PNN 10.1.11
Von Tobias Reichelt
Teltow - Der Fachkräftemangel ist in der Region Teltow angekommen.
„Uns fehlen die Jugendlichen“, sagt Henri Danker, Schulleiter des Teltower
Oberstufenzentrums (OSZ). Seit etwa drei Jahren schrumpfen die Schülerzahlen
der Ausbildungsstätte an der Potsdamer Straße rasant. Von etwa 2000 Schülern
auf mittlerweile 1446. „Das bringt ein Wandel für das OSZ mit sich“, sagt
Danker. Der Staat hat seine Förderprogramme eingestellt, weil es keine
überzähligen Azubis mehr gibt, das Lehrerkollegium wurde reduziert, ebenso die
Zahl der Klassen – 79 sind es noch, im kommenden Schuljahr könnten es noch 70
sein. Das Problem sei nicht, dass die Betriebe der Region nicht ausbilden
wollen, sie finden oft niemanden, sagt Danker. Deshalb schaltet sich jetzt auch
das OSZ in die Suche nach jugendlichen Arbeitskräften ein.
Am 22. Januar laden das Marketingbüro der Stadt Teltow und das OSZ Jugendliche
der Region zur nunmehr vierten Teltower Ausbildungsmesse ein. Von 10 bis 15 Uhr
präsentieren sich insgesamt 63 Unternehmen und Ausbildungsstätten aus Berlin
und Brandenburg im Oberstufenzentrum. Sie bieten Ausbildungs- und Praktika-Plätze
an und wollen mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen. Die 14- bis
20-Jährigen, an die sich das Angebot richtet, könnten die Schüler von morgen
und die Arbeiter von übermorgen sein.
Dafür scheuen die Veranstalter und Sponsoren keinen Aufwand. In Teltow,
Kleinmachnow, Stahnsdorf, Großbeeren und Ludwigsfelde sollen 60 000 Einladungen
verteilt werden. „Wir wollen helfen, den Fachkräftemangel in der Region zu
bekämpfen“, erklärte Stadtmarketing-Mitarbeiter Johannes Müller den PNN. Etwa
4000 Jugendliche werden erwartet - so viele wie noch nie. Um das Interesse zu
steigern, wurde der Messetermin vorgezogen. Bisher fand die Ausbildungsmesse
erst im Sommer statt, da hatten viele Jugendliche ihren Vertrag schon in der
Tasche – oft nicht bei einem Unternehmen der Region.
„Viele Jugendliche orientieren sich nach der Schule um, sie ziehen weg“, weiß
auch Sören Kosanke. Der SPD-Landtagsabgeordnete war vor vier Jahren Initiator
der Teltower Ausbildungsmesse. Wenn die Jugendlichen wegziehen, schwäche das
die Wirtschaft vor Ort und die muss sich anstrengen. „Unsere Unternehmer zahlen
im Schnitt zu wenig Gehalt“, sagt Kosanke. Auch deshalb wanderten Jugendliche
ab. „Aber Heimat, Familie und Freunde sind Werte, die man sich mit Geld nicht
kaufen kann“, appelliert der Politiker auch an die Jugendlichen. Sie sollen
sich vor Ort über Möglichkeiten und Chancen informieren. Sie könnten auch in
Teltow Traumberufe ergreifen. Viele Unternehmen böten den Jugendlichen
ernsthafte Zukunftschancen an, so Kosanke.
Zu den namhaften Ausstellern der Teltower Ausbildungsmesse gehören unter
anderem Firmen wie der Stromversorger Eon.edis, die AOK-Krankenkasse, Daimler,
die Sparkasse oder die Telekom. Das Angebot reicht vom ortsansässigen
Mittelständler bis hin zu deutschlandweit tätigen Großunternehmen, vom
klassischen Handwerksbetrieb bis zum Spezialhersteller von weltweit gefragten
Präzisionsteilen. Auf der Internetseite der Ausbildungsmesse stellen sich schon
vorab die Unternehmen und ihre Ausbildungsmöglichkeiten vor. Auf der Messe kann
dann im Detail nachgefragt werden, rät Müller. Die Veranstaltung ist offen für
alle. Auch wer den Schulabschluss erst in einigen Jahren vor sich hat, wird von
den Unternehmen beraten. Betriebe, die sich noch für die Messe anmelden wollen,
müssen sich beeilen. Freie Messestände sind rar, der Eintritt ist für
Aussteller und Besucher frei.
OSZ-Leiter Danker hofft auf rege Beteiligung sowohl der Jugendlichen als auch
der Unternehmen. In Zukunft werden einige Betriebe viel leisten müssen, um die
Jugendlichen zu überzeugen, sagt er. „Schon heute finden Bäcker oder Fleischer
keine Auszubildenden mehr.“ Der Trend gehe weiter: Am Teltower
Oberstufenzentrum schrumpfen auch die Klassen mit neuen Fachinformatikern,
Kraftfahrzeugmechatronikern oder Industriemechanikern.
Weitere Infos im Internet unter www.ausbildungsmesse-teltow.de