PNN 2.12.2010

 

von Tobias Reichelt

Geldgeber für Freibad gesucht

Die Sanierung sollte ein kommunales Großprojekt werden, aber jetzt steigt Stahnsdorf aus (

Region Teltow - Die Zukunft des Kleinmachnower Freibades Kiebitzberge steht auf der Kippe: In den Becken lösen sich die Fliesen und auch auf den Wegen dorthin reihen sich die Stolperfallen auf dem Gelände aneinander – nehmen die Kommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf kein Geld in die Hand, müssen Teilbereiche womöglich schon in der kommenden Badesaison geschlossen werden. Davor warnte jetzt Carsten Fischer, Chef der Kleinmachnower Wohnungsgesellschaft Gewog. Doch die Chancen für eine schnelle Sanierung stehen schlecht.

Als erste der drei Nachbarkommunen wird die Gemeinde Stahnsdorf aus dem geplanten Millionenprojekt aussteigen, das beschlossen die Mitglieder des Stahnsdorfer Finanzausschusses auf ihrer Sitzung am Dienstagabend. „Wir haben im Moment nicht das Geld, um uns an der Sanierung des Freibades zu beteiligen“, erklärte Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB) gegenüber den PNN. Die Gewerbesteuereinnahmen der Kommune seien im Vergleich mit dem Jahr 2008 um knapp 3 Millionen Euro gesunken. Um das auszugleichen, müsse Stahnsdorf im Jahr 2011 rund 3,8 Millionen Euro aus der gemeindeeigenen Rücklage nehmen, bis 2014 sei die vollkommen aufgezehrt. „Das Geld ist für das Notwendigste vorgesehen“, sagte Albers. So gebe es mehr Personal für Kindergärten und auch an den Schulen im Ort wird gebaut. Unter anderem würden die Turnhalle in Güterfelde, die Zille-Schule und der Hof der Lindenhofschule saniert. Auch in das neue Buskonzept fließe Geld – nicht jedoch für die Sanierung des Kleinmachnower Freibades. Auch Albers weiß um die Gefahr, die hinter der Stahnsdorfer Entscheidung steht. „Schließen darf man das Freibad nicht, das wäre ein Armutszeugnis“, sagt er selbst. Die Gemeinde wolle trotz der schlechten Kassenlage zumindest am jährlichen Betriebskostenzuschuss für das Bad festhalten, ihn womöglich ausbauen. Bislang seien 30 000 Euro aus Stahnsdorf für die kommende Badesaison vorgesehen.

Das jedoch ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Schon für die kommende Saison würden knapp 150 000 Euro für die notwendigsten Instandhaltungsarbeiten am Bad benötigt, sagte Gewog-Chef Fischer gegenüber den PNN. Das Geld soll zwar direkt aus dem Kleinmachnower Haushalt fließen – beschlossen sei das aber noch nicht. „Wenn kein Geld kommt, dann müssen wir Teilbereiche sperren.“ Selbst wenn die 150 000 Euro fließen, sei das nur Flickschusterei. Fliesen werden wieder angeklebt, ein paar Gehwegplatten erneuert und die Solaranlage zum Heizen des Wassers repariert. „Irgendwann wird die Bombe knallen“, sagt Fischer. Nur eine komplette Sanierung mache Sinn.

Das kostet aber: Die Summen für eine Sanierung schwanken den ersten Konzepten nach zwischen 4,5 und fast 9 Millionen Euro – zu viel findet Klaus Wandrei, Vorsitzender des Fördervereins für das Freibad. Zwar wäre es schön, soviel Geld zu bekommen, die Millionenbeträge hätten die Entscheidungsträger jedoch abgeschreckt. „Die Summen werden benutzt, um das Projekt zu blockieren“, sagt er. Deshalb hat der Verein ein neues Konzept entwickelt: 3,5 Millionen Euro würde die abgespeckte Sanierungsvariante kosten. Die wäre selbst dann zu bezahlen, wenn Stahnsdorf aus dem Projekt aussteige. „Wichtig ist, dass die Becken und die Technik erneuert werden.“ Schon in der kommenden Woche will Wandrei auf der Sitzung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft „Der Teltow“ für die kleinere Variante werben. Auch bei der Gewog ist bereits eine Notsparvariante für das Freibad erarbeitet worden, teilte Freibadbetreiber Fischer mit. Mit rund einer Million Euro wäre das Bad für die nächsten zehn Jahre gerettet, sagt er.

Auch der Stahnsdorfer Linken-Politiker Harald Mushack, Mitglied im Freibadverein, will in seiner Gemeinde weiter für die Sanierung des Bades werben und hat dafür eine neue Finanzierungsidee: Statt das Bad erst im Mai zu öffnen und schon im August zu schließen, könnte die Badesaison mithilfe eines mobilen Daches künstlich verlängert werden. Das Dach hätte einen entscheidenden finanziellen Vorteil: Die Kommunen würden gemeinsam jährlich bis zu 140 000 Euro sparen, weil sie ihre Schulkinder zum Schwimmunterricht nicht mehr in andere Schwimmhallen fahren müssten. Schon nach wenigen Jahren hätte sich die Traglufthalle amortisiert und es bleibt mehr Geld für die Sanierung des Bades.