PNN 16.2.11

Von Tobias Reichelt

Noch überwiegt die Skepsis

In der Region Teltow werden die alternativen Flugrouten begrüßt, aber weiterhin Belastungen befürchtet (16.02.11)

Region Teltow - Zurückhaltend haben gestern die Fluglärmgegner aus der Region Teltow auf die neuen Flugroutenvorschläge für den künftigen Hauptstadtflughafen in Schönefeld reagiert. Am Montag waren nach dem Ende der Sitzung der Fluglärmkommission neue Routen bekannt geworden, die Kommunen wie Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf sowie den Süden Berlins vom Fluglärm entlasten – die Skepsis vor Ort ist jedoch groß: Zwar sei endlich Bewegung in der Sache zu erkennen, die Hauptforderung – „außen rum, statt oben drüber“ – sei aber nur teilweise erfüllt worden, hieß es.

„Die neuen Routenvorschläge nützen uns nichts“, sagte der Sprecher der Kleinmachnower Bürgerinitiative „Weg mit Flugrouten“, Matthias Schubert, gegenüber den PNN. Er bezeichnete den Vorstoß als „Augenwischerei“. Zwar könnte ein Großteil der Flugzeuge entlang des Autobahnrings fliegen und damit an der Region vorbei, aber ein Teil – vor allem Flüge nach Skandinavien und Asien – würden weiterhin über die Region geleitet. Ab Ludwigsfelde führt die Route über die Stahnsdorfer Ortsteile Güterfelde, Kienwerder und über den Kleinmachnower Ortsteil Dreilinden und weiter bis nach Wannsee. „Es ist nicht nachhaltig, was hier vorgestellt wurde“, so Schubert. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum ein Teil der Maschinen über die Region fliegen müsse.

Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zeigte sich optimistischer: „Wir haben eine viel bessere Ausgangsposition.“ Zwar würden einige Jets die Region auf der beschriebenen Route streifen, aber das seien deutlich weniger als bisher angenommen. „Das ist eine ganz andere Belastung“, so Grubert. Im Gegensatz zu den alten Routenvorschlägen, die komplett über die Region Teltow führten, sei nun nur noch mit etwa einem Fünftel des Flugaufkommens zu rechnen. Zudem würden die Maschinen erheblich höher fliegen, als in bislang erwarteten 1500 Metern. „Wir müssen den Vorschlag weiter verbessern“, so Grubert. So sollen die Piloten beispielsweise mit einem Flugfeuer auf Kurs gehalten werden, um den Toleranzbereich links und rechts der Flugrouten zu verringern.

Matthias Piaszinski von der der Stahnsdorfer Initiative gegen Fluglärm ist da skeptisch. „Der Vorschlag ist für uns nicht akzeptabel“, sagte er. Stahnsdorf werde nur zur Hälfte entlastet und es könnte noch schlimmer kommen, sollten sich die Fluglärmgegner nicht mit der von Grubert angekündigten Flugfeuer-Lösung durchsetzen können. „Dann fliegen die Maschinen wild“, so Piaszinski. Auch Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB) gab gestern keine Entwarnung. Noch am Montag hat er die knapp sechsstündige Sitzung der Fluglärmkommission begleitet. „Eine gründliche Debatte“, so Albers. Mehrere mögliche Varianten seien besprochen worden, einige würden keinerlei Entlastung für die Region bringen. „Wir sind noch nicht aus dem Schneider“, sagte Albers.

Auch Andreas Hess von der Initiative Teltow gegen Fluglärm sprach gestern vor einer „Salami-Taktik“, mit der der Flughafen Stück für Stück wachsen könnte. „Es wird immer mehr Flugverkehr geben.“ Hess warnte davor, sich angesichts der neuen Routenvorschläge zurückzulehnen. „Die Routen sind noch nicht in Stein gemeißelt.“ Die Bürgerinitiativen sollten weiterhin Verlässlichkeit bei der Politik einfordern, auch auf verträgliche Anflugrouten pochen, das Nachtflugverbot ausweiten, und dem neuen Flughafen keine Entwicklung als internationales Drehkreuz zugestehen. „Als Flughafenanrainer muss man wachsam bleiben.“