PNN 11.12.10

 

Potsdam-Mittelmark


Von Tobias Reichelt

Eine Kirche, so sparsam wie möglich

Brandenburgs erste Christengemeinschaft siedelt sich in Kleinmachnow an / Baugenehmigung für Kapellenbau im Meiereifeld (11.12.10)

Kleinmachnow - Vor seinem inneren Auge sieht Pfarrer Frimut Husemann die neue Kirche schon vor sich: Quadratisch geformt, nach den Vorgaben des alten Testaments, wie er sagt. Mit Holzplatten an den Wänden und einem Fußboden aus blankem Beton – „das wird eine einfache, schlichte Kirche“, erklärt Husemann. Wie berichtet plant seine Gemeinde, die Christengemeinschaft, im Kleinmachnower Meiereifeld seit über einem Jahr den Bau ihrer Kapelle. Im Frühjahr sollen die Arbeiten starten. „Wir haben jetzt die Baugenehmigung“, so Pfarrer Husemann gegenüber den PNN.

Nur etwa 250 000 Euro will die Kleinmachnower Christengemeinschaft – eine „Bewegung für religiöse Erneuerung“ – für den einfachen Bau ausgeben. Entstehen soll die 7 Meter Breite, 14 Meter lange und 9 Meter hohe Kirche in Nachbarschaft des Industriemuseums, dem früheren Sitz der Kleinmachnower Verwaltung im Meiereifeld. „Wir wollen so sparsam wie möglich bauen“, sagt Husemann. Orientieren wolle man sich dabei am alten Testament: Das habe im Grundriss die Form des Doppelquadrats für die Stiftshütte vorgesehen, auch die Kapelle der Christengemeinschaft werde deshalb im Inneren und Äußeren von dieser Form geprägt sein.

Damit der schlichte Kirchenbau nicht mit einer Garage verwechselt werde, so Husemann, hat der gelernte Bildhauer eine zwei Meter große Holzplastik in Form des „Königs Mensch“ geschaffen. Sie soll den Giebel der Kirche zieren. Zwei kleinere Plastiken, der Apostel Paulus und Johannes der Täufer, sollen am Eingang zum Foyer installiert werden. In der Kirche selbst wird es eine Sakristei geben, eine Empore und Toiletten. Gebaut werde die neue Kirche von Lehrlingen der Berliner Knobelsdorff-Schule im Rahmen eines einjährigen Lernprojekts.

Finanziert wird der Bau durch Spenden der Gemeindemitglieder und Darlehen. Das Grundstück wird der kirchlichen Gemeinde zu günstigen Konditionen von einem Berliner Waldorf-Lehrer verpachtet: Mit den Pachtzahlungen komme die Christengemeinschaft Stück für Stück in den Besitz des Areals, zu dem auch die Fläche gehört, auf dem sich das Industriemuseum befindet.

Die Verantwortlichen des Museums suchen bereits nach einer neuen Bleibe. In etwa einem Jahr soll das Museum in die Teltower Oderstraße umziehen, sagte Vereinschef Lothar Starke. Die Finanzierung dafür ist derzeit aber noch unklar, das Museum ist auf zusätzliche Zuschüsse der Kommunen Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und dem Landkreis angewiesen. Mit etwa 100 000 Euro müssten die vier das Museum jährlich unterstützen, wenn es erhalten bleiben soll.

Die Christengemeinschaft selbst will das Gebäude des Industriemuseums in absehbarer Zukunft durch ein zweistöckiges Gemeindezentrum ersetzen. Darin würden Wohnungen, ein Veranstaltungssaal und Büroräume untergebracht.

Rund 50 Familien aus der Region sind Mitglieder der Christengemeinschaft, sagt Husemann. Der 63-jährige Pfarrer ist bereits seit einigen Jahren an der Kleinmachnower Waldorfschule als Religionslehrer tätig. Auch die Gründung der eigenständigen Glaubensgemeinschaft in Kleinmachnow geht auf eine Initiative von Eltern der Waldorfschüler zurück. 2002 wurde die Gemeinde in Kleinmachnow gegründet – anfangs als Filiale der Christengemeinschaft in Berlin-Wilmersdorf. Heute ist sie eigenständig und eine von etwa 140 Gemeinden der Christengemeinschaft in Deutschland. In deren Mittelpunkt stehe der „Freimensch“, so Husemann. „Unser oberstes Gesetz ist der Respekt vor der Freiheit des anderen.“

Noch hat die Gemeinde der Christengemeinschaft ihren Sitz in der Nähe der Stahnsdorfer Waldschänke. Die hier angemieteten Räume sollen nach Ende der Bauarbeiten aufgegeben werden Sei die neue „Stiftshütte“ fertig, werde sich das kirchliche Gemeindeleben ab Frühjahr 2012 voll und ganz in der neuen Kirche abspielen.