PNN 15.1.11
Von Hagen Ludwig
Potsdam-Mittelmark - Die jüngsten Vorschläge der
brandenburgischen SPD zur Gestaltung der BBI-Flugrouten sind bei den
Bürgerinitiativen des Potsdamer Umlands auf Kritik gestoßen. „Es ist nicht ein
einziger Vorschlag enthalten, der den Wünschen des Flughafenbetreibers und der
Airlines irgendwelche Beschränkungen auferlegt“, erklärte der Sprecher der
Initiative „Fluglärmfreie Havelseen“, Peter Kreilinger, gestern. Matthias
Schubert von der Kleinmachnower Initiative „Weg mit Flugrouten“, sagte
gegenüber den PNN, die SPD sei mit „absolut unzureichenden Lösungsvorschlägen
zu kurz gesprungen“.
Wie berichtet, hatte der SPD-Landesvorstand Anfang der Woche einen Beschluss
vorgestellt, in dem auf ein generelles Nachtflugverbot von 0 bis 5 Uhr
gedrungen wird. Zudem soll die rot-rote Landesregierung für die künftige
Nordbahn des Flughafens ein generelles Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr prüfen.
Ein Vorschlag, den auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gestern im
PNN-Interview als sinnvoll bezeichnete. Zudem heißt es in dem SPD-Papier, auf
unabhängige Parallelstarts sei „weitgehend zu verzichten. Denkbar wäre eine
Reduzierung auf die Stoßzeiten am Morgen und am Nachmittag, so Platzeck.
Laut Kreilinger würden die Vorschläge belegen, „dass der Traum vom großen
Drehkreuz nicht im Mindesten aufgegeben wurde“. Die Aussagen zum
Nachtflugverbot bezeichnete er als Augenwischerei. „Das
Bundesverwaltungsgericht hat längst ein strenges Nachtflugverbot von 0 bis 5
Uhr festgelegt. Es spielt keine Rolle, ob die SPD jetzt dafür ist.“ Hilfreich wäre
allein ein generelles Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr. Auch der Vorschlag, ein
solches Nachtflugverbot nur für die Nordbahn einzuführen sei für sich gesehen
wertlos. „Schönefeld hat bekanntlich bislang nur eine Start- bzw. Landebahn.
Wer sich ansieht, wie An- und Abflüge heute verlaufen, erkennt, dass zum
Beispiel nordwestlich von den Havelseen über Potsdam und
Stahnsdorf/Teltow/Kleinmachnow alle betroffen sind“, so Kreilinger. Zumindest
müsste verbindlich zugesichert werden, dass für den nächtlichen Betrieb der
Südbahn ausschließlich die tagsüber für die Südbahn gültigen Routen genutzt und
diese innerhalb des Berliner Autobahnringes auch nicht verlassen werden. Ein
echtes Nachtflugverbot für beide Bahnen sei jedoch zwingendes Gebot der
Solidarität mit allen Betroffenen, auch denen entlang der Südbahn-Routen.
Kleinmachnows Initiativen-Sprecher Schubert kritisiert, dass die Flugzeuge laut
den SPD-Vorschlägen in Spitzenzeiten auch weiterhin über die Region Teltow
abknicken sollen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Route dann auch
ohne Einschränkungen geflogen wird“, so Schubert. Auch dem Stahnsdorfer
Initiativen-Sprecher Matthias Piszinski gehen die SPD-Vorschläge nicht weit
genug. Immerhin hält er sie für einen „Schritt in die richtige Richtung“. Sie
seien ein Zeichen, dass sich etwas bewegt. Einmütig ist die Ablehnung des von
der SPD vorgeschlagenen „Wiener Modells“ einer dauerhaften Abgabe des
Flughafens pro Passagier als Ausgleich an die Anrainerkommunen. Die
Grundinteressen der Bevölkerung seien nicht käuflich, hieß es.
Am kommenden Montag trifft sich die Fluglärmkommission zu ihrer nächsten
Sitzung. Erwartet wird, dass die Deutsche Flugsicherung (DFS) erste Bewertungen
zu der Vielzahl eingereichter Anträge trifft. Dazu zählt auch der Antrag der
Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“. Darin wird eine Führung der An- und
Abflugrouten ausschließlich außerhalb des Berliner Autobahnrings für den
Bereich westlich von Ludwigsfelde vorgeschlagen. Am Nachmittag wird es eine
Informationsveranstaltung für Bürger und Medien geben, an der auch Vertreter
der DFS teilnehmen. Sie beginnt um 14 Uhr im Schönefelder Airportworld-Gebäude.