PNN 11.12.2010

 

Potsdam-Mittelmark

 

Von Hagen Ludwig

Mächtiges Signal erwartet

Groß-Demo gegen Fluglärm am Sonntag / Diskussion um alternative Routen und erste detaillierte Daten (11.12.10)

Potsdam-Mittelmark - Mindestens 3000 Teilnehmer erwarten die Bürgerinitiativen gegen Fluglärm zur Demonstration am morgigen Sonntag um 14 Uhr auf dem Kleinmachnower Rathausmarkt. Zentrale Forderung werde die Rückkehr zu den ursprünglich geplanten Geradeaus-Abflugrouten vom Flughafen Schönefeld sein, erklärte Matthias Schubert von der Bürgerinitiative Kleinmachnow. Entsprechend hatte sich auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in den vergangenen Tagen geäußert.

Darauf ruhen nun viele Hoffnungen in der Region, auch wenn Ramsauer seine Teilnahme an der Demonstration, ebenso wie die Grünen-Politikerin, Renate Künast abgesagt hat. Mit der Demonstration soll laut Schubert vor der Sitzung der Fluglärmkommission am Montag noch einmal ein mächtiges Signal gegen die nunmehr geplanten parallelen Starts gesetzt werden. Wegen dieser Parallelstarts will Deutschen Flugsicherung (DFS) die Routen der Maschinen näher an Berlin und damit auch über die Region Teltow führen.

Der Fluglärmkommission liegen für den Montag eine Reihe von Anträgen vor. Dazu gehört ein Vorschlag des Brandenburgischen Umweltministeriums. Demnach könnten die Jets bei Abflügen um Blankenfelde-Mahlow herumgeführt werden. Anschließend sollen sie nicht mehr über die Region Teltow fliegen, sondern in Richtung Ludwigsfelde und weiter entlang des Berliner Rings in Richtung Potsdam. Westlich von Potsdam könnten die Jets nach Norden und Osten abknicken.

Dazu will der Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp, einen Änderungsantrag in die Fluglärmkommission einbringen. Bei der Erarbeitung hätten Fluglärmgegner aus Potsdam, Berlin und der Region Teltow maßgeblich mitgewirkt, heißt es in einer Mitteilung der Bürgerinitiative Stahnsdorf.

Punkt 1 im Änderungsvorschlag: Die DFS wird aufgefordert, Flugrouten bei Westwindwetterlage vorzulegen, die den Grobplanungen aus dem Planfeststellungsbeschluss vom 13, August 2004 entsprechen. Das heißt im Klartext: Ausschließlich Geradeausstarts von der Nord und Südbahn. Sollte das nicht möglich sein, habe die DFS eine ausführlich schriftliche Begründung vorzulegen, heißt es. Detailliert sei darzulegen, in welchem Maße die Kriterien Sicherheit, Lärmschutz und Wirtschaftlichkeit dabei ursächlich sind. Hilfsweise wird im Änderungsvorschlag eine alternative Flugroutenplanung bei Westwind empfohlen.

Demnach könnten alle Abflüge von der Nordbahn gebündelt zum Autobahndreieck Potsdam – etwa drei Kilometer südwestlich des Schwielowsees – geführt werden. Dort würde die Auffächerung erfolgen. Potsdam und Groß Glienicke sollen westlich bzw. nördlich umflogen werden, ein Überflug der zum Unesco-Kultur- und Naturlandschaft sei zu vermeiden, heißt es im Änderungsvorschlag.

Alle Abflüge von der Südbahn sollen zwischen Ludwigsfelde und Rangsdorf gebündelt und südlich des Berliner Rings aufgefächert werden.

Welchen Kurs die Flugzeuge in Schönefeld heute einschlagen und welche Ortschaften sie überfliegen, hat das Brandenburger Infrastrukturministerium gestern veröffentlicht. Grundlage seien Flugwegaufzeichnungen auf der DFS-Homepage gewesen, heißt es. Exemplarisch wird jeweils ein verkehrsreicher Tag bei Ost- und bei Westwind dargestellt. Demnach überquerten zum Beispiel Bergholz-Rehbrücke am 21. September 2010 zehn abfliegende Maschinen in einer Höhe ab 1950 Metern. Am 11. Oktober wurden sieben anfliegende Maschinen in Höhen ab 870 Meter gezählt. In Caputh waren es fünf Abflüge ( ab 3300 Meter) und acht Anflüge (ab 960 Meter), in Kleinmachnow sechs Abflüge (ab 2900 Meter) und zwei Anflüge (ab 840 Meter). Die Dokumente können von den Internetseiten desMinisteriums (mil.brandenburg.de) abgerufen werden. Nun soll die Flugsicherung solche Daten auch für den künftigen Flughafen prognostizieren.

Indes haben sich die Kommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf die Unterstützung der prominenten Anwaltskanzlei „Geulen und Klinger“ gesichert. Die Kanzlei war unter anderem erfolgreich für die Bombodrom-Gegner tätig. Nun soll sie die Bürgermeister beraten, erklärte Stahnsdorfs Rathauschef Bernd Albers. „Wir wollen mit ihnen eine gemeinsame Marschroute abstecken.“ Es gehe darum, den Einfluss auf die Gestaltung der Flugrouten zu vergrößern. Gelinge das nicht, werde eine Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss zum Flughafenbau angestrebt. (mit tor)