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Von Tobias Reichelt

Fluglärmgegner wollen Airport blockieren

Bürgerinitiativen kündigen neue Strategie an. Land erwidert Kleinmachnower Klage gegen BBI (02.03.11)

Kleinmachnow - Im Streit um die Flugrouten für den Hauptstadtflughafen in Schönefeld haben Fluglärmgegner der Region am Montagabend in Kleinmachnow eine härtere Gangart für ihre Demonstrationen angekündigt. Man setze auf einen Strategiewechsel, erklärte der Kleinmachnower Initiativensprecher Matthias Schubert bei einer Veranstaltung im Rathaus. Habe man sich bislang aus Rücksicht auf den laufenden Flughafenbetrieb zurückgehalten, wolle man den Druck auf der Straße jetzt massiv erhöhen.

„Die werden nicht auf unsere Argumente hören, solange die Demonstrationen keinen wirtschaftlichen Schaden für den BBI bringen“, sagte Schubert. Die nächste Großdemonstration am Flughafen ist für den 12. März geplant. Die Demonstranten wollen die Bundesstraße 96 blockieren, die einzige Zufahrtsstraße zum Flughafen. Die Region Teltow werde massiv vom Flugverkehr beeinträchtigt, warb Schubert für die Demonstration. „Kleinmachnow wird zu einer belasteten, lauten Hinterhofgegend“, sagte er.

Wie berichtet, wurden viele Kommunen im Herbst von den BBI-Flugrouten überrascht. Sie könnten starke Lärmbelastungen für die dicht besiedelte Südwestflanke Berlins bringen – in der dem BBI-Planfeststellungsbeschluss zugrunde gelegten Grobplanung war davon nicht die Rede. Deshalb hatte Kleinmachnow im Dezember Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss zum Flughafenbau eingelegt. Ziel der Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht ist ein Baustopp. Das Land Brandenburg hat inzwischen reagiert und die Klage abgelehnt.

Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zeigte sich am Montag weiter kämpferisch: „Wir werden unsere Klage aufrechterhalten, unsere Chancen sind nicht schlecht.“ Gemeinsam mit Rechtsexperten der Bürgerinitiative bereite man sich vor. Die Klageerwiderung sei keine Überraschung. Das Land habe in dem 44-seitigen Papier keine neuen Argumente geliefert: Kleinmachnow sei nicht daran gehindert worden, Einwände gegen den Flughafenbau geltend zu machen, trug Grubert vor. Außerdem seien die im Planfeststellungsbeschluss enthaltenen Flugrouten als nicht endgültig gekennzeichnet worden. Ein Affront, findet Grubert. Er unterstellt eine „gezielte Täuschung“. Man habe andere Routen vorgeschoben, um den Lärmpegel zu senken und so die Genehmigung für den Flughafenbau zu erhalten.

Im Frühsommer könnte es den ersten Erörterungstermin vor dem Bundesverwaltungsgericht geben, sagte Initiativensprecher Schubert. Die im Planfeststellungsbeschluss enthaltenen Routen seien von vornherein unrealistisch gewesen, erklärte er. Das Land wolle auf den zwei Schönefelder Startbahnen einen unabhängigen Parallelstart ermöglichen, das gehe jedoch nicht mit den Routen im Planfeststellungsbeschluss, deshalb müsse das Verfahren neu aufgerollt werden.

„Das Planfeststellungsverfahren ist auf Sand gebaut“, so Schubert. So haben Ingenieure der Bürgerinitiative anhand der neuen Flugroutenentwürfe mit 620 000 Menschen eine vierfach größere Zahl von Lärmbetroffenen errechnet als das Land. Sie alle würden den Krach von startenden und landenden Flugzeugen mehr oder weniger stark abbekommen. Die Berechnung soll nun dem Bundesverwaltungsgericht übergeben werden, kündigte Schubert an.