PNN 24.12.2010
Werder (Havel) / Kleinmachnow - Verbunden mit dem Aufruf, für ein
strenges Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr am künftigen BBI zu stimmen, hat die
Bürgerinitiative „ Fluglärmfreie Havelseen“ (BI) besondere Weihnachtspost an
alle brandenburgischen Landtagsabgeordneten versandt. Die Abgeordneten
erhielten die Studie „Risikofaktor nächtlicher Fluglärm“ des Umweltbundesamtes
.
Mit dieser Studie sei am Beispiel des Flughafens Köln-Bonn nachgewiesen worden,
dass nächtlicher Fluglärm erhebliche Gesundheitsschäden bei den betroffenen
Anwohnern verursacht, erklärte Initiativensprecher Peter Kreilinger gestern.
Die Studie war erst im März 2010 vorgestellt worden, konnte also bei den
Planfeststellungs- und den Ergänzungsbeschlüssen zum BBI noch nicht
berücksichtigt werden. Der Leiter der Studie, Eberhard Greiser, habe vor
einigen Wochen im ZDF-Magazin „Frontal-21“ für den künftigen Flughafen in
Schönefeld 6000 zusätzliche Schlaganfälle und 1000 zusätzliche Brustkrebsfälle
in einem Zwei-Jahreszeitraum prognostiziert, wenn die Nachtflugregelungen nicht
deutlich verschärft werden, so Kreilinger. Bisher ist nach dem Willen der
brandenburgischen Landesregierung nur von 0 bis 5 Uhr Nachtruhe vorsehen.
Selbst in dieser Zeit ist noch eine Reihe von Ausnahmen möglich, insbesondere
eine unkalkulierbare Zahl sogenannter „Postflüge“. Nach Ansicht der
Bürgerinitiative ist diese Planung ein Hohn gegenüber den Interessen der
Betroffenen, denn die meisten Menschen würden mehr als fünf Stunden Schlaf
benötigen, heißt es in dem Schreiben an die Abgeordneten.
Die Studie des Umweltbundesamtes sollte für die Abgeordneten ein Grund mehr
sein, die im Parlament bereits eingebrachten Anträge für ein strenges
Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr zu unterstützen, so Kreilinger. Es sei gut,
dass die Fraktionen der Grünen und der Linken ebenso wie eine ganze Reihe von
Abgeordneten aller anderen Fraktionen bereits ausdrücklich für ein strenges
Nachtflugverbot eintreten. „Dem müssen jetzt aber auch Taten folgen. Es muss
ein entsprechender Beschluss her und kein Herumgeschiebe in den Ausschüssen
ohne Ergebnis", so die Forderung der BI. Sie plant, im Januar die Haltung
jedes einzelnen Abgeordneten in der Frage des Nachtflugverbotes zu erfragen und
dann gemeinsam mit anderen Bürgerinitiativen zu veröffentlichen.
Indes hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) noch einmal seine
Forderung bekräftigt, die ursprünglich geplanten Abflugrouten vom BBI
beizubehalten. „Plötzlich mit völlig anderen Flugrouten daherzukommen“ stelle
die Glaubwürdigkeit der Politik in Frage, erklärte er. Ramsauer müsse sein
Machtwort jetzt auch mit einer klaren politischen Weisung an die ihm
unterstellte Deutsche Flugsicherung untermauern, forderte die Kleinmachnower
Bürgerinitiative „Weg mit den Flugrouten“ gestern. Für das weitere Verfahren
würde das eine wichtige Wende darstellen, heißt es. Hagen Ludwig
Studie zum Fluglärm im Internet:
www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3774.pdf