PNN 15.12.2010
Von Matthias Matern
Potsdam - Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat nicht nur seinen
Titel als „reichster ostdeutscher Kreis“ verteidigt, sondern bei der Kaufkraft
auch im Bundesvergleich am stärksten zugelegt. Beim jährlichen Ranking aller
412 Kreise Deutschlands verbesserte sich Potsdam-Mittelmark um 28 Plätze auf
Platz 162. Den zweitstärksten Anstieg verzeichnet die Stadt Potsdam.
Brandenburgs Landeshauptstadt kletterte 22 Plätze nach
oben und belegt nun Platz 212. Das zumindest geht aus der aktuellen
Kaufkraftprognose der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) aus dem
baden-württembergischen Bruchsal hervor, die am Dienstag vorgelegt wurde.
Verglichen wird das verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive
staatlicher Leistungen und Renten. Demnach verfügen die Einwohner von
Potsdam-Mittelmark im kommenden Jahr im Schnitt über ein Pro-Kopf-Einkommen von
19 584 Euro und liegen damit nur 100 Euro unter dem Bundesmittel.
Berechnet wird die Kaufkraft in Deutschland von der GFK bereits seit 1937. Für
das kommende Jahr erwarten die Konsumforscher in ganz Deutschland einen Anstieg
der Kaufkraft von im Schnitt 499 Euro pro Einwohner. „Die deutsche Wirtschaft
befindet sich im Aufschwung. Nach unserer Einschätzung wird sich die
konjunkturelle Erholung auch für den Prognosezeitraum 2011 fortsetzen“, meint
Simone Baecker-Neuchl von der GFK-Tochter
Geomarketing. Die Kaufkraftsumme werde sich entsprechend um 2,6 Prozent
gegenüber dem vergangenen Jahr erhöhen, so Baecker-Neuchl.
Zwar sei an vielen Stellen mit höheren Beiträgen zu rechnen, etwa bei den
Krankenversicherungen. Trotzdem sei zu erwarten, dass die Kaufkraftsteigerung
real spürbar sein werde. „Auch wenn nicht alle gleichermaßen davon
profitieren“, schränkt Simone Baecker-Neuchl ein.
Insgesamt profitieren wird in jedem Fall auch die Hauptstadtregion, sind sich
die Konsumforscher der GFK sicher. Sowohl das Land Berlin, aber auch das Land
Brandenburg konnten ihren sogenannten Kaufkraft-Index
(Kaufkraftniveau pro Einwohner im Vergleich zum nationalen Durchschnitt)
steigern. Eine Änderung beim Länder-Ranking ergibt sich daraus aber nicht:
Berlin landete beim Vergleich der 16 Bundesländer wie im vergangenen Jahr auf
Platz elf, gefolgt vom Land Brandenburg. Damit liegt die Kaufkraft in der
Hauptstadtregion noch rund zehn Prozent unter dem Bundesschnitt. Angeführt wird
das Ranking von Bayern mit einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von 21 326
Euro pro Einwohner. Hamburg konnte sich um zwei Plätze auf den zweiten Platz
verbessern und verdrängt Hessen und Baden-Württemberg um je einen Platz.
Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt, wo 83,4 Prozent des deutschen Durchschnittswerts
erreicht werden.
„Ärmster“ Kreis Deutschlands ist laut GFK der Landkreis Uecker-Randow
in Mecklenburg-Vorpommern. Dort haben die Einwohner gerade einmal etwas mehr
als die Hälfte des Geldes zur Verfügung, das in den reichsten Kreisen
Deutschlands ausgegeben werden kann. Im hessischen Landkreis Hochtaunus etwa beträgt das durchschnittliche
Netto-Einkommen 28 585 Euro pro Einwohner. Nach Einschätzung Baecker-Neuchls wird der Abstand zwischen Ost und West
trotzdem insgesamt immer kleiner.
Die besonders dynamische Entwicklung der brandenburgischen Landeshauptstadt und
des Nachbarkreises Potsdam-Mittelmark kommt für die Konsumforscherin nicht
überraschend. „Das hat sich schon angedeutet.“ Die Erwerbstätigkeit habe sich
dort zuletzt positiv entwickelt, meint Baecker-Neuchl.
Zudem sei Potsdam-Mittelmark als Wohnort für „gut situierte“ Einwohner
attraktiv. Gleiches gelte für Potsdam. Die Nähe zu Berlin sei dafür aber ein
„großer Faktor“, do Baecker-Neuchl.
Das weiß man auch in der Kreisverwaltung Potsdam-Mittelmarks. „Wir haben eine
starke Differenzierung zwischen den urbanen Gebieten und dem ländlichen Raum“,
sagt Wirtschaftsförderer Martin Rätz. „Während wir im
Raum Teltow-Kleinmachnow bereits vorsichtig von Vollbeschäftigung sprechen,
haben im im südwestlichen Teil des Kreises noch
Arbeitslosenquoten, die über dem Bundesdurchschnitt liegen.“
Etwas verkleinert werden dürften die Unterschiede jedoch durch die
Lebenshaltungskosten, denn die werden bei der GFK-Studie nicht berücksichtigt.
Wohnraum ist in den berlinnahen Gebieten des Kreises
erwartungsgemäß deutlich teurer als im ländlichen Süden. „Der aktuelle
Mietspiegel vom November weist für den Raum Teltow-Kleinmachnow die höchsten
Mieten landesweit auf“, sagt Wirtschaftsförderer Rätz.