PNN 8.2.11
Von Ariane Lemme
Region Teltow - Dominik Müller sitzt am Bahnhof Teltow und wartet auf
seinen Bus. „Die Lehrer wissen schon Bescheid, die Busse fahren nicht wirklich
regelmäßig“, sagt er. Der Bus, den er heut nehmen wollte, ist schon weg. Schuld
ist der neue Fahrplan. Dominiks Bus fährt seit Montagmorgen fünf Minuten früher
– damit die Schüler endlich rechtzeitig zur Schule kommen. Doch der 14-Jährige
hat den erneuten Fahrplanwechsel im Busverkehr der Region Teltow verschlafen.
Seit Montagmorgen gibt es wieder neue Fahrpläne in der Region: Nachdem Mitte
Dezember das neue TKS-Buskonzept der Havelbusgesellschaft eingeführt wurde,
hatte es zahlreiche Beschwerden gegeben. Viele Busse kämen zu spät, waren
überfüllt, die Anschlüsse klappten nicht. Vor allem Schüler hatten mit den
Problemen zu kämpfen. Schon im Januar hatte die Havelbusgesellschaft
Nachbesserungen angekündigt, seit gestern gelten sie.
Lea Laschinger kam so gut wie nie pünktlich zum Unterricht. Auf ihrem Weg von
Kleinmachnow zum Potsdamer Gymnasium Hermannswerder muss die 16-Jährige zweimal
umsteigen, jede Verspätung hatte sich im Anschluss-Bus weiter fortgesetzt. „Vor
der ersten Fahrplanänderung im Dezember war das noch nicht so schlimm“, sagt
sie. Auch der Teltower Gymnasiast Marvin Brink stimmt ihr zu: „In den letzten
Wochen herrschten katastrophale Zustände.“ Heute immerhin ist der Bus
pünktlich. Und das soll er bleiben.
Dieter Kowalski ist da guter Dinge. Der 70-Jährige ist Experte, 48 Jahre hat er
für die BVG gearbeitet: „ Alles wird besser, die Anbindung nach Berlin
funktioniert mit dem neuen Fahrplan schneller.“ Dabei sind mit 40 Fahrzeugen
gar nicht mehr Busse im Einsatz als zuvor, es wurden lediglich weitere Fahrer
eingestellt.
An der Entwicklung des neuen TKS-Konzeptes war eine Arbeitsgruppe aus
Vertretern der drei Kommunen beteiligt. Mit dabei war auch der Kleinmachnower
SPD-Fraktionschef Jens Klocksin. „Als es jetzt um die Nachbesserung ging,
wurden wir nicht gefragt, nicht einmal darüber in Kenntnis gesetzt. Ich bin
nicht sonderlich glücklich damit.“ Mittlerweile fürchtet er, dass die Planung
an Systematik verliere. Insgesamt aber sieht Klocksin das Netz als große
Verbesserung. „Die Anbindung an Berlin war ja bisher der größte Schwachpunkt.“
Durch die neue Führung der Linien 620 und 623 nach Berlin sollen sich die
regelmäßigen Verspätungen auf dieser Strecke jetzt geben.
In Teltow kommen die Nachbesserungen hingegen nicht so gut an. „Havelbus hat
uns nicht informiert und auch fast alle unsere Forderungen nicht
berücksichtigt“, ärgert sich Detlef Fanter von der Teltower Agenda Verkehr. Die
Stadt ist von den nachträglichen Verbesserungen fast komplett ausgenommen. Es
wurden zwar zahlreiche Vorschläge gemacht, trotzdem gebe es nur einen
zusätzlichen Bus für Teltow, der fährt am Bahnhof um 4 Uhr morgens. Für den 17.
Februar hat der Teltower Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) die
Havelbusgesellschaft deshalb zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen.
Auch in Stahnsdorf geht man davon aus, das die Nachbesserungen nur ein erster
Schritt waren. „Jetzt ging es im Wesentlichen darum, die Kinder pünktlich zur
Schule zu bringen“, sagt Bürgermeister Bernd Albers (BfB). Gemeinsam mit der
Havelbusgesellschaft und dem Arbeitskreis Verkehr wollen alle drei
Bürgermeister bei einem weiteren Treffen am 1.März evaluieren, wie gut das neue
Konzept angenommen wird. Die drei Kommunen finanzieren – gemeinsam mit dem
Landkreis – die Fahrplanerweiterung mit insgesamt 760 000 Euro jährlich. Die
Förderung läuft bis Ende 2013, bis dahin, so die Hoffnung, kann die
Havelbusgesellschaft genug Fahrgäste hinzugewinnen, um die Kosten selbst zu
stemmen. Eine von ihnen dürfte Monika Beschorner sein, die Didaktik-Dozentin
ist mittlerweile von der S-Bahn auf die Busse umgestiegen – „die werden immer
zuverlässiger“, sagt sie.