PNN 18.2.11
Von Kirsten Graulich
Region Teltow - In der Region Teltow ist die Hoffnung noch nicht
begraben worden, doch noch Regionaler Wachstumskern (RWK) zu werden. Darin
waren sich die meisten Gäste der zweiten „Teltalk-Runde“ am Mittwochabend im
Regionalzentrum von Eon Edis einig. Die Debatte hatte sich daran entzündet,
dass die Landesregierung am Dienstag der Region erneut den RWK-Status
verweigert hatte. „Die Nachricht war für uns ein Schlag ins Kontor“,
kommentierte Vizelandrat Christian Stein (CDU) die Absage. Teltow,
Kleinmachnow, Stahnsdorf wären die „Boomregion“ von Potsdam-Mittelmark.
Aus Sicht des Landkreises sei das Ziel längst erreicht, nur der „Ritterschlag“
fehle noch. Stein: „Mit Realität hatte die Entscheidung wenig zu tun, mehr mit
Befindlichkeiten.“ Betroffen zeigte sich auch Teltows Bürgermeister Thomas
Schmidt (SPD). Es klang trotzig, als er ankündigte: „Wir werden die regionale
Zusammenarbeit fortsetzen, jetzt erst recht.“ Aber man werde sich vom
Fusionsgedanken nicht treiben lassen, denn das könne nicht nur auf
Verwaltungsebene abgewickelt werden, da müsse man die Bevölkerung schon
mitnehmen. Schmidt merkte an, es sei schon seltsam, dass der Landkreis
Potsdam-Mittelmark beim Ranking vordere Plätze belege, und das ohne RWK. Andere
Regionen hätten den Status behalten dürfen, obwohl sie sich „rückwärts
entwickeln“ würden. Nicht nur Schmidt mutmaßte, dass die Kriterien auch aus
diesem Grunde zurückgeschraubt wurden. Statt der Messlatte von 20 000
Einwohnern, an der die Stadt Teltow einst scheiterte, begnüge man sich nun
schon mit 15 000 Einwohnern. Da liege schon der Verdacht nahe, das sei
angepasst worden, weil die alten Wachstumskerne inzwischen geschrumpft seien,
befand auch der FDP-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Goetz. Anders sei diese
Situation nicht zu erklären. Goetz provozierte die Runde daher mit der Frage:
„Wollen wir denn auch diese Kriterien der Schrumpfung erfüllen, wenn diese 2014
für die bestehenden 15 Wachstumskerne erneut umgedeutet werden ?“ Oder sollte
sich die Region nicht lieber den ganzen Aufwand sparen, das Geld dafür
sinnvoller investieren?
Auch aus dem Kreis der anwesenden Unternehmer gab es Skepsis, ob so ein Titel
tatsächlich die Wirtschaft fördere. „Ich verstehe nicht, dass alle so scharf
darauf sind“, meinte ein Vertreter der Softwareindustrie und befürchtete fast
einen Imageschaden. „Denn wenn ich mir angucke, dass die alle geschrumpft sind,
dann sind wir doch lieber nicht dabei.“ Vizelandrat Stein meinte: „Sie mögen
durchaus recht haben, denn auch ohne Titel hat die Region immens zugelegt.“
Problematisch sei aber, dass sich die Förderung des Wirtschaftsministeriums auf
die RWK konzentriere. Das reiche von Zuschüssen bis zur Infrastruktur, wie dem
Schienenverkehr. Stein nannte als Beispiel eine Drahtzaunfirma, die nun von
Wiesenburg aus nur einige Kilometer weiter ziehe, weil dort Fördermittel
winken. Norbert Gölitzer vom Unternehmerverband kritisierte indes die
Außenwirkung der Stadt Teltow, die sich auf ihrer Internetseite als
Rübchenstadt präsentiere. So werde sie nicht als innovativer
Wirtschaftsstandort wahrgenommen. Bürgermeister Schmidt widersprach: „Das
Rübchen ist lediglich ein Alleinstellungsmerkmal, wir sind ja auch keine
Ackerbürgerstadt mehr.“ Hans-Dietrich Metge vom Unternehmerverband sprach dann
das aus, was viele in der Runde dachten: „Wir hatten gar keine Chance, weil es
keine klare Regeln gab. Man wusste schon, warum.“ Trotzdem will die Region
einen zweiten Anlauf wagen, um 2014 vielleicht den „Ritterschlag“ zu bekommen.