PNN 8.1.11
Teltow - Im Streit um die Flugrouten vom künftigen Hauptstadtflughafen
in Schönefeld hat Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) den
Fluglärmgegnern der Region Teltow neue Hoffnung gemacht. „Ich glaube wir werden
eine vernünftige Lösung für die Region Teltow finden“, kündigte Platzeck am
Donnerstagabend auf dem Neujahrsempfang der regionalen SPD im Teltower Rathaus
an. Gleiches könne er anderen Kommunen in Flughafennähe derzeit nicht
versprechen, sagte Platzeck.
Vor vier Monaten war bekannt geworden, dass die Jets aus Schönefeld auch über
die Region Teltow hinwegdonnern sollen. Dagegen wehren sich seit Monaten
zahlreiche Bürgerinitiativen mit Protestaktionen und Demonstrationen.
Vorläufiger Höhepunkt: Die Gemeinde Kleinmachnow, die kommunale
Wohnungsgesellschaft und vier Privatpersonen haben Klage gegen die Genehmigung
des Flughafens eingelegt. Ziel ist ein Baustopp. Das einzige Vermittlungsangebot:
Nur wenn Kleinmachnow nicht mehr überflogen wird, will man die Klage
zurückziehen. Schon im November hatte sich Platzeck den Protestlern auf einer
Demonstration in Stahnsdorf gestellt – damals wurde er ausgepfiffen. „Vor uns
liegt noch ein erhebliches Stück Arbeit“, sagte Platzeck nun am Donnerstagabend
in Teltow. „Es wird hier durchaus Möglichkeiten geben, dass am Ende von den
Ängsten wenig bleibt.“ Platzeck versprach, die Lebensqualität in der Region zu
erhalten. In einem Jahr könnte eine Lösung im Flugroutenstreit gefunden sein.
Zum Neujahrsempfang nach Teltow eingeladen hatte der SPD-Landtagsabgeordnete
Sören Kosanke – er war zuletzt von den
Bürgerinitiativen kritisiert worden, im Flugroutenstreit kaum das Wort für die
Region zu ergreifen. Kosanke wehrte sich damals: „Das
Engagement eines Politikers sollte nicht in Dezibel gemessen werden.“ Hinter
den Kulissen versuche er, das Beste für die Region zu erreichen. Angesichts der
langen Gästeliste am Abend bewies der frisch gebackene Vater, wie weit seine
Kontakte in die SPD-geführte Landesregierung reichen.
Neben Platzeck versammelten sich auch Wissenschaftsministerin Martina Münch,
ihr Staatssekretär Martin Gorholt,
Verkehrsstaatssekretär Rainer Bretschneider und zahlreiche andere Gäste wie
Potsdams SPD-Chef Mike Schubert oder die Bundestagsabgeordneten Peter Danckert und Andrea Wicklein im
Saal.
Keiner von ihnen kam um das Thema Flugrouten herum – das sei aber gut,
konstatierte die Bundestagsabgeordnete Wicklein: Mit
der Protestbewegung gegen die Flugrouten sei die Region eng zusammengerückt.
„Das ist ein positives Ergebnis“, so Wicklein. Es sei
ermutigend, dass sich die Menschen wieder aktiv an Politik beteiligten. Und
auch Hans-Joachim Pfaff, Sprecher der Stahnsdorfer Bürgerinitiative gegen
Fluglärm, fasste am Ende zusammen: „Wir haben mit unserem Protest schon viel
erreicht.“ Aufhören wolle man aber noch lange nicht. Zum 12. Januar lädt die
Bürgerinitiative um 19 Uhr zu einem Vortrag ins Stahnsdorfer Rathaus ein.
Thema: Gesundheitsgefährdungen durch Fluglärm. Tobias Reichelt