PNN 27.12.10

 

Kletterfelsen auf null geschrumpft

Kleinmachnows Alpinisten sind verärgert (27.12.10)

Kleinmachnow - Mit einem Kletterfelsen ist in Kleinmachnow kein Höhenrekord mehr aufzustellen. 18 Meter sollte er hoch werden, jetzt ist er auf null geschrumpft. Die Gemeindevertreter haben den Bau der Kletterlandschaft in Nachbarschaft der Jugendfreizeiteinrichtung gestrichen. Der Ärger beim hiesigen Alpenverein ist groß. Seit Jahren haben sie für den Felsen gekämpft. „Wenn das Geld dagewesen wäre, hätten wir sofort bauen können“, sagte Vereinssprecherin Suzanne Kluge. Sie sieht die „wankelmütige Kleinmachnower Politik“ für das Aus des Projekts in der Verantwortung.

„Wir haben zuletzt null Unterstützung bekommen“, so Kluge. Dabei haben die Politiker das 230 000 Euro teure Projekt vor zwei Jahren im Überschwang des Kommunalwahlkampfes selbst auf die Tagesordnung gesetzt und den Bau auf Antrag der SPD beschlossen. „Nach der Wahl konnte sich kaum einer daran erinnern“, erzählt Kluge. Die Begründung für das endgültige Aus lautet nun: „Mit der Vorlage des Haushaltsplanes 2011 wurde deutlich, dass diese Investition gegenwärtig nicht finanziert werden kann.“ Der Kletterfelsen wurde bei nur einer Gegenstimme der BIK gekippt, die Grünen enthielten sich.

Grund genug für die Grünen-Fraktionschefin Barbara Sahlmann, jetzt zur Feder zu greifen. In einem offenen Brief schreibt sie: „Die Peinlichkeit stand jedem Gemeindevertreter ins Gesicht geschrieben.“ Viele seien auf die Entscheidung aber stolz. „Ich kann das nicht mittragen“, so Sahlmann. Sie habe zwar schon immer Bedenken gegenüber dem Projekt gehabt. Es ganz zu kippen, sei aber falsch. „Da haben sich die Mitglieder des Alpenvereins und viele andere engagiert, ihre Freizeit daran gesetzt, ihr Geld eingebracht, Sponsoren gesucht.“ Das Projekt hätte verschoben werden können, so Sahlmann.

Allerdings: Als es in der Gemeindevertretersitzung zur Abstimmung ging, schwieg Sahlmann – wie fast alle Gemeindevertreter. Das hat auch Alpinistin Kluge registriert. „Hinterher kann sich jeder hinstellen und uns bedauernd auf die Schulter klopfen“, sagte Kluge. Es seien gerade Mitglieder der Grünen-Fraktion gewesen, die das Projekt gestoppt hätten. „Was soll man der Politik überhaupt noch glauben?“, fragt Kluge ratlos.

Der Kletterfelsen wird nun beerdigt. Knapp 30 000 Euro hat die Gemeinde für Vorplanungen ausgegeben. Weitere 16 000 Euro brachte der Alpenverein auf, 14 500 Euro wurden an Spenden gesammelt. Sie sollen nun zurückgezahlt werden. Immerhin: SPD-Fraktionschef Jens Klocksin setzte sich für eine reibungslose Rückabwicklung ein: Die vom Alpenverein geleisteten Ausgaben, müssten den Vereinsleuten zurückgezahlt werden. Die Gemeinde solle einspringen. Suzanne Kluge glaubt nicht daran: „Das Geld ist futsch.“ Tobias Reichelt