PNN
Kleinmachnow - Die Deutsche Bahn hält einen S-Bahnbetrieb auf der
stillgelegten Stammbahntrasse nach Kleinmachnow weiter für möglich. Das
Unternehmen stehe bereit, S-Bahn-Pläne für die Strecke zwischen Zehlendorf und Europarc in Angriff zu nehmen. Das sagte ein Sprecher der
Bahn gestern den PNN. Im Moment fehle aber ein Signal von den Regierungen
Berlins und Brandenburgs. Endgültig begraben habe die
Bahn indes die Pläne für eine Fernbahnverbindung auf der Stammbahntrasse.
Seit Jahren war um die Wiederinbetriebnahme der kompletten Stammbahntrasse
gerungen worden. Sie führt vom Berliner Nord-Süd-Fernbahntunnel entlang der
Strecke der S1 über Schöneberg bis Zehlendorf und von dort bis Potsdam-Griebnitzsee. Die Bahn hatte Mitte der 90er Jahre
14 Millionen Euro vom Bund für Vorbereitungen zur Wiederinbetriebnahme
erhalten. Teilweise wurde das Geld verbaut, so gibt es für die Stammbahn eine
Einfahrt im Nord-Süd-Tunnel. Im Jahr 2008 wurde der Ausbau der Fernbahntrasse
aber als unwirtschaftlich zu den Akten gelegt. Die Bahn muss die 14 Millionen
deshalb an den Bund zurückzahlen. Das wolle man jetzt tun, auch um einen
Schlussstrich unter die Debatte zu ziehen, hieß es.
Ein Teil der Stammbahntrasse könnte allerdings weiter von der S-Bahn genutzt
werden: „Wir wollen uns um Aufbau und Betrieb bemühen“, sagte der Bahnsprecher
den PNN. Gefragt seien die Landesregierungen: Sie müssten den Bau der Strecke –
rund 35 Millionen Euro – und den Betrieb bezahlen. Die S-Bahn würde dann von
Zehlendorf über Düppel bis zum Europarc
Dreilinden rollen.
In den Ländern stehen die Zeichen für den Ausbau der Stammbahn als
S-Bahn-Strecke jedoch momentan auf Rot, sagte der Sprecher des brandenburgischen
Verkehrsministeriums, Jens-Uwe Schade. „Das Signal muss erst aus Berlin
kommen.“ Dort gebe es angesichts des S-Bahn-Chaos’ aber andere Sorgen als den
Ausbau der Stammbahn. Eine Nutzen-Kosten-Analyse, die als Voraussetzung gilt,
sei nicht in Sicht, so Schade.
Das ärgert Europarc-Chef Jacky
Starck: „Uns ist wichtig, dass es in Zukunft die
S-Bahn-Verbindung gibt.“ Darum werde man weiter kämpfen, sagte er. Der
Kleinmachnower Peer Hartwig, der mit der „Schutzgemeinschaft Stammbahn“ gegen
den Ausbau der Trasse kämpft, zeigte sich indes zufrieden über den
Schlussstrich der Bahn. Die Fernbahn habe sich nie gerechnet, gleiches
prophezeit er für die S-Bahn: Einer ersten positiven Voruntersuchung müsse eine
endgültige Berechnung folgen. „Das wird sich aber nicht rechnen“, so Hartwig.
Angesichts der von Kleinmachnow aus schnell zu erreichenden Bahnhöfe
Mexikoplatz und Krumme Lanke würde die S-Bahn im Ort
nicht benötigt.Tobias Reichelt