PNN 20.1.11
Kleinmachnow - Für die von der Schließung bedrohten
Kleinmachnower Albert-Schweitzer-Förderschule ist eine Lösung in Sicht. Die
Einrichtung für geistig behinderte Kinder und Jugendliche soll künftig am
Standort der zweiten Kleinmachnower Förderschule am Schleusenweg weitergeführt
werden. In der Kooperation könnten beide Einrichtungen zukunftsfest gemacht und
langfristig für alle Grundschüler im Ort geöffnet werden. Das ist das Ergebnis
der Beratung des Kreisbildungsausschuss am Dienstagabend in Kleinmachnow. Wegen
rasant sinkender Schülerzahlen stand die Zukunft der Förderschulen auf der Kippe.
Abgeordnete, Kreisverwaltung, das staatliche Schulamt und Elternvertreter
begrüßten das Konzept für eine gemeinsame Schule, das Schulleiterin Grit Köpke
präsentierte. „Wir werden immer eine Nische brauchen, einen Zukunftsort für
Kinder, die es in der Regelschule nicht schaffen.“ Ziel müsse sein, alle Kinder
an einer Schule zu unterrichten. Bislang fehlten dafür die Voraussetzungen. Mit
dem Schulkonzept für eine Kooperative Förderschule am Schleusenweg, das
gemeinsam mit der Elternschaft entwickelt wurde, könnte sich das ändern.
In dem Bau der Förderschule für Lernbehinderte Kinder am Schleusenweg könnten
die Schüler der Albert-Schweitzer-Schule weiter unterrichtet werden.
Langfristig soll die Schule zur Grundschule weiterentwickelt werden. Nach der
sechsten Klasse könnten geistig- oder lernbehinderten Kinder hier weiter
beschult werden. Je nach Fähigkeit soll ihnen ein Schulabschluss nach Klasse 10
ermöglicht werden bzw. die Betreuung bis zum 21. Lebensjahr. Auch Kinder mit
körperlichen Beeinträchtigungen sowie Sprach- oder Verhaltensauffälligkeiten
könnte die Schule aufnehmen, schlug Köpke vor. Dafür seien Voraussetzungen zu
erfüllen: Sonderpädagogen, Logopäden, Schulpsychologen, Heilerzieher und
medizinisches Personal sei notwendig, ebenso wie bauliche Veränderungen.
Die könnten schon bald in Angriff genommen werden, so Thomas Schulz, Leiter des
Fachbereiches Schule im Landratsamt. Der Kreis will als Träger der
Förderschulen das Konzept weiterentwickeln. Etwa 1,3 Millionen Euro stünden für
den Umbau bereit – hier müsste aufgestockt werden, so Schulz. Er dämpfte aber
auch die Erwartungen: Der Schritt zu einer kooperativen Förderschule sei von
den politischen Entscheidungen auf Landesebene abhängig. Ohne Unterstützung vom
Land könne der Kreis das Projekt nicht vorantreiben. Parallel werde man deshalb
Gespräche mit dem Bildungsministerium aber auch mit freien Trägern zur
Übernahme der Schule fortführen.
Einen freien Träger wünschen sich die Eltern nicht, sagte Matthias Nieraad von
der Schulkonferenz. Auch Ausschuss-Chef Baldur Martin (FBB) sagte: „Der Staat
muss eine Förderschule bieten.“ Linken-Politiker Thomas Singer forderte, die
Millionen aus dem möglichen Verkauf der dann leerstehenden Immobilie der
Schweitzer-Schule in die neue Förderschule zu investieren. „Wir können die
Kinder nicht warten lassen“, so Singer.
Auf dem Weg zur kooperativen Förderschule müssen Kreistag und Schulkonferenz
nun die Zusammenlegung der Förderschulen beantragen, erläuterte Schulrat
Karl-Josef Lenz. Einer Fusion stünde dann nichts im Weg. Tobias Reichelt