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Kleinmachnows Künstler bangen um Vielfalt

Mit dem Kauf der Kammerspiele könnte das Geld für andere Projekte fehlen / Neue Ausstellung im Z 200 (23.02.11)

Kleinmachnow - Kleinmachnows Kulturschaffende fürchten um die kulturelle Vielfalt. Im Zuge der Debatte um den Erwerb des Kino- und Theaterhauses Kammerspiele durch die Gemeinde drohen andere Kulturstandorte unter den Tisch zu fallen, sagt Rainer Ehrt, Chef des Kleinmachnower Kunstvereins „Die Brücke“. Sein Verein hat sich um die Nutzung des leerstehenden Kanalarbeiterhauses am Zehlendorfer Damm 200 (Arbeitstitel: „Z 200“) beworben, das der Kommune gehört. Doch für kulturelle Zuschüsse könnte der Gemeinde bald das Geld fehlen, sollte sie die Kammerspiele kaufen.

„Wir sprechen uns nicht gegen den Erwerb der Kammerspiele aus“, so Ehrt gegenüber den PNN. Die Zeichen stünden jedoch schlecht, dass sich Kleinmachnow neben den Kammerspielen weitere Kulturstandorte wie das „Z200“ leisten könne. „Wir wollen uns nicht gegen die Kammerspiele ausspielen lassen.“

Die Gemeinde müsste knapp 400 000 Euro für den Kauf der Kammerspiele zahlen. Bis Ende 2012 sollen weitere 420 000 Euro in den Brandschutz und den Betrieb des Hauses fließen. Langfristig steht eine millionenschwere Sanierung an. In der Beschlussvorlage werden konkrete Einschnitte genannt: Sanierung von Freibad und Zehlendorfer Damm 200 wären nicht mehr oder nur noch über Kredite möglich. Am 24. März können die Gemeindevertreter über den Kauf entscheiden. Parallel wird im Rathaus über den Bebauungsplan für das Alte Dorf samt Z 200 beraten. Es gibt zwei Varianten für das Haus: Kulturstätte oder Wohnraum.

„Der Fakt, dass es die zweite Variante gibt, ist ein Symptom dafür, dass die Gemeinde den Kulturaufwand minimieren will“, sagt Künstler Ehrt. Er fürchtet, dass sich die Gemeinde von dem Projekt trennen will, um das sich Kunstverein, Heimatverein und „Kultraum“ beworben hatten. So zeigte sich auch Kultraum-Sprecherin Christiane Heinke irritiert über die zwei Plan-Varianten. „Warum ist solch eine ausschließende Formulierung nötig?“, fragt sie. Die Debatte um den Kauf der Kammerspiele habe einen bitteren Beigeschmack, da alternative kulturelle Spielstätten ausgrenzt werden.

Am Montagabend gab es im Bauausschuss ein knappes Votum für den Kauf der Kammerspiele, berichtete Ausschusschef Jens Klocksin (SPD): „Aus fachlicher Sicht gibt es keine Vorbehalte.“ Es sei nur ehrlich, in der Beschlussvorlage auf die Einschnitte hinzuweisen. „Wir wollen Kultur für alle im Ort.“ Deshalb müsse man Prioritäten setzen: „Die Brücke“, Heimatverein und Kultraum könnten auch in den Kammerspielen Platz finden – das hatten die bislang abgelehnt. Klocksin hält das dennoch für denkbar.

Bürgermeister Michael Grubert (SPD) versprach indes, den Zehlendorfer Damm 200 als Kulturstandort zu sichern. Wann und wie, sagte er nicht. Gleiches gilt für die Freibadsanierung: „Am Freibad gibt es kein Rütteln“ – bis zum Sommer werde es eine Entscheidung geben, welche ist unklar. „Wir können nicht sagen, wie unsere Haushaltssituation in drei Jahren aussieht“, so Grubert – ausgeben könne man sein Geld nur einmal.

Genau deshalb fürchtet Ehrt um „Z 200“. „Die Gemeinde kann weitere Spielstätten vertragen.“ Schon im Sommer nutzten Künstler das marode Kanalarbeiterhaus. Am 26. und 27. Februar findet nach langer Pause wieder eine Ausstellung statt: Unter dem Titel „Timelights“ präsentieren Videokünstler ab 18 Uhr ihre Arbeiten. Eine Gelegenheit, neue Kulturprojekte abseits der Kammerspiele kennenzulernen, so Ehrt. Das könnte öfter so sein, würde Kleinmachnow die Mittel gerecht verteilen. Tobias Reichelt