drängeln sich hier Hunderte Eltern und Schüler auf dem Weg zu Waldorf-, Grund- oder Internationalen Schule. Viele sind im Auto unterwegs, denn zu Fuß oder mit Fahrrad ist es ihnen zu gefährlich. Zwar hat die Gemeinde mittlerweile den Ausbau der Straße beschlossen – im Frühjahr sollen die Arbeiten starten – doch das Chaos wollte sich Waldorf-Schulleiterin Falbe nicht länger ansehen. „In der Bauphase werde es nochmal enger“, sagt sie. Deshalb sei es nur vernünftig, bereits jetzt Alternativen anzubieten.

Schülerlotsen begleiten an diesem Morgen erstmals die kleinen Schüler der Waldorfschule hinauf auf den Seeberg. Bereits am Rathaus sollten die Eltern ihre Autos stehen lassen. Die Parkplätze vor der Waldorfschule sind von 7.45 bis 8.15 Uhr gesperrt. Nicht alle Eltern nehmen die Lotsen in ihren leuchtend gelben Westen wahr. „Die Resonanz bei den Eltern ist gering“, meint Jan Emmendorffer. Der Waldorfschüler ist einer von drei Schülerlotsen der siebten Klasse, die am Rathausmarkt auf ihren Einsatz warten. Viele Eltern ziehen an ihm vorbei. Sie wollen ihre Kinder selbst bis zur Schule bringen – immerhin zu Fuß. Jan Emmendorffer hat erst drei Schüler aus den unteren Jahrgangsstufen bei seiner ersten Tour zum Schulgelände gebracht.

Elternsprecher Dirk Gilhaus sieht das nicht so dramatisch: „Für viele Eltern ist es inzwischen wohl einfach zur Gewohnheit geworden, ihre Kleinen zu begleiten, wir legen ihnen schließlich schon seit Monaten nahe, ihr Auto unten am Rathausplatz abzustellen.“ Die Idee der Schülerlotsen müsse einfach in den nächsten Tagen noch besser kommuniziert werden, sagt Gilhaus. Am Morgen hatte er die Koordination der Schülerlotsen am Treffpunkt hinter dem Kleinmachnower Rathaus übernommen. Allein oder zu zweit hatten die Siebtklässler die kleinsten Schüler zur Waldorfschule auf dem Seeberg begleitet. 

Schulleiterin Katrin Falbe will das Projekt zunächst für zwei Monate testen, dann will sie auswerten, wie gut die Idee angenommen wird. „Derzeit halten sich viele Eltern einfach nicht an die Verkehrsregeln, wenn sie ihre Kinder an der Schule absetzen“, sagt Falbe. Von den insgesamt 370 Schülern kämen aber bereits 60 bis 70 Prozent regelmäßig mit dem Fahrrad, allein die Kleinen bis zur vierten Klasse werden meist mit dem Auto gebracht.

Auch Schüler Jan Emmendorffer radelt jeden Tag zur Schule. „So kann ich mir die Zeit selbst einteilen, muss nicht auf den Bus warten, und wenn ich mal spät dran bin, trete ich einfach ein bisschen in die Pedale“, erzählt er. Unsicher ist, ob sich auch die anderen Schulen auf dem Seeberg an dem Projekt beteiligen wollen. Falbe hatte schon im Vorfeld bei der Internationalen Schule und bei der Grundschule angefragt, jedoch noch keine Antwort erhalten. Ariane Lemme