PNN
Kleinmachnow/Schönefeld - Nachdem das Brandenburger
Infrastrukturministerium es abgelehnt hat, das Genehmigungsverfahren für den
Ausbau des Flughafens in Schönefeld neu aufzurollen, gehen die Proteste gegen
die Flugrouten weiter. Am heutigen Montagabend soll im Rathaus von Kleinmachnow
eine ingenieurwissenschaftliche Untersuchung vorgestellt werden, wonach
mindestens 620 000 Berliner und Brandenburger den Krach von startenden und
landenden Flugzeugen mehr oder weniger stark abbekommen werden. Im bisher
festgelegten Lärmschutzgebiet am Flughafen leben knapp 60 000 Menschen.
Noch stehen die Flugrouten jedoch nicht fest. Weitere Angaben zu den Plänen
will die Flugsicherung der Fluglärmkommission am 14. März vorlegen. Die
Konzepte der Flugsicherung weichen bisher von den im Planfeststellungsverfahren
veröffentlichten Angaben ab, die nach dem Start Geradeausflüge vorsahen,
während die Flugsicherung jetzt die Maschinen abknicken lassen will. Dadurch
würden andere Gebiete überflogen als früher vorgesehen war.
Deshalb hatte es rund 800 Anträge bei der Planfeststellungsbehörde gegeben, das
2004 abgeschlossene Verfahren neu zu starten. Infrastrukturminister Jörg
Vogelsänger (SPD) hatte dies jedoch in der vergangenen Woche zurückgewiesen.
„Unabhängig von der klaren Rechtslage, die ein Wiederaufgreifen des Verfahrens
im vorliegenden Fall ausschließt, hat die Prüfung ergeben, dass in der
Planfeststellung zum Flughafenausbau juristisch korrekt verfahren wurde“,
erklärte Vogelsänger. Die Schutz- und Entschädigungsgebiete würden überprüft
und gegebenenfalls angepasst, wenn sich die Flugrouten ändern sollten.
Andere Routen könnten je nach Variante paradoxerweise unter anderem dazu führen,
dass ausgerechnet die mehr als 300 Bewohner des Ortsteils Diepensee in Königs
Wusterhausen wieder Fluglärm abbekommen, die ihren alten Ort wegen des
Flughafenbaus verlassen mussten. Rund 80 Millionen Euro hatte die Umsiedlung
verschlungen; weichen mussten die Bewohner aber nicht wegen des künftigen
Lärms, sondern weil der alte Ort mitten auf dem Flughafengelände lag.
Juristisch ist auch nach der Ablehnung des Wiederaufnahmeantrags das Verfahren
nicht abgeschlossen. Beim Bundesverwaltungsgericht liegen mehrere Klagen mit
dem Ziel vor, es neu aufzurollen. Und einige der beim Ministerium gescheiterten
Antragsteller wollen nun auch vors Bundesverwaltungsgericht ziehen.
Dort läuft auch noch das Verfahren zum Nachtflug. Anwohner wollen die Regelung
kippen, wonach unter bestimmten Voraussetzungen auch zwischen 22 Uhr und 0
Uhr sowie 5 Uhr und 6 Uhr geflogen werden darf. Air Berlin dagegen will
ebenfalls vor Gericht erreichen, dass mehr Flüge als bisher vorgesehen zulässig
sein sollen. Klaus Kurpjuweit
Die Veranstaltung im Rathaus Kleinmachnow, Adolf-Grimme-Ring 10, beginnt
heute um 19 Uhr. Flugrouten sind heute um 10 Uhr auch Thema im
Verkehrsausschuss des Berliner Parlaments